Re: Laange Zyklen + Kinderwunsch

Geschrieben von Claudia am 30. Mai 2011, 14:37
Als Antwort auf: Laange Zyklen + Kinderwunsch geschrieben von Sandra

Liebe Sandra!

Herzlich willkommen hier bei uns! Magst du ein bisschen von dir erzählen wo du herkommst? Wir haben hier schwerpunktmäßig im Moment Deutschland vertreten, an zweiter Stelle schätzungsweise Österreich (daher würde ich mich über österreichischen Zuwachs seeeehr freuen :-) ), die Schweiz ist gerade mehrheitlich schwanger, könnte also auch Zuwachs gebrauchen. Achja, und ansonsten sind wir verteilt auf Togo, Alaska, China, Italien, Paraguay, ... :-)
Ich bin gespannt, welches Land du unterstützt. :-)


> Nun hätte ich einige Fragen - wer kann mir weiterhelfen? Ich bin 39 Jahre
> und habe einen Sohn der bald 10 Jahre wird (Geb.jahr 2001).

Ich habe gleich mal eine indiskrete Frage zum Einstieg: Ist der Vater in allen Fällen derselbe? Oder ist der zehnjährige Sohn von einem früheren Partner?
(Das soll bitte keine Beleidigung oder Vorwurf sein! Sondern es ist heute leider öfters so, dass Beziehungen auseinandergehen und man neue Partner kennenlernt und dann der Kinderwunsch wieder aktuell wird. Wenn das ein neuer Partner ist, der vielleicht selbst keine Kinder hat, ist das eine andere Ausgangssituation als ein Paar, das bereits genau in dieser Kombination bereits ein Kind zusammen hat.)



> Der junge Mann war wohl ein Glückstreffer. Zuvor wurde mir vom Frauenarzt
> gesagt, ich könne mit so schlechten Hormonwerten (niedrig) nicht schwanger
> werden.

Weißt du noch, welchen Hormonwert er kritisiert hat?


> Leider habe ich sehr unregelmäßige Zyklen. Die Hochlage dauert immer 2 Wochen
> - es scheint ein Eisprung stattzufinden - allerdings dauern die Zyklen von
> 37-75 Tage (wie gerade jetzt).

Du kannst in einem 96-Tage-Zyklus genauso schwanger werden wie in einem 23-Tage-Zyklus oder dem "magischen" oft zitierten 28-Tage-Zyklus. Die Zykluslänge ist komplett egal. Die Wahrscheinlichkeit ist immer gleich hoch.
Das Lästige ist halt die Warterei. Das gebe ich zu. So gesehen ist ein 24-Tage-Zyklus natürlich weit angenehmer, weil die Chance öfter kommt und man nicht so lange warten muss.
Aber grundsätzlich ist die Ovulation in einem langen Zyklus nicht besser oder schlechter als in einem kurzen Zyklus.


> Die Frauenärztin hat mir Mönchspfeffer verschrieben - allerdings denke ich
> einfach, das es bei mir nicht richtig greift - gebe zu, bin mit der
> Einnahme nach den ersten 3 Monaten auch schlampig geworden ...

Mönchspfeffer wirkt zyklusreglulierend. Mönchi ist pflanzlich und keine Chemiekeule. Daher dauert es seine Zeit, bis er wirkt. Nach 3 Monaten fängt er gerade mal an damit. Das wäre also fein gewesen, wenn du ihn länger genommen hättest.

Wenn du neu damit beginnen möchtest - was ich dir ans Herz lege -, dann probier bitte gleich die selbstangesetzte Tinktur. Früher hat es die Tinktur zu kaufen gegeben unter dem Namen Agnumens. Da der bürokratische Aufwand für eine Verlängerung der Zulassung zu hoch gewesen wäre, hat der Pharmakonzern die Produktion leider eingestellt. Als "Ersatz" gibt es von der Konkurrenz nun Tabletten, von denen du zehn(!) Stück auf einmal nehmen müsstest, damit du annähernd die Mönchi-Menge zu dir nimmst, die in den Tropfen drinnen war. Zur Herstellung brauchst du lediglich eine Kaffeemühle und ein Glasgefäß. Moment, ich suche es dir heraus, hier die Anleitung zur Herstellung einer Mönchspfeffertinktur.

Die Wirkungsweise von Mönchspfeffer: Er soll den Zyklus regulieren, also die Tieflage bei Bedarf verkürzen und die Hochlage bei Bedarf verlängern.
Er erhöht also nicht die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit durch eine "bessere Ovulation", sondern er hilft dir, dass du öfter/schneller eine neue Runde beginnen darfst und somit mehr Chancen pro Jahr erhältst.

Ursache einer langen Tieflage kann Stress sein - jeder Art. Wenn du also Dauer-Streit mit der Nachbarin hast, dir mit der Hausbesorgerin in den Haaren liegst, der Chef seinen Grant immer an dir auslässt oder deine Schwiegermutter an dir herumnörgelt, dann versuch, das loszuwerden. Schieb auf deinen Mann ab, was du abschieben kannst. Erstens haben Männer eine dickere Haut, und zweitens stört es ihren Zyklus nicht. :-)
Falls bei dir also Stress vorliegt, versuch bitte, zur Ruhe zu kommen.
Stress ist auch in der Hochlage schädlich: Bei Stress verkrampfen sich die Eileiter. Das ist so wie wenn du zu viel arbeitest und dann einen verspannten Rücken oder Nacken hast. Genauso verkrampfen sich die Eileiter. Der Haken: Wenn die Eileiter sich verkrampfen, werden sie undurchlässig. Und zuerst müssen ja die kleinen Jägerchen in Richtung Eizelle sprinten, und dann muss die befruchtete Eizelle zurück durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter, um sich einzunisten. Wenn da blockiert ist, kann keine Schwangerschaft stattfinden.
Also grundsätzlich: Weg mit dem Stress und Entspannung suchen.


> Wer kann mir sagen ob es
> a) wie meine Ärztin eigentlich sagt, nicht zum Qualitätsverlust der Eizelle
> kommt (habe Angst vor weiteren FG)

Eine Fehlgeburt kann man nie ausschließen. Mit zunehmendem Alter steigt aber nicht die Anzahl von Fehlgeburten, sondern sinkt die Wahrscheinlichkeit für das Zustandekommen einer Schwangerschaft. Mit 50 Jahren wirst du also nicht 99,99%iges Fehlgeburtenrisiko haben, sondern nur noch extrem schwer schwanger werden. Ganz ausschließen kann man eine Schwangerschaft mit 50 übrigens auch nicht! Solange du biphasische Zyklen hast, also Tieflage und Hochlage, besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft.

Falls du eine weitere Fehlgeburt hast, soll der Arzt bitte auf jeden Fall der Sache auf den Grund gehen. Bis zu einem gewissen Grad kann man die Ursache eingrenzen. Eine Schwangerschaft besteht grob gesprochen aus zwei "Teilen": (a) dem Kind, (b) der Mutter/Versorgung/Kinderzimmer. Wenn das Kind kerngesund ist, aber das Kinderzimmer mangelhaft, kommt es zu einer Fehlgeburt. Auch wenn umgekehrt das Kinderzimmer perfekt ist, aber das Kind beispielsweise einen genetischen Defekt hat, kommt es zu einer Fehlgeburt. Je nach Ursache kann man überlegen, ob man gezielt etwas unternimmt. Wenn beispielsweise zu wenig Progesteron gebildet wird, kann man durch Progesterongaben unterstützen.
Aber dazu muss man die Ursache kennen, um gezielt handeln zu können. Und dazu muss der Arzt - falls es noch einmal zu einer Fehlgeburt kommt - nach der Ursache forschen.


> b) der Mönchspfeffer bei verlängerte 1. Phase das Richtige ist

Ganz eindeutig: JA!


> c) Ich altersbedingt doch langsam unseren Wunsch aufgeben sollte - wie sind
> hier die Erfahrungen der späten Mütter

Schau mal nebenan ins Schwangerschaftsforum. Da gibt es einen Link "unsere Schwangeren", und da sind nicht mehr alle ganz jung.
Und wie gesagt: Mit dem Alter erhöht sich nicht die Wahrscheinlichkeit für Fehlgeburten, sondern du brauchst ein bisschen mehr Geduld.


> d) Clomifen wäre der nächste Schritt - lt. FÄ - ist aber doch mit
> Nebenwirkungen verbunden wie ich gelesen habe - Vorschlag???

Autsch. Das war das falsche Stichwort. ;-) Clomifen soll die Follikel beim Wachstum antreiben und wird dann gegeben, wenn nachweislich keine Ovulation stattfindet. Wenn du biphasische Zyklen hast, können wir davon ausgehen, dass du diesbezüglich keine Probleme hast.
Der Haken bei Clomifen: Erstens ist es nicht grad "romantisch", jeden zweiten Tag bei der Ärztin im Wartezimmer zu sitzen und auf den Ultraschall zu warten. Und dann eine Spritze zu bekommen. Und dann Sex auf Kommando. (Naja, natürlich schon zu Hause. Aber ein "es muss heute abend sein" ist halt nicht so fein ...).
Und zweitens verschlechtert Clomifen den Zervixschleim. Schlechter Zervixschleim kann den Muttermund nahezu "verstopfen", sodass die Jägerchen sich enorm schwer tun, ans Ziel zu kommen. Dein Mann liefert sie zwar wunschgemäß aber, aber sie schaffen keine fünf Zentimeter, weil der Zervixschleim so unfreundlich zu ihnen ist.
Falls bei dir keine Ovulation stattfindet, dann ist es ein Abwägen der Vor- und Nachteile: Mit Clomifen kann man bei dir eine Ovulation verursachen, handelt sich aber dafür bei den Spermien deutliche(!) Minuspunkte ein. Das ist natürlich besser als gar keine Ovulation.
Wenn du aber einen wunderschönen biphasischen Zyklus hast, also Tieflage, Anstieg, Hochlage, dann sehe ich keinen Grund für Clomifen. Denn dann verschlechterst du eure Gesamtsituation. Du verkürzt zwar die Warterei, weil du dann punktgenau am 14. oder 15. Tag die Ovulation haben wirst, aber für die Spermien wird das eine Quälerei.
Zudem darfst du nur 6 Clomi-Zyklen absolvieren. Danach ist das Krebsrisiko für dich zu hoch.

Das ist für mich also wirklich nur dann ein Ausweg, wenn definitiv keine Ovulation stattfindet.
Ansonsten handelst du dir damit nur Nebenwirkungen und Verschlechterungen ein.


Sag mal, du hast geschrieben, dass deine Ärztin deine Hormonwerte kritisiert hat. Hast du einen einigermaßen aktuellen Hormonstatus, und bist du da im Rahmen?


Und: Habt ihr in letzter Zeit ein Spermiogramm machen lassen? Auch ein Spermiogramm kann sich im Lauf der Jahre ändern.


Wenn du deinen Zyklus herzeigen magst, stelle ich ihn gerne zu den anderen dazu. Vielleicht fällt uns ja etwas auf. Unter deinem Zyklusblatt findest du die URL. Die kannst du hier posten.


Liebe Grüße aus dem strahlendsonnigen Wien,
Claudia
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