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Herstellung einer Mönchspfeffertinktur

Ich bin Profi und möchte nur die Kurzanleitung.


Da die in Österreich hergestellten und mit Abstand höchstdosierten Agnumens leider nicht mehr erhältlich sind, hier eine Anleitung zur Herstellung einer Tinktur, die den Inhaltsangaben auf dem Beipacktext der Agnumens entspricht. Diese Anleitung ist nach bestem Wissen und Gewissen erstellt worden. Ich bitte um Verständnis, dass wir keine Verantwortung oder Haftung übernehmen können.

Meine unzähligen Fragen zur Herstellung hat unser Apotheker Wilfried mit unglaublicher Geduld beantwortet - danke!!! Zum allgemeinen Verständnis möchte ich die Antworten hier mit-einfließen lassen. Wer den mathematischen Teil nicht nachvollziehen kann - macht nichts. Bitte einfach über den grauen Bereich hinweg lesen und bei der blauen Schrift wieder einsteigen! :-)

Achtung, hier kommen mathematische Überlegungen - bitte einfach überspringen
Auf Wilfrieds Beipacktext der Agnumens findet man folgende Formulierung:
"Alkoholischer Auszug (ca. 58 Gew.-%) aus Fruct. Agni casti (100 g Agnumens entsprechen 20 g Trockendroge)."
Auf meinen Agnumens stehen interessanterweise 60Gew.%. Offenbar darf man das nicht so eng sehen. ;-)

Hinweis: Hier sehen wir bereits eine interessante Tatsache: Alkohol wird in Gramm gemessen, nicht in Litern! Pharmazeuten messen Alkohol in Gewichtsprozent. Im Handel erhältlich und gewöhnt sind wir an Volumsprozent. Wir müssen also zwischen Volumsprozent und Gewichtsprozent umrechnen.

Was bedeutet der Satz auf dem Beipacktext nun?
  1. Das Endprodukt besteht aus 58 Prozent Alkohol. In 100g Endprodukt sind also 58g Alkohol enthalten. Der Rest, also 42g, bestehen aus Wasser und "Agnus-Extrakt".
    Anmerkung: Wir werden die Mönchspfefferfrüchte in Alkohol ansetzen und nach einiger Zeit abseihen. Die Möchspfefferfrüchte geben dabei Wirkstoffe an den Alkohol ab. Das bezeichne ich als "Agnus-Extrakt".
    Leider wissen wir nicht, wie groß der Wert für "Agnus-Extrakt" ist und haben dafür auch keinerlei Schätzung. Vielleicht dürfen wir diesen Wert ja vernachlässigen? Ich überlege: Wenn wir das "Agnus-Extrakt" mit 1g rechnen, haben wir Folgendes:
                58g .................... Alkohol
                41g .................... Wasser
                1g .................... "Agnus-Extrakt"
    Wir setzen ja Mönchspfeffer in Alkohol an. "Agnus-Extrakt" kommt vom Mönchspfeffer, der Rest, also 58g+41g, muss der Ansatz-Alkohol sein. Wievielprozentig ist der Ansatz-Alkohol in dieser Rechnung? Als Schlussrechnung ergibt sich:
          100 Gewichtsprozent ................... (Alkohol + Wasser) = (58g + 41g) = 99g
                ? Gewichtsprozent ........................................................................... = 58g
    Wenn man mit 1g "Agnus-Extrakt" rechnet und das Ergebnis in Volumsprozent umrechnet, erhält man für den Ansatz-Alkohol 66,4 Volumsprozent.
    Wenn man das "Agnus-Extrakt" vernachlässigt, erhält man 65,8(volums)prozentigen Alkohol.
    Wenn man mit den 60% aus meiner Packungsbeilage rechnet (und "Agnus-Extrakt" vernachlässigt), erhält man 67,7(volums)prozentigen Alkohol.
    ("Erhält" ist hier vielleicht unklar ausgedrückt. "Erhält" bezieht sich hier darauf, dass es das Ergebnis der Rechnung ist. In der Realität ist das der Alkohol, mit dem man die Tinktur ansetzt.)
    Wir haben also gesehen, dass wir einen ungefähr 66%igen Alkohol zum Ansetzen brauchen. Im Handel erhältlich ist 80%iger Ansatzkorn. Wir müssen also den 80%igen Ansatzkorn mit Wasser "strecken". Rechnerei zwischen Volumsprozent und Gewichtsprozent liefert: Um 66%igen Alkohol zu erhalten, muss ich zu einem Liter 80prozentigem Ansatzkorn noch 225ml Wasser (=225g Wasser) zugeben.
    (Wenigstens bei Wasser kann man bequem zwischen Gramm und Milliliter umrechnen!)
  2. Der zweite Teil des Satzes sagt uns: Für 100g Endergebnis müssen 20g Mönchspfefferfrüchte angesetzt werden.
    Zur praktischen Verwendung übersetzen wir das: In 1kg 66%igen Alkohol (Waage!) setze ich ein Viertel Kilogramm Mönchspfeffer an.
    Oder allgemeiner: Vier Teile 66%iger Alkohol, ein Teil Mönchspfeffer. (beides in kg gemessen!)

Was bedeutet das für uns?
Wir haben vorhin gerade einen Liter Ansatzkorn mit 225ml Wasser gemischt. Das ergibt insgesamt 1084g von 66%igem Alkohol. Wir benötigen also 271g getrocknete Mönchspfefferfrüchte.

Einschub: Achtung, 66%igen Alkohol erreicht man nicht durch Zusammenschütten von 80%igem und 40%igem, wie wir es in der Schule berechnet haben. Alkohol weist ein seltsames Verhalten auf: Beim Mischen werden die Massen addiert, aber interessanterweise ergibt das nicht das erwartete Volumen! Ein Liter 80%iger Alkohol plus ein Liter 40%iger Alkohol ergeben NICHT zwei Liter Alkohol, sondern weniger. (siehe beispielsweise obige Rechnung für 80%igen Alkohol und Wasser)

Zur Erklärung (bevor es in der "Kochanleitung" weitergeht):
Warum 66%igen Alkohol und nicht höchstprozentigen Alkohol? Ist "mehr" nicht besser?
Nun, manche Stoffe sind besser wasserlöslich, manche sind besser alkohollöslich. Dadurch, dass man eine Mischung aus Alkohol und Wasser verwendet - also einen 66%igen Alokhol (der aus 66% Alkohol und 34% Wasser besteht) - gibt man beiden Stoffen die Chance, gelöst zu werden.

Wir verwenden also:
1 Liter 80%iger Ansatzkorn
225ml Wasser
271g getrocknete Mönchspfefferfrüchte
(Ich runde auf 300g, weil ich - siehe unten - nicht so viel "Wirkung" herauspressen kann wie eine Maschine.)

Auf Anregung haben wir auch für 66%igen Alkohol umgerechnet:
1 Liter 66%iger Ansatzkorn
kein(!) Wasser
225g getrocknete Mönchspfefferfrüchte
(Ich runde auf 250g, weil ich - siehe unten - nicht so viel "Wirkung" herauspressen kann wie eine Maschine.)


Wie muss nun das Gefäß aussehen, in dem ich die Tinktur ansetze?
Die Kriterien lauten: "Ein Glasgefäß mit weiter Öffnung, normal sauber gewaschen, verschließbar."
Ich habe mich für ein Rexglas entschieden. Die Größe des Rexglases mit 2,5 Litern war optimal.

In welcher Form verwende ich die Mönchspfefferfrüchte? Ganz oder gemahlen?
In der Kaffeemühle kurz zwei oder drei Mal auf den Knopf drücken, das ergibt gehackte Früchte. Die Oberfläche ist nun größer, und die Wirkstoffe können durch den Alkohol besser herausgelöst werden.
Wenn man die Früchte zu Mehl mahlt, hat man hinterher vielleicht Probleme beim Herausfiltern (siehe unten). Der Staub verklebt das Filterpapier, es geht nichts weiter. Daher lässt man die Früchte in nicht ganz so fein gehacktem Zustand.

Die gehackten Früchte leert man in das Glas und gibt den Alkohol und das Wasser dazu. Um Verdunstungsverlust zu vermeiden, wird das Gefäß geschlossen. Zimmertemperatur passt perfekt. Keinesfalls in die Sonne stellen - die Sonne beschleunigt Abbauprozesse!

Das Glas stellen wir nun für sechs Tage ruhig hin, irgendwo in der Küche auf die Arbeitfläche (wie gesagt nicht in die Sonne!), zwei bis drei Mal am Tag kurz umrühren oder schütteln.
Warum umschütteln? Dort, wo Mönchspfefferfrüchte sind, ist die Wirkstoff-Konzentration im umgebenden Alkohol schon recht hoch. Dort können kaum noch Stoffe herausgeholt werden. An einer anderen Stelle im Glas ist vielleicht gerade kein Mönchspfeffer, sondern nur Alkhol. Dort könnten noch Stoffe aufgenommen werden. Durch das Umrühren wird die Flüssigkeit durchgemischt, damit weiterhin Stoffe aus den Früchten gelöst werden können.

Nach sechs Tagen versuchen wir, die Früchte wieder herauszuholen. Wenn man sie länger (für immer) drinnen lassen würde, würden unerwünschte Abbauprozesse stattfinden. Da die Wirkstoffe nun schon sehr gut gelöst sind, können wir die Flüssigkeit entweder durch ein Tuch filtern und den Rückstand auspressen, oder durch einen Filter abseihen. Ich empfehle, durch ein Tuch zu filtern und auszupressen, weil man gerade beim Auspressen noch kräftig gefärbte Flüssigkeit herausbekommt, die man sonst wegwerfen würde.

Nachdem unsere Flüssigkeit drei Tage an einem ruhigen Ort gestanden ist, filtern wir sie nochmals (ein ganz normaler Kaffeefilter genügt).
Die Tinktur ist nun fertig und soll lichtgeschützt aufbewahrt werden.

Dosierung:
Die Agnumens (also das Original) empfehlen zum Einstieg "früh nüchtern 40 Tropfen, nach dem Wirkungseintritt kann die Dosis schrittweise auf 20 Tropfen gesenkt werden." Ich habe leider beim Auspressen (Kolieren) zu wenig Kraft im Vergleich zu einer Maschine, die das sicherlich effizienter macht. Mein Rückstand ist leider immer noch recht feucht. Da würde man sicher noch gute und vor allem gehaltvolle Tropfen herausbekommen. Anders gesagt: Ich habe nicht so viel Wirkstoff herausbekommen wie die Pharmaindustrie. Bei dieser Tinktur erhält man dieselbe Wirkung bei ungefähr 100 Tropfen. Das möge bitte jede selbst ausprobieren, wie hoch man dosieren muss, damit die gewünschte Wirkung (Verlängerung der Hochlage, Zyklusregulierung, Eliminierung der Regelschmerzen) eintritt. Laut Wilfried schadet eine Überdosis nicht. Da aber Alkohol und Mönchspfeffer nicht gratis sind und man auch nicht monatlich eine neue Tinktur ansetzen möchte, wird man also nicht freiwillig überdosieren. :-)

Menge:
Mit obiger Zutatenliste erhalte ich 0,7 Liter Mönchspfeffertinktur. Damit kommt man einige Zeit aus. :-)
Weniger würde ich nicht ansetzen, weil Mönchspfeffer in kleineren Mengen (merkbar) teurer ist. Brauchen tut man's ja ohnedies, man muss nicht so oft eine Tinktur ansetzen, und man hat dann gleich Vorrat für ein paar Monate.

Kosten:
Preislich ist man - wegen der höheren Dosierung - eine Spur über den Agnumens. Diese Tinktur ist aber weitaus(!) günstiger als alle derzeit im Handel befindlichen Mönchspfefferpräparate (eben weil diese so gering dosiert sind).

Und nun wünsche ich gutes Gelingen und baldige Zyklusregulierung! Das Ansetzen der Tinktur ist wirklich ganz einfach. Viel Spaß! :-)



Wissensquellen:
[1] Mein wichtigster Wissensspender war und ist Wilfried, der Apotheker. Seine Überlegungen, seine Gedanken, seine Vorschläge, seine Geduld im Beantworten meiner unzähligen Fragen bilden die Grundlage meiner Versuche. DANKE!!!
[2] Abschnitt aus dem Österreichischen Arzneibuch
Die Mazeration ist eine bei gewöhnlicher Temperatur vorgenommene einmalige Extraktion einer Droge von angegebenem Zerkleinerungsgrad. Die Droge wird mit der vorgeschriebenen Menge des Extraktionsmittels übergossen und in einem gut verschlossenen Gefäß an einem dem Sonnenlicht nicht unmittelbar ausgesetzten Ort unter öfterem Umschütteln bei Zimmertemperatur 6 Tage lang stehen gelassen. Hierauf wird koliert und der Rückstand ausgepresst; Kolatur und Pressflüssigkeit sind zu vereinigen. Dann lässt man 3 Tage lang an einem kühlen Ort absetzen und filtriert schließlich unter weitgehender Vermeidung eines Verdunstungsverlustes. Der bei der Bereitung unvermeidliche Verlust an Flüssigkeit darf nicht durch Zusatz von reinem Extraktionsmittel zur Kolatur ergänzt werden.
[3] Ein großer Dank an meine Testerinnen, die mehrere Monate hindurch mitprotokolliert haben (hier nur Kurzfassungen, weil die vollständigen Protokolle mehrere Seiten umfassen): [4] http://www.olionatura.de/_basics/tinkturen.php




Wenn man das Obige verstanden und bereits ein Mal durchgeführt hat, genügt vermutlich folgende

Kurzanleitung:

1 Liter 66%iger Ansatzkorn
kein(!) Wasser
250g getrocknete Mönchspfefferfrüchte

Oder: 1 Liter 80%iger Ansatzkorn
225ml Wasser
300g getrocknete Mönchspfefferfrüchte
Oder: 1 Liter 94%iger Alkohol
450ml Wasser
350g getrocknete Mönchspfefferfrüchte


Mönchspfefferfrüchte hacken (Kaffeemühle - ein paar Mal kurz auf den Knopf drücken), in ein 2,5-Liter-Glasgefäß einfüllen, Alkohol und Wasser dazugeben.
Das Gefäß verschließen, für 6 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen; 2-3x täglich umrühren.
Nach 6 Tagen die Mischung durch ein Tuch pressen, die erhaltene Flüssigkeit für weitere drei Tage ruhig stehen lassen und anschließend filtern.


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