Sandra hat Dir schon aus PCO-Sicht geantwortet. Ich bin kein PCO-Experte, aber ich werde versuchen, auf Deine Zyklusfragen einzugehen.
>Vor einer Woche (6.ZT) war ich deshalb mal beim Gyn. Anhand des Ultraschalls
>lautete die Diagnose polyzystische Ovarien.
Nur aus einem einzigen Faktum heraus auf PCO zu deuten, erscheint mir ein wenig riskant ...
>Ich soll jetzt Temp. messen und zw. dem 3.-5- ZT des nächsten Zyklusses wieder
>kommen zwecks Hormonspiegelbestimmung. Dann folgt eine Ultraschallüberwachung
>des übernächsten Zyklus und im dritten Zyklus dann gfs. eine Therapie.
Eine Ultraschallüberwachung im nächsten Zyklus ist zwar vermutlich anstrengend, weil Du dann mehrere Besuche beim Facharzt einplanen musst, aber dafür weißt Du danach auch, ob Du einen Eisprung hattest oder nicht. Denn das kann man nur mit dem Ultraschall feststellen. Das kannt man als Frau alleine nicht feststellen, auch nicht mit der Temperatur.
>In dieser Woche seit dem Gyn-besuch haben sich mir Unmengen an Fragen/Zweifeln
>gestellt
>- meine Zyklen sind zwischen 25 und 30 Tagen (NIE mehr; die 25 Tage auch erst
>seit einigen Monaten). Dies scheint mir widersprüchlich zu dem klinischen Bild
>der polyzyst. Ov. (deutlich verlängerte Zyklen)
PCO ist ein wenig heimtückisch. Es gibt viele Ausdrucksformen, aber Du musst nicht jede haben.
>- ich hatte seit Jan. zweimal den Eindruck schwanger gewesen zu sein (das
>waren dann die etwas längeren Zyklen; behaupte jetzt auch mal, nicht jedes
>Symptom über zu interpretieren). Das würde doch auch nicht zu den poly.Ov.
>passen, oder? Und warum geht der Arzt auf sowas gar nicht ein in der Phase der
>Diagnosestellung? Bin ich diesbezüglich zu anspruchsvoll?
Wie war der Verlauf dieser längeren Zyklen? Hast Du Zervixschleim beobachten können, wenn ja: wann? Welche Symptome hattest Du, aus denen Du auf Schwangerschaft geschlossen hast?
>- die eher verkürzten Zyklen sowie die eventuellen (kurzen) Schwangerschaften
>würden doch eher auf eine Gelbkörperinsuffizienz hindeuten?
Das kommt darauf an, wo sie verkürzt sind, aber das wirst Du jetzt mit der Temperaturmessung bald wissen. Im ersten Teil dürfen sie so kurz sein wie sie wollen. Wenn der zweite Teil, also die Hochlage, weniger als 11 Tage hat, hast Du mit dem Gelbkörper Probleme. Daher ist die Temperaturmessung also ganz wichtig. Schau Dir bitte in den Zyklen die Länge der Hochlage an. Und zwar (hier nur eine Kurzanleitung): Du suchst Dir die letzten sechs niedrigen Messungen vor dem Temperaturanstieg. Wie hoch ist der höchste hier gemessene Wert? Das ist der Wert, durch den Deine Basislinie geht. Nun geht es weiter: Die folgenden mindestens drei Messungen müssen über dieser Basislinie sein. Wenn das nicht passt, musst Du andere sechs niedrige Messungen suchen (kurz vorher, kurz nachher), mit denen es sich dann ausgeht. (Okay, es gibt Sonderfälle, aber auf die lassen wir fürs Erste mal weg. Und die Auswertung mit dem Zervixschleim lassen wir jetzt auch mal weg.) Und jetzt zählst Du von der ersten höheren Messung die Tage bis zum Ende des Zyklus. Wie lange ist das?
>- habe diesen Zyklus ja das erste Mal gemessen (hätte ich ja auch früher
>draufkommen können :o) beginnend mit dem 7. ZT und hatte wohl am 13. ZT einen
>Eisprung - das passt doch auch nicht zu den polyzyst. Ovarien, oder?
Achtung: Ein Temperaturanstieg ist kein Beweis für einen Eisprung! Es deutet nicht auf PCO, das ist richtig, aber ein Temperaturanstieg ist kein Beweis für einen Eisprung! Umgekehrt stimmt es: Du brauchst für einen Eisprung einen Temperaturanstieg. Das ist richtig. Aber nicht jeder Temperaturanstieg bedeutet automatisch Eisprung.
Im allgemeinen kann man zwar davon ausgehen, dass es so ist. In 5% der Fälle findet keiner statt. Aber gerade bei unerfülltem Kinderwunsch kann der Prozentsatz deutlich darüber liegen.
Es ist auch nicht so, dass der Eisprung (falls einer stattfindet), am Tag mit der tiefsten Temperatur stattfindet oder am letzten Tag vor dem Temperaturanstieg oder sonst an einem bestimmten Tag. Sonst wäre Verhütung ja um einiges einfacher. ;-)
Nein, der Eisprung ist entweder vor oder während oder nach dem Temperaturanstieg, das kann man nicht sagen. Und alles immer vorausgesetzt, dass überhaupt einer stattfindet.
>- ich hatte zweimal nach Schlafmangel (3 Std. bis zur Messung) etwas höhere
>Temperatur (0,1° höher als die höchste Temp. sonst in der Niedrigphase). Ist
>das durch den Schlafmangel erklärbar?
Ja. Das ist nicht bei jeder Frau so. Manchen ist es völlig egal, wie lange sie schlafen, oder wie sie aufwachen. Man kann also nicht generell sagen, dass bei jeder Frau nach Schlafmangel die Temperatur höher ist. Aber es ist bekannt, dass viele Frauen dazu neigen, und man sieht es oft in den Temperaturkurven. Ich finde es jedenfalls toll, dass Du das von selber bei Dir herausgefunden hast!!!!
Wenn Du so aufmerksam Deinen Körper beobachtest und Dich dafür interessierst, wirst Du mit Deiner guten Beobachtungsgabe und Aufmerksamkeit und einem hoffentlich guten Arzt bald heraußen haben, was bei Dir los ist!
Übrigens: Diese Schlafmangel-erhöhte Messung musst Du bei den sechs niedrigen Messungen nicht berücksichtigen. Falls da eine erhöhte Messung dabei ist, wo Dir klar ist, warum sie erhöht ist (Fieber, Schlafmangel, Verkühlung, ...), dann zählt sie zwar zu den sechs Messungen, Du streichst aber sozusagen ihren Wert. Wenn Du also die höchste dieser sechs Messungen suchst, dann zählen hier nur die fünf anderen Messungen.
>- ich bin ein eher ungeduldiger "anpackender" Mensch und mir kommt die
>ärtzliche Vorgehensweise total "träge" vor, weiß aber wie gesagt nicht, ob ich
>ihm damit Unrecht tue?!
Tja, leider kann man nicht mit einem Fingerschnippen den Sachen auf den Grund gehen. Da ein Zyklus ungefähr ein Monat dauert und man nach einem Zyklus eigentlich nicht sagen kann, ob das der "Normalfall" war, oder ob das ein Ausnahmezyklus war (das wird sich erst nach mehreren Zyklen herausstellen, und daher sind gute Zyklusaufzeichnungen auch besonders wichtig), dauert die ganze Sache leider ihre Zeit ...
>Hinzu kommt (und das weiß er), dass ich (bisher einen
>sehr leichten Verlauf der) MS habe und eine Interferon-Therapie erst beginnen
>kann nach Schwangerschaft und Stillzeit (deren Ende ich das Kind bestimmen
>lassen würde - sprich, es brennt mir nicht so besonders unter den Nägeln; mein
>erstes Kind stillt jetzt noch mit 2J. 4M.)
Eine anstehende MS-Behandlung ist allerdings schon ein Argument, dass sich das möglichst nicht allzulange verzögern sollte. Aber wie gesagt: Wenn Du weiterhin so aufmerksam Deine Zyklusaufzeichnungen führst und damit selbst aktiv mitarbeitest, wirst Du schneller bei der Diagnose und am Ziel sein!
>- geht man in diesem Stadium/ wegen sowas eigentlich in eine KiWu-Praxis, oder
>ist das völlig übereilt und mit Kanonen auf Spatzen geschossen?
Ich würde abwarten, was bei den Beobachtungen und Untersuchungen (Zyklus, Ultraschall, ...) jetzt herauskommt. Ohne brauchbare Grundlagen tun sich die Leute dort auch schwer. Wenn Du dann weißt, was los ist, und Dein Facharzt Dich mit der Diagnose alleine im Regen stehen lässt und sich nicht weiter um Dich kümmert, kannst Du Dir eine Kinderwunsch-Praxis überlegen. Aber jetzt wäre es - denke ich - zu früh.
Alles Gute mit den Zyklusbeobachtungen! Falls Du Deine Zyklen ausgewertet haben möchtest oder Fragen dazu hast, kannst Du sie uns gerne schicken/posten.
Liebe Grüße,
Claudia