Re: 1.Zyklus
Geschrieben von Claudia am 27. Oktober 2010, 23:53
Als Antwort auf: 1.Zyklus geschrieben von Cornelia

Hallo liebe Cornelia!

> Hallo ich bin ganz neu hier und habe den Wunsch schwanger zu werden,hat bis
> jetzt leider nicht geklappt und nun versuche ich es mal mit einer
> Temperaturkurve...ich bin noch ziemlich ungeübt und habe manche Sachen noch
> nicht richtig beachtet...aber ich bin sehr neugierig,hatte ich einen
> Eisprung oder nicht?Kann mir jemand meine Frage beantworten?

Diese Frage kann dir leider niemand beantworten. Und zwar deswegen, weil eine Ovulation nicht nachweisbar ist.
Ein Zyklus läuft im Normalfall folgendermaßen ab: Zuerst reifen viele Follikel heran. Parallel dazu wird in der Gebärmutter ein Kinderzimmer angelegt. Im normalen Sprachgebrauch: Die Gebärmutterschleimhaut wird aufgebaut, sodass sich ein Kleines einnisten kann.
Einer der Follikel wird ganz groß (oder eventuell auch mehrere - dann können es Zwillinge werden). Dieser große Follikel platzt, und die darin enthaltene Eizelle wird freigesetzt. (Diese Eizelle kann dann befruchtet werden oder auch nicht.) Aus dem restlichen Follikel entsteht der Gelbkörper, der - auf Umwegen - für eine Temperaturerhöhung sorgt.
Wenn nach ungefähr(!) zwei Wochen keine Einnistung stattgefunden hat, wird das Kinderzimmer geräumt, sprich die nun überflüssige Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen, und es kommt zur Regelblutung.

So weit der Normalfall.

Es gibt nun Sonderfälle:
(a) Der Follikel ist leer. Es ist keine Eizelle enthalten. Dann kann der Follikel zwar platzen, und die restliche Hülle wandelt sich in den Gelbkörper um. Aber es ist eben nicht das, was wir unter "Ovulation" vorstellen, weil keine Eizelle freigesetzt wird. Im Zyklusblatt siehst du keinerlei Unterschied zum Normalfall. Und auch die Ärztin kann das nicht feststellen.

(b) LUF-Syndrom: Der Follikel wächst und wächst und wächst. Und wächst. Aber irgendwie kommt es dann doch nicht zum Platzen. Stattdessen wandelt sich der gesamte Follikel - mitsamt der eingeschlossenen Eizelle - zum Gelbkörper um. Die arme Eizelle ist eingesperrt und kann nicht hinaus. Auch in diesem Fall sieht es auf dem Zyklusblatt ganz normal aus, und auch hier kann deine Ärztin nichts feststellen.

(c) Der Follikel wächst und platzt; aber die Eizelle bleibt hängen und kann nicht hinaus. Die Hülle wandelt sich in den Gelbkörper um, ohne dass die Eizelle eine Chance gehabt hätte, befruchtet zu werden. Auch das ist weder durch ein Zyklusblatt noch durch eine Ärztin nachweisbar.

In den Informationen gibts einen Artikel dazu, hier ist er: Nachweis einer Ovulation.


Wir können also nicht nachweisen, dass eine Ovulation stattgefunden hat. Wir können aber schauen, ob der Zyklus "gut" aussieht; also ob er so aussieht, wie ein Zyklus ablaufen sollte.


Ich schaue mir jetzt mal deinen Zyklus dazu an.

Was mir auffällt:

--> Das Geburtsdatum fehlt
Bei den Online-Blättern fragen wir nicht nach dem exakten Geburtsdatum, sondern mich interessiert nur das Geburtsjahr. Der Sinn ist der, dass man sehen kann, ob dein Körper vielleicht noch in der Entwicklung ist, du dich im "normalen" Leben befindest oder vielleicht in Richtung Wechseljahre driften könntest. Wenn du 20 bist, würde ich beispielsweise fragen, wann du die erste Blutung bekommen hast. Falls du mit 18 das erste Mal eine Blutung erlebt hast, bist du gynäkologisch gesehen erst 2 Jahre jung, also in der Entwicklung. Wenn du mit 11 Jahren die erste Blutung hattest, bist du aus gynäkologischer Sicht bereits 9 Jahre.
Wenn du 45 Jahre bist und der Zyklusverlauf entsprechend ist, könnte ich an Wechseljahre denken.
Wenn du 30 Jahre bist, könnte ich an Stillzeit denken oder an Schilddrüse oder ...
Daher ist das Alter wichtig.


--> Zackiger Temperaturverlauf.
Die Kurve sieht aus, als hättest du eine Tiroler Gebirgskette fotografiert. Oder die Dolomiten. Beispielsweise springt die Temperatur vom 10. auf den 11. Tag von 36,2 auf 36,9. Hinterher gehts dann - ein bisschen langsamer - wieder runter auf 36,3.
Das kann mehrere Ursachen haben.
(1) Du misst nicht unmittelbar nach dem Aufwachen, sondern immer um dieselbe Zeit, auch wenn du vorher schon eine Stunde joggen warst.
Gemessen werden sollte immer unmittelbar nach dem Aufwachen. Das Allererste in der Früh ist das Thermometer. Nicht das WC, nicht der Partner, sondern das Thermometer.
(2) Du misst unmittelbar nach dem Aufwachen, wachst aber zu extrem unterschiedlichen Zeiten auf. Vielleicht stehst du unter der Woche um 6 Uhr auf, und am Wochenende schläfst du bist 10 Uhr.
Das ist vollkommen in Ordnung. Trag in diesem Fall bitte die abweichende Uhrzeit ein. Es gibt Frauen, die sehr stark auf eine abweichende Uhrzeit reagieren. Anderen wiederum ist das vollkommen egal. Das sehen wir aber nur, wenn du es einträgst.
(3) Am Vortag spät ins Bett gekommen, oder am Vortag Alkohol getrunken, oder in der Nacht oft aufgestanden, oder ... All das kann sich auf die Temperatur auswirken. Inwiefern das bei dir der Fall ist, oder ob du "immun" :-) bist, sehen wir nur, wenn du es konsequent einträgst. Natürlich darfst du spät ins Bett gehen!!!! Nur trag es bitte am darauffolgenden Zyklustag unter "Anmerkungen" ein: "Gestern spät ins Bett gekommen".
(4) Krankheit. Manchmal genügt es auch, wenn man verkühlt ist oder sich mies fühlt. Bitte auch eintragen.
(5), (6), (7), ... Hier gibts noch andere Punkte, aber ich denke, die wesentlichsten habe ich oben aufgezählt. Im nächsten Zyklusblatt trag bitte diese Dinge ein. Du sollst dich nicht eingeschränkt fühlen, du darfst natürlich aufbleiben solange du willst, du darfst in der Nacht auch öfters aufstehen und die Sterne beobachten. Aber trag das bitte einfach ins Zyklusblatt ein, damit wir sehen, dass es für diese Temperaturabweichung einen Grund gibt. Danke!


--> Thermometer
"Rektal" ist genial! Das ist die beste Methode. Beim Thermometer wäre es allerdings fein, wenn du ein Quecksilberthermometer finden würdest. Verkauft werden sie leider nicht mehr. Aber vielleicht findest du noch eines in der Hausapotheke deiner Großmutter. Quecksilber misst am genauesten.
Bei digitalen Thermometern gibt es absolut "lustige" :-( Exemplare. Die zeigen mehrere Nachkommastellen an. Aber wenn man dann den Beipacktext liest, steht drauf, dass die Genauigkeit +-0.2 Grad beträgt. Das heißt, dass die zweite und dritte Nachkommastelle ungefähr so viel Wahrheit beinhalten wie die Analyse von Teeblättern bei Vollmond.
Eine Genauigkeit von +-0.1 ist für unsere Zwecke zu ungenau. Falls du bei digitalen Thermometern bleiben willst, schau bitte, dass du eins mit weit besserer Genauigkeit hast.


--> S-gl nach X
Nach dem Herzeln findest du klarerweise Sperma. Daher ist es schwer, in dieser Zeit S zu beobachten, weil man es möglicherweise mit Sperma verwechselt.
Eine Abhilfe kann die Kegelmuskelübung bieten. Mit ihrer Hilfe kannst du überschüssiges Sperma aus dem Körper herausbugsieren. Kegelmuskelübung: Du spannst die Muskeln an, und zwar so, als ob du den Harndrang zurückhalten müsstest. Dann lockerlassen. Noch einmal anspannen. Wieder locker lassen. Das Ganze ein paar Mal. Damit sollte der "Überschuss" herauskommen. Keine Angst: Für Kinderwunsch sind noch genug Jägerchen in dir! :-)
Warum ich das hier schreibe: Du hast am 10. und am 15. Tag X eingetragen und nachher jeweils S-gl. Vielleicht war das kein S, sondern Sperma. Zur Zylusauswertung wäre es natürlich fein, wenn wir möglichst genau wüssten, ob das nun S war oder nicht.


--> Zu kurze Hochlage
Schauen wir uns die Auswertung an:
Der Höhepunkt ist am 24. Tag. Das erste Kringel für die erste höhere Messung ist am 25. Tag.
Zurücknummerieren für 6 niedrige Messungen: 1 auf den 24. Tag, 2 auf den 23. Tag, 3 auf den 22. Tag, 4 auf den 21. Tag, 5 auf den 20. Tag, 6 auf den 19. Tag.
Die Basislinie geht durch die höchste dieser Messungen, das ist 36,9.
Das erste Kringel hatten wir schon, nämlich am 25. Tag.
Das zweite Kringel ist am 26. Tag, das dritte am 27. Tag.
Hier bist du leider nicht die erforderlichen 0.2 über der Basislinie. Daher brauchst du noch ein viertes Kringel am 28. Tag. Am Abend dieses Tages beginnt die absolut unfruchtbare Zeit. Das bedeutet bei Kinderwunsch: Der Stress des X-Platzierens ist vorbei - ab sofort sind die X für euch, für eure Partnerschaft und für euer Vergnügen. :-)
Schauen wir uns nun die Hochlage an: Die dauert vom 25. Tag bis zum letzten blutungsfreien Tag. Das sind also 7 Tage. Das ist definitiv zu kurz für eine Schwangerschaft. Falls eine Befruchtung stattgefunden hat, kannst du damit nicht schwanger werden. Denn: Die befruchtete Eizelle schneckt im Schneckentempo durch den Eileiter Richtung Gebärmutter, und dann versucht sie sich dort einzunisten. Dafür sind 7 Tage aber zu kurz. [Man weiß natürlich nicht, wann die Ovulation war. Vielleicht war sie schon am 22. Tag. Kann sein. Aber wir wissen, dass mit 7 Tagen Hochlage keine Schwangerschaften eintreten können.]
Falls du also Kinderwunsch hast musst du unbedingt etwas gegen die zu kurze Hochlage unternehmen. Die Lösung ist einfach und genial: Mönchspfeffer. Mönchi ist zyklusregulierend. Du bekommst ihn in Tablettenform in der Apotheke, manchmal auch als Tropfen. Falls du eine höhere Dosierung brauchst (ich selbst bin so ein kleiner Nimmersatt ...), kannst du dir auch selbst Tropfen brauen. Eine Anleitung gibts in den Informationen im Artikel zu Mönchspfeffer.
Achtung, Mönchi ist pflanzlich. Du wirst die Wirkung vielleicht erst in 2-3 Monaten bemerken. Bitte nimm ihn konsequent täglich. Mönchi wirkt übrigens auch allgemein zyklusregulierend. Es kann sein, dass dadurch deine Dolomiten ein bisschen ruhiger werden.


Die möglichen Tage der Ovulation:
Nun natürlich noch für deine Neugier: Falls eine Ovulation stattgefunden hat - was man nie sicher weiß (siehe oben) - , dann war sie im Zeitraum 3-Tage-vor-dem-Höhepunkt bis 3-Tage-nach-dem-Höhepunkt. Das ist in deinem Fall vom 21. bis 27. Zyklustag.

In Bezug auf Kinderwunsch sind nur die X am 26. Tag relevant.
Statistisch gesehen optimal wäre gewesen der Höhepunkt (24. Tag). Fast ebensogut sind der Tag-davor und der Tag-danach, also der 23. und 25. Zyklustag.

Ich weiß, dass man grad bei Kinderwunsch nicht immer Spaß an X hat. Wenn man irgend etwas muss, wird es zur Verpflichtung, und dann macht es keine Freude mehr. Außerdem ist man selbst vielleicht auf Dienstreise, oder die Schwiegermutter ist zwei Wochen auf Besuch (dann kommt man wohl auch nicht zu vielen X). Daher nimm das Folgende bitte nur als Wunschzettel: Bei Kinderwunsch wäre es fein, wenn ab dem Beginn der Schleimphase alle 2 Tage ein X platziert wird.


--> Anzahl der bisher beobachteten Zyklen:
Wenn das dein erster Zyklus ist, hast du vorher 0 beobachtet. Hier müsstest du also 0 eintragen.


Soderla, ich glaube, das war alles, was mir aufgefallen ist.
Bitte besorge dir dringend Mönchspfeffer gegen die zu kurze Hochlage. Die zu kurze Hochlage ist dein Hindernis für eine Schwangerschaft. Sobald du mit der Hochlage auf 12 Tagen (oder mehr) bist, bin ich zufrieden. :-)
Bis dahin musst du aber wirklich konsequent jeden Tag möpfen.
(Anmerkung: "Mönchi" und "möpfen" sind Wortkreationen hier aus dem Forum. In der Apotheke musst du "Mönchspeffer" verlangen.)


Ich hoffe, dass du dich von dem vielen Text nicht erschlagen fühlst. Falls Fragen auftauchen oder ich etwas unklar erklärt habe oder die Verwirrung vergrößert habe, frag bitte! Die Anzahl der Fragen ist hier im Forum nicht limitiert! :-)

Wenn du uns den aktuellen Zyklus zum Mitlesen geben möchtest, stelle ich ihn gerne zu den anderen dazu. Dann bekommst du hautnah Tipps und Fragen ("Bist du heute später aufgestanden?"), die du vielleicht am Zyklusende nicht mehr beantworten kannst - oder weißt du jetzt noch, warum der 8. Tag ein bisschen höher ist als die anderen? ;-)
Und natürlich drücken wir dir dann die Däumchen und feuern deine Hochlage an!

Liebe Grüße,
Claudia
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