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Nachweis einer Ovulation
Mittelschmerz, Ultraschall, Temperaturanstieg und/oder Schleimphase
werden häufig als Nachweis für eine Ovulation interpretiert.
Allerdings
ist keine dieser Beobachtungen tatsächlich ein Nachweis.
Betrachten wir diese Punkte der Reihe nach:
Viele Frauen empfinden einen
Mittelschmerz und interpretieren ihn
als Zeichen für eine Ovulation. Dazu zwei Argumente:
-
Es gibt ein Zyklusblatt, auf dem ein X fünf(!) Tage
nach dem Mittelschmerz eingetragen ist, und aus diesem X
ist nachweislich eine Schwangerschaft entstanden. (Es handelt
sich um das erste X in diesem Zyklus.) Da die Eizelle nur
wenige Stunden befruchtungsfähig ist, muss die Ovulation in
diesem Zyklus also mindestens fünf Tage nach dem Mittelschmerz
abgelaufen sein.
-
Frauen berichten, dass sie den Mittelschmerz den ganzen Tag
über spüren, zumindest einige Stunden hindurch. Manchmal findet
man ihn auch an zwei Tagen im Zyklusblatt eingetragen. Die
Ovulation hingegen dauert wenige Minuten, schätzungsweise eine
viertel Stunde.
Was man beim Mittelschmerz tatsächlich spürt, darüber gibt es
heftige Diskussionen - es ist jedenfalls definitiv nicht die Ovulation.
Betrachten wir die anderen Möglichkeiten, die als Nachweis
einer Ovulation angesehen werden:
Überlegen wir uns zunächst, was im Zyklus abläuft:
Viele Follikel
wachsen, und einer davon wird ganz groß, der sogenannte Graaf'sche
Follikel. Dieser soll dann aufplatzen (Ovulation) und die Eizelle
freisetzen. Es kann sein, dass genau das passiert:
- Der Follikel platzt auf, und die Eizelle wird für die
Jagd freigegeben. Die verbleibende und nun nicht mehr
benötigte Follikelhülle wandelt sich um in den
Gelbkörper,
und dieser Gelbkörper produziert Progesteron.
Allerdings gibt es auch noch andere Möglichkeiten:
-
Der Follikel wächst und wächst und wächst und
wächst, nur
fehlt ihm dann das letzte Bisschen, sodass er nicht platzen
kann. Das ist vergleichbar mit der Situation, wenn es einen in
der Nase kitzelt, man
möchte nießen, nießn, nießen,
aber es geht nicht.
Im Normalfall kann man nießen, klar. Aber es gibt eben auch
diesen Fall, dass das letzte Stückchen, der letze Auslöser
fehlt.
Bei dieser nicht-stattgefunden Ovulation spricht man von LUF oder
dem LUF-Syndrom:
luteinisierter unruptierter Follikel.
Der Follikel wird dann als Ganzes, mit der eingesperrten Eizelle,
in den Gelbkörper umgewandelt und produziert fleißig
Progesteron.
-
Es kann beim Platzen des Follikels die Eizelle an der
Follikelwand hängenbleiben. Die Eizelle hängt dort
ungefähr
so gewollt fest wie ein Kaugummi auf der Schuhsohle: Man
wird ihn erst nach umständlichen und lästigen Verrenkungen
los - oder gar nicht. Für die Eizelle ist es zu spät, denn
die Follikelhülle wandelt sich in den Gelbkörper um, und sie
selbst hat ja nur eine beschränkte Befruchtungsdauer und befindet
sich außerdem noch lange nicht dort, wo sie hin soll; sie ist
nämlich immer noch im Eierstock, und die Befruchtung sollte am
Ende des Eileiters in der Ampulle stattfinden.
-
Der Follikel kann aber auch leer sein! Auch das kommt vor. Da
hilft natürlich die schönste Ovulation nichts, wenn der
Inhalt nicht den Erwartungen entspricht.
All diese Vorgänge/Möglichkeiten finden auch bei der
gesunden Frau
statt und sind vollkommen normal. In den meisten Zyklen läuft
allerdings
erfreulicherweise tatsächlich eine "echte" Ovulation ab.
Im
Ultraschall kann die Ärztin das Wachsen der Follikel
mitverfolgen. Sie sieht die Ausbildung des Graaf'schen Follikels,
und sie kann auch dessen Größe (bis zu 24mm) bestimmen. Sie wird
eines Tages bemerken, dass der Follikel nicht mehr vorhanden ist. Was
sie allerdings
nicht erkennen kann, ist, ob eine "echte"
Ovulation abgelaufen ist. Vielleicht war der Follikel leer? Vielleicht
ist die Eizelle hängengeblieben? Vielleicht ist der Follikel gar
nicht geplatzt, sondern hat sich mitsamt der Eizelle zum Gelbkörper
umgewandelt?!
Sie hat
keine Möglichkeit zu erkennen, welcher dieser
Abläufe stattgefunden hat.
Das Gleiche gilt für das Zyklusblatt. Im Zyklusblatt sehen wir
eine Schleimphase. Diese Schleimphase wird durch die Östrogene
hervorgerufen. Weiters beobachten wir einen Temperaturanstieg
und eine darauffolgende Hochlage; diese Temperaturerhöhung kann
von einem Gelbkörper nach einer "echten" Ovulation
stammen, aber genausogut von einem LUF-Gelbkörper; oder von
einem Gelbkörper eines leeren Follikels; oder von einem
Eizelle-hängengeblieben-Follikel. In allen vier Fällen wird
ein Gelbkörper erzeugt, und im Zyklusblatt selbst kann man diese
Gelbkörper nicht unterscheiden.
Es gibt allerdings tatsächlich zwei Möglichkeiten, die
Ovulation nachzuweisen:
(a) Der Arzt sieht bei einer Operation live zu - was nicht das ist,
was man üblicherweise anstrebt.
(b) Eine dadurch entstandene Schwangerschaft.
Hierbei handelt es sich um die vollständige Auflistung der
Möglichkeiten
für den Nachweis einer Ovulation.
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