Re: Fragen zu Vitaminen und Vitaminpräparaten

Geschrieben von Wilfried am 3. Oktober 2011, 22:32
Als Antwort auf: Fragen zu Vitaminen und Vitaminpräparaten geschrieben von Claudia

O.K., ich werd's (mit einiger Verspätung) versuchen. Claudia hat mich mit einer solchen Flut an Vitamin-Fragen eingedeckt. Zuerst hab' ich gedacht, ich werde alle in einem gemeinsamen Posting beantworten, aber bis ich das schaffe, rinnt noch viel Wasser die Donau hinunter. Daher eins nach dem anderen, verbunden mit der Bitte um Geduld.

Ist es denn überhaupt notwendig, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zusätzlich einzunehmen? Wird der Bedarf nicht durch eine ausgewogene Ernährung gedeckt?

Es ist richtig, dass in unseren Breiten Vitamin-Mangelerscheinungen bei normaler Ernährung üblicherweise nicht vorkommen. Es gibt jedoch eine generelle Ausnahme und etliche Sonderfälle. ;-)
Die generelle Ausnahme heißt

Folsäure

und gehört zu den B-Vitaminen. Hier ist ein Mangel auch bei uns gar nicht so selten. Besonders gefährlich ist so ein Mangel in der ganz frühen Schwangerschaft, da er zu schweren Missbildungen beim Kind (sog. "Neuralrohrdefekt") führen kann. Diese Schäden können schon zu einem Zeitpunkt auftreten, zu dem die Frau noch gar nicht weiß, dass sie schwanger ist.
Daher: Auf ausreichende Folsäurezufuhr bereits bei bestehendem Kinderwunsch achten!
Wo kommt Folsäure vor? Z.B. in Leber, Weizenkeimen, Sojabohnen, Spinat, Vogerlsalat, Kohlgemüse, Nüssen, ...
Die Einnahme eines entsprechenden Folsäure- oder Multivitaminpräparates kann durchaus empfohlen werden.
Der tägliche Bedarf wird mit 0,4 mg angegeben. Dabei ist zu beachten, dass man auch nicht wesentlich mehr einnehmen soll. Das ist zwar nicht direkt schädlich, kann aber die Symptome eines Vitamin-B12-Mangels verschleiern.

Jetzt zu einigen Sonderfällen (bleiben wir zunächst noch bei den Vitaminen):

Einnahme der "Pille" bzw. nach dem Absetzen der "Pille"

Orale Kontrazeptiva (= "Pille") haben viele verschiedene Einflüsse auf den Körper und den Stoffwechsel der Frau, unter anderem wird auch der Vitaminhaushalt beeinflusst. Vitamine sind ja als sogenannte "Coenzyme" bei vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Erniedrigte Blutspiegel unter Pilleneinnahme finden sich z.B. für viele B-Vitamine (B1, B2, B6, B12, Folsäure) aber auch Vitamin C und Vitamin E. Andrerseits ist z.B. der Blutspiegel von Vitamin A oft erhöht. Das ganze ist eine höchst komplexe und spannende Angelegenheit. Vielleicht schreibe ich demnächst dazu mehr.
Jedenfalls kann auch hier die Einnahme eines ausgewogenen Multivitaminpräparates durchaus empfohlen werden. Es gibt sogar spezielle Präparate für Frauen, die die "Pille" einnehmen. Auch die Empfehlung, mit einer Schwangerschaft möglichst bis ein Jahr nach Ende der Pilleneinnahme zu werten, hängt auch (nicht nur) mit dem Vitamindefizit zusammen.

Vitaminmangel wegen NICHT ausgewogener Ernährung (z.B. wegen irgend einer Unverträglichkeit)

Das sollte individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Konkreter Fall aus dem Forum: Fructoseintoleranz (hallo Maudi!)

Da denkt man unwillkürlich an die Gefahr einer Vitamin-Unterversorgung. Aber Vitamine sind nicht nur in Obst und Gemüse enthalten, sondern auch in tierischen Produkten wie z.B. Fleisch (v.a. Innereien wie Leber), Milch, Eiern. Manche Vitamine sind sogar ausschließlich in tierischen Produkten enthalten. Außerdem heißt es nicht, dass man bei Fructoseintoleranz kein Obst und Gemüse essen kann. Es hängt auch hier von der Auswahl und v.a. von der Kombination mit Glucose ab. Leider bin ich hier auch kein Spezialist, empfehle aber eine gute Ernährungsberatung bei einer entsprechenden Fachkraft.

Kann man Vitamine überdosieren?

Ja, kann man. Hier muss man zwischen wasserlöslichen Vitaminen (B-Vitamine, Vitamin C) und fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) unterscheiden.
Wasserlösliche Vitamine kann man praktisch nicht überdosieren, da der Körper einen Überschuss leicht über die Nieren ausscheiden kann. Fettlösliche Vitamine müssen über die Leber abgebaut und ausgeschieden werden, und mit denen kann man sich im Extremfall sogar vergiften. Ein Sonderfall ist hier das Vitamin A. Dieses kann in zu hohen Dosen während der Schwangerschaft genommen zu schweren Schäden beim Kind führen. Aber auch zu wenig ist schlecht für die Entwicklung des Kindes. Ein möglicher Ausweg ist die Einnahme von Carotin (Provitamin A, wird vom Körper je nach Bedarf in Vitamin A umgewandelt.)

So, bevor jetzt der letzte aufhört zu lesen, mache ich einmal Schluss. Dabei habe ich noch gar nichts zu Mineralstoffen und Spurenelementen geschrieben! Aber das kann ja noch kommen. ;-)

Wilfried
Dieses Posting ist im Archiv, daher ist kein Antworten darauf mehr möglich.


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