Re: Mönchspfeffer

Geschrieben von Claudia am 3. Jänner 2013, 11:20
Als Antwort auf: Mönchspfeffer geschrieben von Petra

Liebe Petra!

Zunächst lass dich einmal ganz fest umarmen!!! Eine Missed Abortion schüttelt einem den Kopf bei Kinderwunsch ziemlich gründlich durcheinander. Falls dir das keiner der Ärzte/innen gesagt hat: Es ist nicht deine Schuld. Es hat einfach irgend etwas nicht gepasst. Der Teil, den dein Körper zur Verfügung stellt, also das "Kinderzimmer", ist bei einer Missed Abortion wunderbar intakt. Es hat also "nur" die Eizelle mit der Samenzelle nicht zusammengepasst, oder einer von beiden war nicht der optimale Mitspieler. In der nächsten Runde wird dein Kinderzimmer aber wieder wunderbar sein, und da dann ein anderes Pärchen am Start ist, wird die neue Schwangerschaft auch durch die vorhergehende nicht belastet sein.

Curettage: Die wird gemacht, weil dein Körper die Schwangerschaft aufrecht erhalten hat, obwohl das Kleine eigentlich schon im Sternchen-Himmel war. Irgendwann hätte dein Körper auch mitbekommen, dass da niemand mehr ist, der das Kinderzimmer braucht. Man hätte also auch einfach warten können, bis du eine Blutung bekommst. Die Ärzte sind allerdings der Ansicht, dass diese Blutung schmerzhaft wird oder werden kann, und daher wollen sie das mit der Curettage sozusagen vorwegnehmen.

Wie lange du jetzt brauchst, um wieder ins normale Zyklusgeschehen einzusteigen (rein vom Körperlichen her), ist unterschiedlich. Meist findet sich der Körper sofort wieder ins Zyklusgeschehen hinein. Mich erstaunt das immer wieder, wie schnell der normale Verlauf wieder da ist. Es kann aber durchaus auch länger dauern. Da gibt es keine "Norm" oder "Regel", die du erfüllen musst. Dein Körper wird dann wieder einen Zyklus ablaufen lassen, wenn er sich danach fühlt und wieder so weit ist. Falls das länger dauert, gib ihm ein bisschen Zeit. In deinem Kopf ist ja immerhin auch einiges drunter und drüber gegangen - da darf der Bauch auch ein bisschen überlegen ...

Zu deinen Fragen:
(a)
> Ärzte meinten ich sollte einen Zyklus warten und nachher könnten wir wieder
> daran basteln.

Nein. Ihr könnt sofort wieder einsteigen. Im nächsten Zyklus ist weder das Risiko einer Fehlgeburt niedriger (eine Fehlgeburt kann leider statistisch gesehen immer vorkommen, aber da du ja jetzt bereits deinen Beitrag zur Statistik geleistet hast, gehen wir mal davon aus, dass du jetzt mit einem gesunden Kleinen schwanger wirst!), noch besteht sonst ein Grund zu warten. Es ist keine erhöhte Infektionsgefahr, nichts. Manche Ärzte glauben, dass die Frau (oder das Paar) den Abort geistig verdauen muss, und daher verordnen sie einem eine Pause, meist 1-3 Monate. Rein vom Körperlichen spricht aber nichts dagegen, sofort wieder schwanger zu werden.
Wenn du noch nicht so weit bist und ein bisschen Abstand brauchst, dann ist das ein anderes Kapitel. Das müsst ihr entscheiden, ob ihr eine Woche Pause braucht oder ein Jahr. Das entscheidet also ganz eindeutig nicht der Arzt, sondern ihr, wann ihr wieder in die Bastelgruppe einsteigen wollt.

(b)
> Bei meinen Befund ist rausgekommen das ich einen Mangel an Gelbkörperhormon
> habe. Ich hab im Internet gelesen das eventuel Mönchspfeffer helfen könnte.

Entschuldige bitte, dass ich das jetzt so schreibe, aber ich schreibs trotzdem so: Das ist Schmarrn! Und nicht du bist für den Schmarrn verantwortlich, sondern dein Arzt. Achso, ich hätte auch noch dazuschreiben sollen, was der Schmarrn ist. ;-))) Okay, also ich meine den Satz "Bei meinem Befund ist rausgekommen, dass ich einen Mangel an Gelbkörperhormon habe." Dieser Satz ist absoluter Mist.
Worüber und warum rege ich mich so auf, und was ist so falsch dran?
Vergleichen wir es mit dem Sonnenschein. Haben wir einen sonnigen Jänner? Dein Arzt würde sagen: "Ja". Denn er schaut grad aus dem Fenster und sieht die Sonne.
Falsch.
Wenn ich wissen möchte, ob wir einen sonnigen Jänner haben, ist die einzig richtige Möglichkeit, sich am 31. Jänner zu fragen: Wieviel Sonnentage hatten wir? Und bei dieser Frage ist es komplett unerheblich, ob die Sonne am 3. Jänner um 10:38 Uhr gescheint hat.
Genau das aber hat dein Arzt gemacht: Er hat eine Momentaufnahme hergenommen (dein Blutbild) und hat geschaut, wieviel Progesteron er dort findet. Das ist aber absolut unsinnig. Denn erstens sind Schwankungen normal, und zweitens kommt es auf die Dauer der Progesteronphase an.
Und ja, eine zu kurze Progesteronphase ist ein Hinderungsgrund für eine Schwangerschaft. Aber - und jetzt kommt schon mein "aber" - aber dann wärst du gar nicht schwanger geworden, wenn deine Progesteronphase zu kurz wäre!!!!

Okay, ich sehe schon, ich muss dir jetzt noch ungefragt etwas über das Progesteron erzählen. :-) Wenns dir zu viel ist, überlies es einfach.
Aaaaalso:
Dein Zyklus besteht aus zwei Teilen. (1) Die Follikelreifungsphase. In dieser Zeit herrschen die Östrogene vor. Wie der Name sagt, reifen in dieser Zeit viele Follikel heran, und am Ende macht dann einer (oder zwei) das Rennen, werden ganz groß und platzen (Stichwort "Ovulation"). Nun gibts zwei Quellen, die Progesteron produzieren, nämlich der Follikel kurz vor dem Aufplatzen, und dann nach dem Platzen wandelt sich die leere Hülle (die ja nun keiner mehr braucht) in den sogenannten Gelbkörper um und produziert fleißig Progesteron. Wir befinden uns jetzt also im Punkt (2), in der Progesteronphase. Diese Progesteronphase beginnt uuuungefääääähr mit der Ovulation. Ganz genau kann man das wie gesagt nicht angeben, weil auch der sprungreife Follikel schon Progesteron produziert, aber dort eigentlich auch noch Östrogen in Massen vorhanden ist. Diese zwei Phasen gehen also sozusagen ineinander über.
Wenn wir es vereinfachen, schaut das Ganze also folgendermaßen aus:
Vom Zyklusbeginn bis zur Ovulation bist du in der Follikelreifungsphase mit dem Marktführer Östrogene. Ab der Ovulation bis zum Zyklusende bist du in der Progesteronphase (oder auch "Gelbkörperphase") mit dem Wichtigtuer Progesteron.
So.
Der zweite Zyklusteil hat eine kleine Hürde eingebaut, nämlich die langsame Eizelle. Falls die Eizelle befruchtet wird, also eine Schwangerschaft eintritt, muss die befruchtete Eizelle durch den gesamten Eileiter in deine Gebärmutter wandern. Man denkt sich, dass diese mickrigen 20cm eigentlich in absehbarer Zeit erledigt sein sollten. Weit gefehlt! Die Eizelle schneckt dahin und würde in einem Schneckenrennen von jeder Schnecke überholt werden. Tatsächlich braucht sie für diese kurze Strecke etliche Tage. Es gibt hier unterschiedliche Angaben, aber stellt dir mal größenordnungsmäßig eine Woche vor.
Falls dein Gelbkörper im zweiten Zyklusteil (in dem wir uns gerade befinden) so schwach ist, dass er nicht so lange durchhält, kommt es bereits nach beispielsweise fünf Tagen zur Regelblutung. Damit hättest du null Chancen, dass das Kleine sich einnisten kann. Denn das Kleine wird dann mit dem Blut hinausgeschwemmt.
Das Ziel lautet also: Dieser zweite Zyklusteil, diese Progesteronphase, muss entsprechend ausgeprägt sein. Woran/Wie können wir diese Progesteronphase messen? Das Progesteron hat eine nette Nebenwirkung: Es erhöht die Körpertemperatur. Wenn du in der Früh deine Aufwachtemperatur misst und täglich in ein Zyklusblatt einträgst, wirst du sehen, dass du irgendwann einen Temperaturanstieg findest, und ab dann bleibt die Temperatur in der höheren Lage - bis zur nächsten Regelblutung. Dann sinkt sie wieder auf das Original-Niveau hinunter. Diese Temperaturhochlage muss für eine Schwangerschaft mindestens 12 Tage dauern. Manche Leute munkeln, dass auch mit 11 Tagen eine Schwangerschaft schon möglich ist. Fakt ist, dass mit 8 Tagen keine Schwangerschaft möglich ist. Wenn dein Gelbkörper also so schwach ist, dass er nach acht oder neun Tagen schon aufgibt und die Regelblutung eintritt, dann hast du verloren. Und das ist die Gelbkörperschwäche.
Es geht bei der Gelbkörperschwäche also nicht darum, an einem bestimmten Tag einen bestimmten Wert zu haben; sondern du musst den zweiten Zyklusteil ausreichend lang haben. Und das kannst du aus keinem Befund herauslesen, sondern nur aus deinem Zyklusblatt.

Ein Zyklusblatt kannst du übrigens jederzeit anlegen. Du weißt ja, wann du die letzte Blutung hattest - vermutlich die Curettage. Die trägst du ein, dann überspringst du die folgenden Tage, und ab morgen trägst du dann deine Temperatur ein. Wenn du magst, kannst du uns das Zyklusblatt zeigen, und wir helfen dir beim Auswerten.

(c)
> Ich hoffe ihr könnt mir helfen und wieder Mut machen. Bin ziemlich
> verzweifelt.

Die Missed Abortion ist tatsächlich traurig, da gebe ich dir recht. Aber die Zukunft ist nicht schwarz. Grad bei einer Missed Abortion ist dein Kinderzimmer picobello intakt, und es hat alles für die Schwangerschaft gepasst, nur eben leider nicht das Pärchen, das sich da zusammengefunden hat. Beim nächsten Mal ist es aber eine andere Eizelle und eine andere Samenzelle, die wachsen möchten. Also sehe ich da keinen Grund zum Grübeln.

Achja, den Mönchspfeffer habe ich oben übersehen zu beantworten: Ja, falls deine Hochlage zu kurz ist, kannst du Mönchi probieren. Mönchspfeffer ist zyklusregulierend, ist pflanzlich und wirkt daher erst nach 2-3 Zyklen. Falls du wirklich "an der Kippe" bist und nur grad zufällig im Schwangerschaftszyklus eine ausreichend lange Hochlage hattest (was wir in den nächsten Zyklusblättern sehen werden, falls du welche führst und uns zeigst), dann würde ich nicht die Tabletten aus der Apotheke nehmen. Da ist nämlich nur ein Bruchteil dessen drinnen, was man braucht. Früher hat es Agnumens gegeben. Die haben leider aus bürokratischem Aufwand heraus die Produktion eingestellt. Ein Apotheker war so lieb, dass er mit mir gerechnet und überlegt hat, wie wir die Agnumens selbst herstellen können. Falls du es mit Mönchspfeffer versuchen willst und sich in deiner Küche ein Glasgefäß befindet, ein Kochlöffel und eine Kafeemühle (was vermutlich heute die größte Herausforderung darstellt), dann schaust du schnell auf die Anleitung und bist flugs dabei in der Runde der fröhlichen Mönchspfeffertinkturbrauerinnen. :-)

Liebe Petra, ich hoffe, dass du nicht mehr so geknickt bist, denn dazu besteht überhaupt kein Anlass! Du hast eine fürchterliche Zeit hinter dir, aber jetzt geht es vorwärts! Ich würde dir empfehlen, ein Zyklusblatt anzulegen, um eine Gelbkörperschwäche auszuschließen (nachdem dir der Arzt diesen Floh ins Ohr gesetzt hat, will ich den jetzt heraußen haben, obwohl ich selbst wie gesagt davon überzeugt bin, dass dein Zyklus tiptop in Ordnung ist), und auch um deinen Körper kennen zu lernen. Es ist auch wichtig zu wissen, wann die Befruchtung stattgefunden hat, falls es ein recht langer Zyklus war. Der Entbindungstermin wird zwar mittlerweile während der Schwangerschaft etliche Male geschätzt und geändert, aber es gibt immer noch Ärzte, die eine Geburt zu früh einleiten wollen (und damit dem Kind die letzten Wochen im warmen Bauch der Mutter nehmen wollen), weil sie falsch rechnen. Wenn du weißt, wann die Ovulation ungefähr stattgefunden hat, kannst du selbst den Geburtstermin errechnen und kannst dich gegen eine künstlich eingeleitete Frühgeburt wehren.

Oh, ich seh grad, dass ich ungefähr acht Meter Text geschrieben habe. Falls du bis hierher durchgelesen hast, hoffe ich, dass ich das rübergebracht habe, was ich dir vermitteln wollte: Kein Grund zur Panik. Du startest einfach neu. Und wenn du magst: sofort. :-)

Ich freue mich, wieder von dir zu lesen! Und wie gesagt unterstützen wir dich gerne bei deinem Zyklusblatt (siehe linke Spalte, vollkommen gratis, kein Spam, keine Weitergabe deiner Daten)!

Alles Liebe und bis bald,
Claudia
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