Alles wieder gut! - oder: Mein Abstillbericht

Geschrieben von Felice am 27. Jänner 2013, 20:56

Hallo ihr Lieben!

Nachdem ich hier im Forum einen großen Hilfeschrei gepostet habe, wollte ich Bescheid sagen, dass sich alles in Wohlgefallen aufgelöst hat :-) und kurz erzählen, wie es war. Zur Erinnerung: Ich hatte einen Milchstau und mein Kleiner hat die Brust nicht mehr genommen.

Es war so, dass ich die gestaute, harte Brust mit einem Kirschkernkissen gewärmt habe und als ich den fragenden, skeptischen Blick meines Jungen gesehen habe, habe ich ihm erklärt: "Mama hat Aua." Er hat mich angeschaut, dann die Brust, hat den Finger unter die Brustwarze gehalten und die langsam herausfließende Milch über seinen Finger laufen lassen und dann wieder mich angeschaut - und das war's. Danach wollte er nicht mehr an die Brust.
"Nein, nein", hat er immer nur gesagt, wenn ich sie ihm angeboten habe und den Kopf geschüttelt. Ist er bis dahin immer mit der Brust eingeschlafen, so hat er nun die Brust abgelehnt und den Kopf auf meine Schulter gelegt - so wollte er nun einschlafen. Als er sich vor Hunger und Unterzuckerung die Augen rieb und ich ihm wieder die Brust anbot, kam wieder nur ein "Nein, nein" und ein "da, da" Richtung Küche. In der Küche hat er dann ganz bestimmt auf den Kühlschrank gezeigt und "da, da", gesagt. - Ich war fassungslos! So etwas hätte ich NIE von ihm gedacht: Aus Mitgefühl mit der Mama hat er sich abgestillt.

In der Situation war ich davon alles andere als begeistert, denn erstens wollte ich den Milchstau loswerden und zweitens habe ich mich richtig zurückgewiesen gefühlt. Wie, jetzt, so plötzlich, auf einmal, ohne Vorwarnung!?! Das kann er doch nicht machen!?! Ich hatte bis dahin noch 3-4 mal am Tag und 1-2 mal in der Nacht gestillt. - Ich hab geheult wie ein kleines Mädchen. Beschämt musste ich daran denken, dass ICH vor ein paar Monaten vorgehabt hatte, von einem Tag auf den anderen abzustillen. Gott sei Dank habe ich es damals nicht übers Herz gebracht. Wie zurückgewiesen hätte er sich gefühlt?
Gott sei Dank hat Becca - nochmal 1.000mal DANKE Becca!!! - gleich auf meinen Hilfeschrei reagiert und mich durch die nächsten Tage begleitet. Sie waren geprägt von Salbeitee, Quarkwickel und Coolpacks um die Milchproduktion zu drosseln, von Milch-Ausstreichen und Pumpen um Erleichterung zu bringen wenn der Druck der Brust zu groß wurde und sehr einfühlsamen Worten und Erklärungen zum Thema Stillen von Becca. Viel habe ich in diesen Tagen über die vergangenen Monate des Stillens nachgedacht, viel ist mir bewusst geworden.
Ein Jahr lang hat mein Körper meinen Jungen ernährt - und jetzt war es vorbei. Da musste ich nicht nur mental mitkommen, sondern auch mein Körper brauchte Zeit, um sich umzustellen. Einfach auf "STOP" drücken geht nicht, hat mir Becca erklärt. Also nochmal alle Geduld zusammengekratzt und versucht, bewusst die Tage des Abstillens zu erleben, um bewusst in den neuen Abschnitt zu gehen und anzukommen.

In der Nacht hat Karl übrigens die Brust noch genommen - und den Milchstau herausgetrunken, hurra! -Nach zwei weiteren Nächten hab ich dann die Brust nicht mehr angeboten, sondern Karl nur auf den Arm genommen, als er nachts wach wurde. Und wie erwartet hat er hat die Brust nicht vermisst, sondern sein Köpfchen auf meine Schulter gelegt und ist gleich wieder eingeschlafen. - Ich musste lächeln. So langsam kam es bei mir an: Er brauchte die Brust nicht mehr. Und so langsam kam auch die Freude darüber, denn das Stillen hat mich körperlich sehr geschlaucht. Unzählige Male hatte ich einen Milchstau, entweder aus Erschöpfung oder Stress. Obwohl ich so gut wie ich eben konnte aus der Ruhe heraus in den Tag gestartet bin, konnte ich natürlich nicht immer jeden Stress fernhalten. Mir wurde auch schnell alles zuviel, ich war viel mehr in mich gekehrt als früher, brauchte meine Ruhe, war nicht sehr belastbar.

Mein Kleiner hat anscheinend die Situation erkannt und beschlossen, dass es jetzt reicht und dass er auch ohne Brust auskommt, wenn es die Mama so mitnimmt. - Ich bin immer noch tief beeindruckt von seiner Entscheidung. Ich habe gerne gestillt, trotz allem. Ich bin froh, dass ich damals nach der Geburt um das Stillen gekämpft habe, und ich bin dankbar, dass ich so lange Stillen durfte. Es hat mir sehr geholfen, meinen Sohn kennen zu lernen und wir haben eine wirklich enge Beziehung zueinander. - Auch wenn es mir manchmal zu viel wurde, hatte ich immer auch Furcht davor, abzustillen. Ich hatte Angst, die enge Beziehung zu ihm zu verlieren, diese Nähe und Vertrautheit, diese exklusive Zweisamkeit zu verlieren. - Nun hat er die Stillbeziehung beendet, aus Mitgefühl mit mir. Und für mich ist das nun wie ein Geschenk und auch ein Freundschaftsbeweis. Wir sind nicht nur Mutter und Sohn, wir sind auch Freunde.

Es hat übrigens noch anderthalb Wochen gedauert - gezählt ab dem letzten Mal Stillen - bis die Milch "weg" war. Das kam dann doch eher plötzlich, über Nacht. Abends hab ich noch die Brust etwas ausgestrichen und gekühlt und hab mich mit dem Gefühl ins Bett gelegt "Das hört doch nie auf, ich werde noch in drei Wochen immer noch Milch haben" und am Morgen war die Brust leer. Und das ist sie bis jetzt geblieben :-) Unser Körper ist schon wirklich ein Wunderwerk, das kann man nicht anders sagen!
Ich habe recht bald gemerkt, wie ich körperlich wieder belastbarer wurde - und mein Kleiner hat einen Appetit an den Tag gelegt, ich hab manchmal gedacht, hoffentlich krieg ich den satt :-D Mensch, da hab ich erst gemerkt, wie sättigend die Milch war! Toll!

So, ich hoffe, ihr seid mir bis hierhin gefolgt!? - Ist bissle lang geworden, aber ihr habt mir so oft Mut zugesprochen und Eure Erfahrungen mit mir geteilt und da war es mir ein Anliegen Euch zu erzählen, wie es gelaufen ist. Und vielleicht kann es mal der ein oder anderen eine Hilfe sein, so einen Abstillbeitrag zu lesen!? Mir hilft es immer sehr, wenn ich höre oder lese, wie es bei anderen in einer Situation war, die mir noch bevorsteht :-)

Liebe Grüße
Eure, nun nicht mehr stillende, Felice

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