Abhängigkeiten

Geschrieben von Katharina am 2. September 2013, 21:10

Ihr Lieben,

da wir es grad von Windelfrei, Tragen, Elternbett etc hatten, ergänze ich hier mal noch ein Thema, das mir heute über den Weg lief: Abhängigkeiten.

Eine Frau fragte mich heute völlig entgeistert, warum ich denn so lange stille. Sie hätte ja nach 6 Monaten abgestillt, man sei ja sonst so abhängig. Das hat mir erstmal die Sprache verschlagen. Später fiel mir dann ein, was ich gern geantwortet hätte. Ich werde kaum Gelegenheit haben, diese Frau nochmal zu sprechen. Aber euch will ich meine Gedanken nicht vorenthalten.

Denn eigentlich ist es mit der Abhängigkeit doch komplett andersherum: Nicht die Mutter ist davon abhängig, ihrem Kind Nahrung zu geben (und kann deshalb vielleicht eine zeitlang nicht abends einfach so auf eine Party oder ins Kino gehen, weil die Milchbar schon bald wieder gebraucht wird). Wer hier abhängig ist, das ist das Baby! Das Baby hat nach einer Weile (anderthalb bis drei Stunden) verdaut und kriegt Hunger. Existenziellen Hunger. Und es kann nichts, absolut gar nichts tun, um dieses Bedürfnis zu stillen. Es ist komplett abhängig davon, dass seine Mutter für es da ist und ihm die Brust gibt. Ohne seine Mutter müsste es schrecklichen Durst und Hunger leiden. Es hat ja jetzt schon Durst und Hunger. Wenn die Mutter ihm nun die Brust nicht gibt, also nichts tut, um dieses Grundbedürfnis zu stillen, dann kommt auch noch Angst dazu. Angst, dass die Mutter nie wieder da sein wird, dieses elementare Bedürfnis zu stillen. Angst, dass die Mutter es verlassen hat. Und das, wo sie doch die einzige ist, die das Baby nähren und damit am Leben erhalten kann.

Ich finde, diese existenziellen Bedürfnisse, Instinkte und Ängste des Kindes wiegen ein bisschen schwerer, als ein verpasster Kinoabend. Als Mutter habe ich mich in aller Regel freiwillig dazu entschieden, ein Kind zu bekommen. Damit habe ich auch eine Verantwortung übernommen. Und ich habe vorher gewusst, dass ich eine zeitlang nicht mehr so flexibel sein würde. Außerdem bin ich lebenserfahren genug, meinen Freiheitsdrang auch mal ein paar Monate aufschieben zu können. Ich kann vorausschauen und wissen, dass das Kind mich in ein paar Monaten nicht mehr ganz so oft und nicht mehr ganz so intensiv brauchen wird wie am Anfang. Das Baby hingegen hat diese Erfahrung noch nicht. Es ist in diese Welt geworfen, ist völlig auf mich angewiesen und muss darauf vertrauen, dass ich alles tun werde, damit es ihm gut geht. Dem Baby kann ich nichts von Kino und Freiheit erzählen. Es hat die Erfahrung noch gar nicht, um meine Bedürfnisse verstehen zu können. Es lebt im Moment, im Jetzt.

Meinen ganz persönlichen ersten "freien" Abend hatte ich übrigens, als Elias ungefähr 10 Monate alt war. Da war er so weit, dass er schon ein Weilchen am Stück schlafen konnte. Und er ließ sich notfalls auch mal vom Papa mit Wasser und Banane den Durst und Hunger stillen und wieder in den Schlaf kuscheln. Und, ja!, da war dann doch ich diejenige, die abhängig war. Ich habe nämlich dauernd an mein Kind daheim gedacht und ob es wohl gut schläft und mich auch nicht allzusehr vermisst. Und als dann zu seiner üblichen Stillzeit auch noch der Milcheinschuss kam, da wäre ich viel lieber zu Hause gewesen als im Theater. Aber da brauchte der Kleine mich schon gar nicht mehr so sehr wie ich ihn. - Im Nachhinein war ich sehr stolz auf meine beiden Männer. Und war fast ein bisschen traurig, dass er sich nun doch schon so schnell abgenabelt hatte. Es ist wirklich so, wie jeder sagt: die erste Zeit geht viel zu schnell vorbei. - Auch die ersten Monate ohne Kino.

Ich wünsche euch allen, dass ihr die Stillzeit in vollen Zügen genießen könnt. Und dass ihr, falls ihr doch mal den Ich-will-hier-raus-Koller bekommt, daran denken könnt, dass ihr schon in wenigen Monaten eure Freiheiten Schrittchen für Schrittchen zurück bekommen werdet. Seid tapfer, wenn euch mal die Decke auf den Kopf fällt! Ladet euch Freunde ein oder geht mit eurem Baby zu Freunden. (Im Tragetuch können sehr viele Babys auch in großem Trubel wunderbar schlafen. Hauptsache sie spüren die Nähe ihrer Eltern.) Und lasst euch nicht einreden, dass eine Mutter unbedingt von ihrem Baby unabhängig sein muss. Das ist, glaube ich, in erster Linie eine Erfindung der Kunstmilch-Industrie, die ja was verkaufen will, was ihr in weitaus besserer Qualität gratis zu bieten habt. Glaubt also deren Verkaufsargumenten nicht, sondern vertraut den Instinkten eures Babys! :-)

Liebe Grüße und euch allen eine schöne weitere Schwangerschaft!
Katharina :-)
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