Re: Kinderwunsch
Geschrieben von Claudia am 29. Oktober 2010, 15:39
Als Antwort auf: Kinderwunsch geschrieben von RiAn

Hallo lieber Andreas!

> Meine Kollegin hat Kinderwunsch. Habe ihr das NER Buch gegeben, Infos von
> der INER Hompage und die Termine für einen Grundkurs. Sie tendiert aber
> dazu in die Kinderwunschklinik IMI zu gehen. Hat jemand Erfahrungen damit.
> Was soll ich dazu raten?

In einer Kinderwunschklinik läuft es - mehreren Berichten zufolge - folgendermaßen ab:
Man kommt als Paar hin. Die Leute dort nehmen sich Zeit für einen, viel Zeit. Man setzt sich zusammen, sie hören einem zu. Das Erstgespräch dauert durchaus eine Stunde, in der in angenehmer Atmosphäre einfach nur gesprochen und zugehört wird.
Das Ergebnis dieses Gesprächs ist, dass für dieses Paar nur eine ICSI in Frage kommt. (ICSI ist das teuerste Produkt, das sie verkaufen. Wahlweise kann es auch eine IVF sein oder eine Insemination - man kann ja schließlich auch mehrere Inseminationen verkaufen.)
Das Paar ist begeistert, weil ihnen zum ersten Mal jemand zugehört hat. Und da ihnen diese lieben Leute dort eine ICSI (oder IVF oder Insemination) empfohlen haben, richten sie sich natürlich nach diesen netten Leuten.

Die Kinderwunschkliniken sind nicht auf den Kopf gefallen. Sie wissen ganz genau, dass Kinderwunsch-Paare eigentlich bei keinem Arzt eine Anlaufstelle haben. Kein Arzt nimmt sich die Zeit, dass sie sich bei ihm aussprechen können.
Und damit geben sie dem Paar das, was es sich wünscht: Dass ihnen jemand zuhört.


Manchmal - in wenigen Fällen - ist wirklich eine ICSI der letzte Ausweg. In den meisten Fällen sind es aber ganz normale Dinge, die man selbst leicht beheben kann und dann auf natürlichem Weg schwanger werden kann.
Hier im Forum hatten wir beispielsweise Gaby: Sie hatte 40-Tage-Zyklen. Das ist nichts Böses. Die sind genauso fruchtbar wie der angeblich so tolle 28-Tage-Zyklus. Die fruchtbare Zeit ist Pi-mal-Daumen 2 Wochen vor dem Ende des Zyklus. Bei einem 40-Tage-Zyklus ist das somit ungefähr um den 26. Tag herum. Dieser Frau hat man (Arzt? weiß nicht mehr) geraten, vom 10. Tag weg alle zwei Tage zu herzeln bis zum 16. Tag. Naja, herzeln ist bei Kinderwunsch Stress, aber was tut man nicht alles für das Kleine. Also haben sie ganz brav am 10., 12., 14. und 16. Tag ein Herzchen platziert. Ab dann war die Pflicht getan, und sie haben andere Ausdrucksformen für ihre Liebe zueinander gewählt. Tja, nur ist bei einem 40-Tage-Zyklus die fruchtbare Zeit wie gesagt um den 26. Tag herum (plusminus etliche Tage). Diese Frau hat nie schwanger werden können, obwohl beide Partner picobello gesund waren! Wir haben dann hier im Forum ihr Zyklusblatt mitgelesen, und ich habe ihr noch ein X abverlangt und noch eins. Bis wir im Zyklusblatt gesehen haben, dass die Temperatur gestiegen ist. Im zweiten solchen Zyklus ist sie schwanger geworden.

Zweites Beispiel: Neu hier im Forum ist Cornelia. Seit vier Jahren Kinderwunsch. Ihr zweiter Zyklusteil (Hochlage) ist zu kurz. Wenn sie Mönchspfeffer zur Unterstützung nimmt (Mönchspfeffer ist pflanzlich, keine Chemiekeule!), hat sie in ein paar Monaten einen gesunden, wunderschönen Zyklus. Und dann hat sie beste Chancen, schwanger zu werden.

Drittes Beispiel: Conny, vor Ewigkeiten hier im Forum. Sie war 8(!) Jahre bei unterschiedlichen Ärzten und hat diverse Tipps und Therapien bekommen. Dann hat sie mit einem Zyklusblatt begonnen, so wie Cornelia mit zu kurzer Hochlage. Sie hat es auf eine vernünftige Hochlagenlänge geschafft, und heute ist sie Mutter eines Mädels. :-)


Ein Zyklusblatt bringt enorm viel. Man kann so viel daraus herauslesen.

Vielleicht mag sich deine Kollegin nicht durch das Buch kämpfen. Vielleicht ist ihr dieses Forum lieber? Sie muss ja nicht ihren echten Namen angeben. Sie kann sich einen beliebigen weiblichen Vornamen ausdenken, der noch nicht hier verwendet wird. Damit bleibt sie anonym. Sie kann hier fragen und sich Tipps abholen. Und gedrückte Däumchen, wenn es bei ihr spannend wird.


Eine Kinderwunschklinik sollte wirklich der letzte Ausweg sein.
Vor allem sollte das Paar sich vorher(!) darüber klar sein, wie weit es gehen will. Wollen sie, dass die Frau sich mit Hormonen vollstopfen lässt, mit allen Nebenwirkungen (Depressionen, Selbstmordgefahr)? Wollen sie eine künstliche Befruchtung? Wollen sie IVF oder ICSI?
Wenn man da ein bisschen skeptisch ist, würde ich es auf jeden Fall mit einem Zyklusblatt versuchen.


Falls deine Kollegin gerne im Internet ist: Es gibt auch Online-Kurse. Da bleibt man weitgehend anonym. Und natürlich dieses Forum. Vielleicht mag sie ja einfach mal mitlesen und sich dann nach zwei oder drei Tagen selbst mit ihren Fragen melden.


Ich freue mich jedenfalls, dass deine Kollegin so einen lieben Menschen neben sich hat, der sich Gedanken um sie macht und mit dem sie über solche Dinge reden kann. Danke!

Liebe Grüße,
Claudia
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