Re: An Marie (& Claudia)

Geschrieben von Claudia am 4. Juli 2008, 09:08
Als Antwort auf: An Marie (& Claudia) geschrieben von Sarah

Liebe Sarah!

> wenn jemand 27-72 Tage Zyklen hat und nur einen durchgängigen Eileiter und
> (zumindest ab und an) auch Follikelreifungen auf der nicht-durchgängigen
> Eierstock-/Eileiterseite, woran könnte das liegen?

Ich bin zwar vorsichtig mit dem Begriff "unregelmäßiger Zyklus", weil viele Leute bereits zu einem 35-Tage-Zyklus "unregelmäßiger Zyklus" sagen; und 35 Tage sind aber wirklich eine ganz normale Zykluslänge. Bei diesen extremen Schwankungen würde ich allerdings wirklich "unregelmäßiger Zyklus" sagen und entsprechend behandeln, vor allem bei Kinderwunsch. Bei Nicht-Kinderwunsch ist es egal, da ist sie vielleicht sogar froh, wenn sie sich nicht so oft am Boden krümmen muss und nur alle 3 Monate "in-meinem-nächsten-Leben-komme-ich-als-Mann-auf-die-Welt" ruft.
Bei Kinderwunsch hingegen ist es schon lästig, wenn man dermaßen lange auf die nächste Runde warten muss. Außerdem hat das ja seine Gründe, dass die Zyklen so unterschiedlich lang sind. Bitte frage sie, ob sie Stress abbauen könnte, gemäßigter leben könnte, Diskussionen (Schwiegermutter? Vorgesetzter? ...) abbauen könnte, es insgesamt einfach ruhiger angehen könnte. Unregelmäßige Zyklen sind ein "Vorwarnprogramm", das wir Frauen erfreulicherweise eingebaut haben. Männer bekommen gleich Gastritis und Migräne. Wir Frauen bekommen Gastritis und Migräne allerdings ebenfalls, wenn wir das Vorwarnprogramm ignorieren. Sie möge sich das bitte zu Herzen nehmen.
Weiters natürlich vernünftige Ernährung, Lichteinfall, und vor allem Mönchspfeffer. Zur Beruhigung auch Magnesium. Und alles bitte über einen längeren Zeitraum hindurch. Es hilft nichts, wenn sie Montag Mönchi nimmt, Dienstag Vollwertkost zu sich nimmt und dann wieder damit aufhört. Das muss wirklich eine bewusste Umstellung sein. Ihr Körper wird ihr dankbar sein!

[Anmerkung: Bei jungen Mädchen sind solche Zykluslängen und auch die Schwankungen normal. Da ist der Körper erst im Lernen. Falls deine Bekannte also ein junges Mädchen ist, ist das normal. Mit "junges Mädchen" meine ich das gynäkologische Alter der Frau. Manche Frauen bekommen ihre erste Blutung mit 18 Jahren. Dann ist sie mit 19 Jahren erst ein Jahr jung. Manche Mädchen beginnen bereits mit 10 Jahren zu bluten; die sind mit 19 Jahren dann bereits 9 gynäkologische Jahre alt. Wenn du früh die Pille nimmst, kann der Körper nicht lernen. Falls das Mädchen also mit 11 Jahren die Menarche erlebt hat und mit 12 Jahren bereits die Pille verschrieben bekommen hat und gestern die Pille abgesetzt hat, ist sie nach wie vor auf dem Entwicklungsstand eines gynäkologisch-einjährigen jungen Mädchens.]



Die Zykluslänge oder -(un)regelmäßigkeit hat nichts mit der Fruchtbarkeit zu tun. In langen Zyklen bist du genauso fruchtbar wie in kurzen. Diesen Punkt können wir also aus dem Satz ausklammern.


Es bleibt also nun Folgendes:
> "wenn jemand nur einen durchgängigen Eileiter hat und (zumindest ab und an)
> auch Follikelreifungen auf der nicht-durchgängigen Eierstock-/Eileiterseite,
> woran könnte das liegen?

Hmmm. Lass mich umgekehrt fragen: Warum sollte dieser Eierstock nicht tätig sein? Woher soll der arme Eierstock wissen, dass der Eileiter künstlich unterbunden worden ist (Sterilisation der Frau) oder vernarbt ist oder verklebt oder verkrampft? Woher soll der Eierstock wissen, dass du eine Gallenoperation hinter dir hast, den linken Unterarm gebrochen und der Weisheitszahn links oben gerade im Wachsen ist? Der Eierstock hat seine fest definierten Aufgaben: Eizellen aufbewahren und Follikel heranwachsen lassen. Diese Aufgaben erledigt er hie und da. Manchmal der linke Eierstock, manchmal der rechte Eierstock, eventuell beide. Er hat keine Idee von dem, was um ihn herum sonst vorgeht.
Überlege umgekehrt: Wenn alle wüssten (Eierstock, Gebärmutter, Eileiter, ...), welche Teile im Moment funktionsfähig sind und welche nicht, dann würden viele Frauen keine Zyklen haben. Du selbst hättest bis Februar keine Zyklen gehabt, weil beide Eileiter zugewachsen/verklebt/verschlossen waren. Wozu hätte da in der Gebärmutter Schleimhaut aufgebaut werden sollen (und wieder abgestoßen werden sollen = Regelblutung), wenn ohnedies nichts passieren kann? Wieso hätte der Eierstock überhaupt aktiv sein sollen, wenn er die Eizelle ohnedies nicht durchbringen kann? Wenn die alle ständig eine Statusaufnahme machen würden und kommunizieren würden, hättest du monatelang keine Blutung gehabt. Die reden aber nicht miteinander, sondern erledigen jeder ihren Job und gehen - wie im Straßenverkehr - davon aus, dass der andere weiß, was er tut. Im Straßenverkehr ist es ja auch so, dass man geht/fährt und damit rechnet, dass die anderen wissen, was diese dreifarbige Leuchte auf der Kreuzung bedeutet, ohne dass man jeden einzeln interviewt hat, was er zu tun gedenkt, falls es rot leuchtet. Man geht davon aus, dass alle sich so verhalten wie sie es sollten (Vertrauensgrundsatz).
Und damit reifen eben Follikel mal links und mal rechts heran. Wodurch übrigens das "links" und "rechts" gesteuert wird, weiß man glaube ich nicht. Aber zumindest einer von beiden ist immer aktiv.
Also zusammengefasst: Der Eierstock bekommt keine Statuszustände ("funktioniert" oder "funktioniert nicht") von Eileiter und Gebärmutter geliefert, sondern erledigt seinen Teil der Arbeit. Diese Statuszustände würden ihm übrigens auch nichts helfen, denn er könnte sich ohnedies nicht darauf verlassen, dass ein Eileiter, der am 8. Zyklustag (da läuft schon die Follikelreifung im Eierstock) durchgängig ist, auch am 13. Zyklustag (geplante Ovulation) durchgängig sein wird und die gesamte Woche danach für die Wanderung Richtung Kinderzimmer ebenfalls durchgängig sein wird.


Es kann übrigens auch nichts "passieren", wenn der "falsche" Eierstock einen Follikel heranreifen lässt. Der Follikel wird vom Eileiter aufgefangen, platzt, setzt die Eizelle frei, und da niemand da ist, der sie befruchtet (der Eileiter ist ja verklebt/verwachsen, also können keine Spermien hindurchjagen), verkümmert die Eizelle so wie wenn kein X gewesen wäre. Die Gebärmutter merkt nach einiger Zeit, dass da nichts ist (bzw. stellt der Gelbkörper seine Tätigkeit ein), und das Kinderzimmer wird abgebaut alias Regelblutung. Es ist also ein ganz normaler Ablauf, der für die Frau weder gefährlich noch sonst etwas ist. Bei Kinderwunsch ist das natürlich ein "überflüssiger" Zyklus, weil da nichts passieren kann. Aber es besteht keine Gefahr für die Frau.


Liebe Grüße,
Claudia
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