Re: Re: Re: neuer Zyklus...und eine kleine Frage :)

Geschrieben von Claudia am 22. Juni 2011, 08:48
Als Antwort auf: Re: Re: neuer Zyklus...und eine kleine Frage :) geschrieben von Cornelia

Liebe Conny!

> wieso wird das an bestimmten Tagen gemacht bzw wie sollte das bei mir gemacht
> werden,das ich bzw ja meine Ärztin sieht,ob bei mir,für eine Schwangerschaft
> alles ok ist?

Es gibt mehrere Dinge, die im Hormonstatus angeschaut werden. Je nach Arzt ist die Liste länger oder kürzer. Bei Kinderwunsch spannend ist beispielsweise Prolaktin. Wenn dein Prolaktinwert zu hoch ist (wie beispielsweise in der Stillzeit, nur dass du eben nicht stillst, sondern der Wert fälschlicherweise zu hoch ist), kannst du nicht schwanger werden. Oder wenn du zu viel Androgene (männliche Hormone) hast. Beides merkst du im "normalen Leben" nicht. Oder wenn die Schilddrüse in die Gegend spuckt. (Die Schilddrüse sehe ich manchmal(!) im Zyklusblatt. Der Wert im Hormonstatus zeigt es dir auf jeden Fall.)
Prolaktin, Androgene und Schilddrüse sind zyklusunabhängig.
Es gibt allerdings Hormone, die im Laufe des Zyklus schwanken, einfach weil das der Lauf des Zyklus ist. Und da will deine Ärztin wissen, ob sie im Lauf des Zyklus die richtigen Werte annehmen. Ich habe gerade eine hübsche Abbildung gefunden: Von links nach rechts siehst du den Zyklusablauf. Der grüne senkrechte Strich soll die Ovulation darstellen. Ganz unten hast du die Temperaturkurve. Ganz exakt ist es nicht, weil der Anstieg auch kurz vor der Ovulation sein kann oder auch kurz nachher. Aber so ungefähr kommt es hin.
Links ist also die Tieflage, der erste Zyklusteil; und rechts hast du die Hochlage.
Schauen wir jetzt die zweite Zeile an mit den seltsamen Kleinkinderzeichnungen: Das soll ein Follikel sein, also eine Hülle, in der die Eizelle drinnen ist. Dieser Follikel wächst während der Tieflage, wird immer größer, und irgendwann platzt er auf (Ovulation), und dann wird aus dem "geplatzten Rest" der Gelbkörper, der dafür zuständig ist, dass nicht sofort die Regelblutung eintritt, sondern die Gebärmutter geduldig wartet, ob sich da ein Kleines einnisten kommt.
In der Mitte die große rote Fläche zeigt dir, wie gut die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut ist. Am Zyklusbeginn hast du noch den Rest vom vorigen Zyklus, der durch die Regelblutung gerade entsorgt wird. Dann (dort wo ganz wenig Rot ist) startet der Neuaufbau der Gebärmutterschleimhaut. Das ist das Kinderzimmer, in das sich das Kleine einnisten soll. Kurz nach der Ovulation ist es dann hübsch mächtig und groß aufgebaut, und der Gelbkörper sorgt wie gesagt dafür, dass es auch so bleibt. Nach ungefähr zwei Wochen ist die Entscheidung gefallen: Diese Runde kommt kein Kind mehr. Also wird dann dieses persönliche Kinderzimmer entsorgt, und zwar durch die Regelblutung. Die überflüssige Gebärmutterschleimhaut wird teilweise vom Körper zurückgenommen und teilweise nach außen abgegeben (im Blut findest du manchmal Schleimhautfetzen).
Schauen wir uns nun die oberste Zeile an: Das sind die Hormone, die alles steuern, dass es so wunderbar funktioniert. Die Östrogene sind rot. Die beherrschen den ersten Zyklusteil. Am Anfang sind sie niedrig und steigen aber immer weiter an. Sie sind es, die den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut veranlassen. Sie lassen den/die Follikel heranreifen und wachsen. Sie verursachen deinen Zervixschleim. Sie machen deinen Muttermund weich und offen und verlagern ihn nach oben (siehe vierte Zeile in der Abbildung).
Mit der Ovulation wandelt sich die Follikelhülle zum Gelbkörper um, der Progesteron produziert. Das Progesteron beherrscht den zweiten Zyklusteil (blau). Das Progesteron sorgt dafür, dass dein Kinderzimmer intakt bleibt (und nicht vorzeitig dahinblutet). Deine Brust wird größer und voller. Der Muttermund wird hart und geschlossen. Die Temperatur ist in der Hochlage.
Nach ungefähr zwei Wochen hat der Gelbkörper wie gesagt keine Kraft mehr, kann kein Progesteron mehr produzieren, kann also das Kinderzimmer nicht mehr halten (wozu auch? Es hat ja niemand Verwendung dafür; im Schwangerschaftsfall wird es klarerweise vom Kind selbst weiter erhalten). Das Progesteron sinkt, du blutest, die Temperatur sinkt, deine Brust wird weicher, der Muttermund wird weicher und offener.

Östrogene und Progesteron haben also unterschiedliche Werte im Lauf des Zyklus. (Genauso wie FSH und LH, aber die lassen wir jetzt unter den Tisch fallen.) Deine Ärztin will nun wissen, ob der Zyklus tatsächlich so abläuft, wie er soll. Deswegen will sie vermutlich in der Tieflage einen Hormonstatus machen und erwartet sich anfangs einen niedrigen Östrogen-Wert und einen niedrigen Progesteronwert. Falls sie um die Ovulation Blut abnimmt, findet sie einen hohen Östrogenwert und einen möglicherweise schon steigenden Progesteronwert. Und in der Hochlage findet sie einen enormen Progesteronwert und nicht mehr ganz so viel Östrogene.
Wenn du einen Hormonstatus machst, findest du neben deinen Werten sogenannte Referenzbereiche. Das sind die Werte, in denen deine Zahl sich aufhalten sollte. Also der "Normalfall". Bei Östrogenen und Progesteron findest du zyklusabhängige Referenzbereiche. Da steht dann: "bei Frauen im ersten Zyklusteil: ... Bei Frauen im zweiten Zyklusteil: ... Bei Frauen nach der Menopause: ... Bei jungen Mädchen: ... Bei Männern: ...".

Aus meiner Sicht kann sie sich Östrogene und Progesteron ersparen. Denn beides sieht man wunderschön im Zyklusblatt. Östrogene siehst du daran, dass du Zervixschleim eingetragen hast (möglichst zur richtigen Zeit). Progesteron siehst du daran, dass deine Temperatur eine Hochlage aufweist.
Was du beim Progesteron im Hormonstatus nicht(!) siehst, ist die Dauer der Hochlage. Das ist etwas, das du nur im Zyklusblatt siehst. Da hilft dir kein noch so schöner Progesteronwert im Hormonstatus, wenn die Dauer nicht stimmt. (Mit deinen 15 Tagen bist du da aber haushoch im grünen Bereich.)
Da aber der Aufwand, deiner Ärztin diese Werte auszureden, überproportional hoch ist (um nicht zu sagen: es ist unmöglich), lass sie einfach mitbestimmen. Dass das bei dir in Ordnung ist, wissen wir schon.


> nach 8 Monaten probieren werde ich langsam kribbelig:)

Bis ein Jahr bist du auf jeden Fall im grünen Bereich. Falls ihr ein Jahr lang probiert und auch einigermaßen den richtigen Zeitraum erwischt (ohne X zählt das natürlich nicht), und wenn das Zyklusblatt hübsch aussieht, kann man eben nach diesem Jahr mit einer normalen gynäkologischen Untersuchung weitermachen (hast du vermutlich schon), einem Spermiogramm und einem Hormonstatus.
Ein bisschen Zeit solltest du deinem Körper schon geben. Und mit Baujahr 1987 bist du ja noch kein Oldtimer, sondern darfst deinem Körper und dir auch die Zeit lassen.

Liebe Grüße,
Claudia
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