Re: Gelbkörperschwäche?

Geschrieben von Claudia am 5. März 2008, 11:46
Als Antwort auf: Gelbkörperschwäche? geschrieben von Monika

Liebe Monika!

> du kennst dich aus. Eine Freundin von meiner Freundin... na jedenfalls
> nicht ich (hoffentlich ;-), hat Gelbkörperschwäche und nimmt irgendein
> Medikament, damit sie schwanger werden kann.
>
> Meine Frage wäre: wie wird so eine Gelbkörperschwäche diagnostiziert?
> Genügt, wenn man sagt, die Hochlage ist zu kurz, weil der GK nicht genügend
> Hormone produziert? Oder sonst irgendwie durch Hormonstatus?

Vorab: Ich möchte mir jetzt ersparen, überall "falls" und "wenn" zu schreiben. Wir wissen, dass Eileiter undurchlässig sein können (durch Vernarbungen, Verkampfungen, Verklebungen); wir wissen, dass nicht immer eine echte Ovulation stattfindet (beispielsweise Stichwort "LUF"). Wir wissen, dass auch nicht jede Eizelle befruchtet wird, selbst wenn die Eileiter durchgängig sind und Jungs da sind.
Im Folgenden gehe ich vom "Idealfall" auf, also alles durchgängig, Ovulation findet statt, Befruchtung findet statt, ...


Also unter obiger Annahme:

Du weißt ja, und wir alle natürlich, dass der Zyklus aus zwei Teilen besteht, der Follikelreifungsphase (Tieflage) und der Gelbkörperphase (Hochlage).

Wir Zyklusbeobachterinnen wissen auch alle, dass der erste Zyklusteil derjenige ist, der unterschiedlich lang sein kann; die Hochlage ist ziemlich konstant 2 Wochen (plusminus ein paar Tage). Wenn du also einen 50-Tage-Zyklus hast, dann beginnt die Hochlage ungefähr(!) am 36. Tag.

Wir hier im Forum wissen auch, dass die Hochlage bei Kinderwunsch entsprechend lang sein muss. Mit 9 Tagen Hochlage wird das nichts. Die befruchtete Eizelle wird bei einem Wettlauf von jeder Schnecke um Längen geschlagen. Wie lange sie tatsächlich für die Wanderung von der Ampulle (das ist der Ort im Eileiter, wo die Befruchtung stattfindet) bis zur Gebärmutter (also das andere Ende des Eileiters) braucht, darüber gibt es unterschiedliche Angaben, aber es sind definitiv viele Tage, stell dir ungefähr eine Woche vor. Ja, für dieses klitzekleine Stückchen in deinem Körper braucht sie tatsächlich dermaßen lang!
Nun muss sie sich in der Gebärmutterschleimhaut auch einnnisten, und auch das braucht Zeit. Insgesamt kannst du sagen, dass du mit 12 Tagen Hochlage auf der sicheren Seite bist, und je mehr, desto besser!
Verantwortlich für die Länge der Hochlage ist der Gelbkörper; das ist im Prinzip der Follikel, aus dem die Eizelle "geschlüpft" ist, also genaugenommen die Follikel-Haut, also dieser Luftballon rundherum. Dieses Ding wird zum Gelbkörper umgewandelt, und dieser Gelbkörper produziert Progesteron, und die Auswirkung des Progesterons ist eben, dass die Schleimhaut der Gebärmutter aufgebaut bleibt und auf das Kleine wartet. (Eine "Nebenwirkung" des Progesterons ist, dass die Temperatur erhöht ist: Hochlage!)
Also zusammengefasst: Bei der Ovulation entstehen zwei Dinge: (a) die Eizelle, die befruchtet wird und Richtung Gebärmutter wandert und sich dort einnisten wird. (b) Aus der Außenhaut wird der Gelbkörper, der (übers Progesteron) dafür sorgt, dass alles auf das Kleine wartet, die Gebärmutterschleimhaut aufrechterhält, ...
Wenn wie gesagt dieser Gelbkörper zu kurz besteht, schafft die Eizelle das nicht - das ist keine Sprinterin. Der Gelbkörper muss wirklich zwei Wochen (12 Tage wären fein) bestehen, damit die befruchtete Eizelle eine Chance hat.


Nun endlich zu deiner Frage:
Auch Ärzte wissen, dass eine Gelbkörperschwäche bei Kinderwunsch hinderlich sein kann. Nur (und das ist jetzt natürlich eine Unterstellung, das ist mir klar) wissen viele außer diesem einen Satz nichts. Es fehlt ihnen der Zusammenhang, also das, was ich dir gerade oben aufgeschrieben habe. Sie kennen nur diesen Satz "Gelbkörperschwäche ist bei Kinderwunsch hinderlich", der ist hängengeblieben - falls sie überhaupt jemals mehr gelernt haben.
Dann überlegen sie: Gelbkörper hat mir Progesteron zu tun, also machen wir mal schnell einen Hormonstatus.
Sie "wissen" aus ihrer Ausbildung (oder Erinnerung), dass der Zyklus der Frau 28 Tage dauert. Damit ist der Eisprung am 14. Tag, und somit kann man am 16. Tag das Progesteron testen. Sie schicken also die Frau am 16. Zyklustag (vielleicht gefällt ihnen auch der 17. oder 18. Tag besser, egal) zur Blutabnahme.
Vom Labor bekommen sie dann einen Befund, in dem steht, wieviel Progesteron an diesem Tag im Blut dieser Frau vorzufinden war.

Das sagt natürlich absolut nichts aus. Denn:
1) Du weißt nicht, ob die Frau am 16. Zyklustag überhaupt bereits im zweiten Zyklusteil war. Im obigen Beispiel eines 50-Tage-Zyklus ist die Frau selbst am 30. Tag noch im ersten Zyklusteil, also in der Follikelreifungsphase. Ein Hormonstatus muss immer zyklusgerecht gemacht werden! Die Frau muss in ihrem Zyklusblatt sehen, dass sie in der Hochlage ist. Dann kann sie einen Hormonstatus zur Bestimmung des Progesterons machen lassen. Allerdings frage ich mich ehrlich gesagt, warum sie dann einen machen lässt, denn aus dem Zyklusblatt sieht sie ja, dass sie in der Hochlage (=Nebenwirkung des Progesterons!) ist, also Progesteron in ihrem Körper ist.
2) Es sagt nichts über die Dauer der Hochlage aus. Selbst wenn du den Hormonstatus an einem Hochlagentag machst, siehst du nur, wieviel Progesteron gerade jetzt an diesem Tag im Blut umherschwirrt. Aber du kannst aus diesem Hormonstatus nicht auf die Länge der Hochlage schließen! Du kannst picobello Werte haben, die überall im Referenzbereich liegen, aber es kann trotzdem die Hochlage zu kurz sein.
3) Vielleicht war gerade zu diesem Moment der Progesteronspiegel aus welchen Gründen auch immer höher oder tiefer als 5 Minuten vorher oder 10 Stunden später.


> Und dann verordnen sie dieses Medikament (weiß nicht, wie es heißt) - man
> solle es (natürlich) ab dem 14. Tag im Zyklus nehmen :-( Wäre sicher
> netter, sie würde ihr was vom Zyklus erklären, dann könnte sie es besser
> timen, aber egal, das ist schon ein altes Lied...

Um Himmels willen!!!!

Kerstin hat mal von ihrem Arzt Duphaston verschrieben bekommen, hier das Posting: http://online-zyklen.net/PARSIMONY-ARCHIV/antwort_lesen.php?ID=417
Ich finde den zugehörigen Zyklus leider nicht mehr, aber er war Horror! Sie hat das Duphaston tatsächlich ab dem 14. Tag genommen (wie der Arzt gesagt hat), und dieses Zyklusblatt war ein Einziges Rauf-Runter-Chaos. Der Körper hat überhaupt nicht gewusst, was er jetzt mit dem Zeug machen soll und wie er auf gleich kommen soll. Wir waren heilfroh, als der Zyklus irgendwann aus war und ihr Körper sich dann wieder hat beruhigen können. Das Zeug hat sie nie wieder angerührt, soweit ich weiß. Ein halbes Jahr später war sie übrigens schwanger - ohne irgendetwas. :-)

Also falls mann überhaupt irgendetwas in der Richtung (Duphaston, Utrogest, ...) nimmt, dann bitte nur zyklusgerecht; also abwarten, bis man in der Hochlage ist, und dann mit der Einnahme beginnen.
Wenn dein Körper nämlich noch in der Tieflage ist, bringt ihn das vollkommen durcheinander. Angenommen, er "plant" die Ovulation für den 20. Tag. Er beginnt mit dem Follikelwachstum und - patsch! - knallt ihm auf einmal jemand Gelbkörperhormon mittenhinein. Was soll er denn jetzt damit machen? Das passt ja überhaupt nicht für ihn! Er hat nicht einmal noch den Mega-Follikel auserwählt, der dann zur Ovulation kommen soll, und von der Ovulation selbst ist in diesem Zyklus überhaupt noch nicht die Rede, und auf einmal schießen da irgendwelche Hormone quer, die eigentlich in den zweiten Zyklusteil gehören. Er kann also jetzt weder das Follikelwachstum weiter betreiben noch in die Hochlage, irgendwie gibts nur noch Scherben in jeder Richtung.


> Gibt es Nebenwirkungen? Als erstes denke ich daran, dass (wenn falsch
> gerechnet, weil Eisprung später) der Schleim eingedickt wird und sie gar
> nicht erst schwanger werden kann... ist aber nur meine Phantasie. Sonst,
> gibt es für den Körper Nebenwirkungen, wenn man das GK-Hormon einfach so
> nimmt? Hormone sind ja nie ungefährlich, ist es da anders?

Nebenwirkungen: Ich weiß nicht, ob es - falls die Ovulation nicht bereits abgelaufen ist - überhaupt zu einem Eisprung kommen kann. Denn in dem oben beschriebenen Chaos kann sich wohl nichts mehr entwickeln. Und wenn wie gesagt die Ovulation für den 20. Tag "geplant" ist, der Zyklus also von Natur aus (ungefähr!) 34 Tage gedauert hätte, und du erzwingst durch das Absetzen des Gelbkörperhormons eine Abbruchblutung am 28. Tag, na wie soll sich denn da die Wanderung und Einnistung ausgehen, selbst wenn der Körper die Ovulation noch irgendwie hinbekommen hat?

Eine weitere - mögliche - Nebenwirkung bei Gestagenen sind Depressionen, die bis zu Selbstmordgedanken gehen können. Ja, das steht am Beipacktext, aber wer liest den? Okay, wenn du es schaffst, diese zwei Wochen zu überstehen, ist es vorbei, denn mit dem Absetzen von dem Zeug hast du wieder den Normalzustand erreicht. Aber bis dahin kann es dir ziemlich mies gehen.



Die einzig sinnvolle Möglichkeit bei Verdacht auf Gelbkörperschwäche sind Zyklusbeobachtungen. Das ist zwar mehr Aufwand als eine Tablette runterzuspülen, aber wie gesagt die einzige - mir bekannte - Möglichkeit, wirklich etwas zu sehen. Du siehst, dass du in die Hochlage kommst, also Progesteron vorhanden ist. Und - ganz wichtig - du siehst, wie lange dieser Zustand anhält. Diese Information bekommst du aus keinem Hormonstatus.

Eine Behandlung mit Gestagenen (ohne Zyklusaufzeichnungen) halte ich bei Kinderwunsch für kontraproduktiv, besonders wenn zumindest hie und da längere Zyklen als 28 Tage auftreten.


Ich würde deiner Freundin also empfehlen, (a) in dieses Forum zu kommen ;-) und (b) Zyklusblätter anzulegen.

Falls sie dann draufkommt, dass sie tatsächlich mit der Dauer der Hochlage Probleme hat, dann ist Mönchspfeffer empfehlenswert. Der Unterschied zwischen Mönchspfeffer und Chemie ist Folgender: Die Chemie erzwingt genau jetzt genau diesen Zustand. Punkt. Ob das jetzt dem Körper passt oder nicht, darum kümmert sie sich nicht. Wenn du die Chemie absetzt, ist alles wie zuvor, meist sogar schlimmer.
Mönchi unterstützt den Körper. Es versucht, dem Zyklus beizubringen, wie er funktionieren soll. Der Körper lernt das richtig Verhalten! Wenn man Mönchi nach einiger Zeit schrittweise reduziert oder weglässt, kann man hoffen, dass der Körper es nun von selbst weiß. Und: Mönchi ist pflanzlich, hat also keine Nebenwirkungen. Du hast immer ein gutes Gewissen in Bezug auf deinen Körper.


So, jetzt habe ich viel geschrieben, aber das wird sie vermutlich alles nicht hören wollen, weil viele Leute so arztgläubig sind.
Wenn sie sich nicht zu Zyklusaufzeichnungen bekehren lassen möchte, kannst du zumindest versuchen, ihre Medikamente als "Chemiekeule" zu bezeichnen (sind sie ja auch) und ihr den natürlichen Mönchi ans Herz zu legen. Agnumens sind preisgünstig und bei uns in jeder Apotheke erhältlich.

Aber vielleicht mag sie ja doch bei uns vorbeischauen. ;-)

Liebe Grüße,
Claudia
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