Re: Auch mal andere Frage hab ...

Geschrieben von Claudia am 18. Dezember 2010, 08:11
Als Antwort auf: Auch mal andere Frage hab ... geschrieben von Cindy

Liebe Cindy!

> Meine Theorie (und vielleicht Befürchtung ist), dass viele Frauen mit
> Kinderwunsch zu spät herzeln, eben erst, wenn der Schleim gut sichtbar ist.

Da hängt viel von der Länge der Schleimphase ab. Wenn man nur ein oder zwei Tage Zervixschleim findet, sollte man natürlich vor Beginn des S mit den X beginnen. Wenn man eine Woche (oder länger) S findet, dann genügt der Beginn der S-Phase.
Die möglichen Tage der Ovulation sind im Zeitraum 3-Tage-vor-dem-Höhepunkt bis 3-Tage-nach-dem-Höhepunkt. Wichtig ist es, dass in diesem Zeitraum Jäger vor Ort sind.
Der Schleim selbst kann im Körper schon vorhanden sein, bevor man ihn noch äußerlich wahrnimmt. Daher gibt es zu Zyklusbeginn keine gänzlich unfruchtbare Zeit. Ein Nichtvorhandensein von Schleim auf dem Toilettepapier bedeutet nicht, dass im Körper noch Ebbe herrscht! Bei Nicht-Kinderwunsch ist es daher ganz wichtig, auch auf das f zu achten, das oft vor dem S auftritt. Es ist sozusagen ein Warnzeichen, dass bald S eintreten könnte oder wird.
Bei langen Schleimphasen und Kinderwunsch ist das aber wie gesagt von geringerer Bedeutung, weil ich ja nur ab 3-Tage-vor-dem-Höhepunkt Jäger in mir haben muss.


> Ich denke nämlich, dass der Schleim (jedenfalls bei mir) doch 1-2 Tage
> braucht, um am Scheideneingang sichtbar zu sein.

Das ist richtig. Mit der Muttermunduntersuchung findest du schon früher S.


> Der optimale Schleimhöhepunkt ist zum Zeitpunkt des Sichtbarwerdens also schon
> verstrichen und die Jägerchen kommen zu einer abgestorbenen Eizelle.

:-) Nein, abgestorben ist sie noch nicht. Es gibt Zyklen (mit äußerlichen Schleimbeobachtungen), bei denen eine Schwangerschaft von einem X am 3. Tag nach dem Höhepunkt in der Früh entstanden ist. Daher darf man bei Nicht-Kinderwunsch erst am 3. Tag abends die unfruchtbare Zeit annehmen.
Wenn man Muttermunduntersuchung macht, zählt immer der am Muttermund abgenommene Schleim - vor allem auch deswegen, weil man die Gesamtmenge des Schleims reduziert und man so äußerlich weniger/nichts findet oder eben auch erst mit Zeitverzögerung. Allerdings muss man auch hier auf die Kombination mit der Temperatur achten oder die Härte/Lage des Muttermundes einbeziehen. Manchmal ergibt sich dadurch die unfruchtbare Zeit bereits ein Tag früher. Mehr gewinnt man mit der Muttermunduntersuchung im Normalfall nicht.


> Wo wird der Schleim eigentlich produziert

Der Name ist ausnahmsweise passend gewählt (was ja nicht immer so ist; oft haben Dinge andere Bezeichnungen, weil man sich die Sache früher anders vorgestellt hat). Der Zervixschleim wird in der Zervix produziert, und das ist der Halsteil der Gebärmutter. Du kannst dir die Gebärmutter vorstellen als eine auf den Kopf gestellte Birne. Der Birnenhals, also der schlanke Teil, der jetzt unten ist, ist die Zervix=Gebärmutterhals. Das ist eine Art "Röhre", die innen mit sehr vielen Fältchen ausgekleidet ist, den sogenannte Krypten. Dort wird der Zervixschleim gebildet.
Bei einer Muttermunduntersuchung tastet man den Muttermund (also den untersten Teil der Gebärmutter, dort wo der Stängel der Birne angewachsen ist) und streift ihn aus. Dabei ist man sehr nahe an der Produktionsstelle des Zervixschleims.


> Die umgekehrte Theorie hieße dann, dass man im Verhütungsfall nicht erst
> fruchtbar ist, wenn Schleim auftritt (also z.b. die Still-Regeln), sondern
> eben schon eher.

Genau. Deswegen gibt es zu Zyklusbeginn keine absolut unfruchtbare Zeit. Für den Zyklusbeginn gibt es mehrere Auswertungsregeln, von denen aber keine hundertprozentig sicher ist. Man kann hier lediglich die Sicherheit der Pille erreichen. Keine einzige dieser Regeln verlässt sich auf das Erscheinen von S - eben weil man bereits vorher schwanger werden kann.
Die Stillzeit und die Wechseljahre sind ein anderes Kapitel. Hier ist die Fruchtbarkeit drastisch herabgesetzt, im einen Fall durch das Stillen (das den Körper ja so beansprucht, dass er es sich zwei Mal überlegt, sich zusätzlich auch noch eine Schwangerschaft aufzuhalsen), im anderen Fall durch die Faulheit der Eierstöcke, die nach so vielen Jahren Aktivität auch endlich mal in den wohlverdienten Ruhestand gehen möchten. Hier haben wir einen Pearl-Index von 1, der den mittelmäßigen bis schlechten Pillenpräparaten entspricht.


> Die Idee von Claudia (vor langer Zeit ich glaube an Becca ?) fände ich echt
> gut und würde ich gern testen irgendwie, ob man also die 3 eingekreisten Tage
> nach dem Schleimhöhepunkt verkürzen kann.

War das meine Idee oder Claudis Idee? Mir fehlt grad der Zusammenhang.
Man kann (bei Kinderwunsch) testen, ob man in der zweiten Kringelmessung noch schwanger werden kann. Dazu muss man aber regelmäßig dort ein X platzieren.
Analog kann man auch den Zyklusbeginn austesten und schauen, wie weit man in den Zyklus hineingehen kann, ohne schwanger zu werden.
Das ist aber nur sinnvoll, wenn man Kinderwunsch hat und der Kinderwunsch nicht unbedingt sofort erfüllt werden muss. Das Ergebnis dieser Versuchsreihe darf aber keinesfalls als allgemeingültig angesehen werden. Es gibt wie gesagt Frauen, die am dritten Tag nach dem Höhepunkt morgens schwanger geworden sind. Und es gibt Frauen, die vor dem Erscheinen von S schwanger geworden sind. Wenn also ein Paar für sich die Theorie aufstellt, dass die Ovulation bei ihnen immer früh (oder immer spät) abläuft, dann ist das keineswegs allgemeingültig. Und die daraus entstandenen Kinder dürfen weder bei mir noch in Vöcklabruck abgegeben werden. Anders gesagt: Das ist etwas, das wirklich das Paar für sich testet, für sich entscheidet, und für sich anwendet (oder auch nicht). Durch allgemeine Regeln ist das nicht erfasst und auch nicht erfassbar, weil wir Individuen sind und jeder Mensch einzigartig. Man darf auch nicht davon ausgehen, dass die zweiten und dritten Kringelmessungen immer unfruchtbar sind, weil sie bei der zweijährigen Testreihe unfruchtbar waren. Der Körper hat immer das Recht, es sich anders zu überlegen. Das ist etwas, das wirklich das Paar für sich entscheiden muss, wie groß sie selbst die (Un-)Sicherheit beurteilen und ob sie sich darauf verlassen.


> Meiner Meinung nach kann man die nämlich komplett streichen, wenn der beste
> Schleim weg ist, ist nämlich die Eizelle tot, denke ich.

Wie gesagt gibt es Schwangerschaften vom dritten Tag nach dem Höhepunkt (morgens). Das ist zwar selten, aber es geht. Die ersten beiden Tage nach dem Höhepunkt sind weit häufiger. Der erste Tag nach dem Höhepunkt gehört sogar zu den drei Tagen, die bei schlechtem Spermiogramm empfohlen werden: Da soll man versuchen, den Höhepunkt zu treffen, wobei der Tag-davor und der Tag-danach fast genauso gut sind. Das sind die Tage, an denen statistisch gesehen die meisten Schwangerschaften eintreten.
Achtung: Eine Statistik ist eine Statistik und sagt nichts über das Einzelindividuum aus. Nur weil laut (damaliger) Statistik Bandscheibenvorfälle im Alter von 60 Jahren erworben werden, war ich damals nicht 60 Jahre - und bin es auch heute noch nicht. ;-))))


> Und was ich auch immer komisch finde, die Frauenärztin fragt ja manche
> Frauen, wann der Konzeptionszeitpunkt war (also wann das X war). Das X kann
> man ja wissen, aber den Verschmelzungszeitpunkt doch nicht, oder?

Ja, aber das weiß deine Ärztin nicht.
Oder sie weiß es, aber sie denkt nicht dran.
Oder wenn sie dran denkt, dann glaubt sie, dass du es nicht weißt und will dich nicht mit theoretischen Betrachtungen dazu überfordern (denn diese Zeit wird ihr nicht bezahlt). Für sie ist es am einfachsten, so zu tun, als würde das alles zusammenfallen.


> Sowohl Eizelle also auch Jägerchen haben doch eine gewisse Lebensdauer,

Die Eizelle ist ab dem Zeitpunkt des Freisetzens nicht gerade lebensfreudig. Es gibt unterschiedliche Angaben, aber die bewegen sich alle im Bereich von einigen Stunden. Stell dir größenordnungsmäßig vier Stunden als Lebensdauer vor.
Bei den Jägerchen sieht die Sache schon anders aus. Die können mehrere Tage in dir überleben - wunderbaren Zervixschleim vorausgesetzt. Hier lässt sich niemand auf einen konkreten Wert ein, aber größenordnungsmäßig (damit wir uns etwas vorstellen können) sagen wir mal vier Tage.
Die Regeln fürs Nichtschwangerwerden haben zwei Punkte, die sie berücksichtigen müssen: Einerseits dass man nicht weiß, wann die Ovulation stattfindet. (Dafür weiß man die Lebensdauer der Eizelle, aber die bringt einem nichts.) Und andererseits die lange Lebensdauer der Jäger (von denen man den Prouktionstermin kennt). Diese zwei Größen müssen durch die Regeln erfasst werden.

Liebe Grüße,
Claudia
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