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Schilddrüse und Kinderwunsch
Die Schilddrüse kann bei Kinderwunsch (bei der Frau) eine Hürde
darstellen. Die folgende Übersicht hat Daniela im Kinderwunschforum
veröffentlicht. Daniela ist selbst Hashimoto-Betroffene und hat
für sich selbst nachgeforscht, was da eigentlich im Körper abläuft und
ablaufen sollte und uns das Ergebnis ihrer Recherchen und ihre Erfahrung
zur Verfügung gestellt.
Bitte um Verständnis, dass wir für diese Zusammenstellung keinerlei
Verantwortung oder Haftung übernehmen können!
Falls Fragen zum Thema Schilddrüse und insbesondere Hashimoto offen
sind, bitte im Kinderwunschforum posten, danke! Daniela
ist häufig da und beantwortet gerne Fragen.
Hier nun Danielas Übersicht:
Vorab bekommt ihr hier ein "Inhaltsverzeichnis"
- Abkürzungen
- so läuft das mit den SD-Hormonen (in einem gesunden Körper!) in etwa ab
- Unterfunktion
- Überfunktion
- Wertekontrolle
- Wertekontrolle bei Behandlung mit SD-Hormonen
- SD-Werte bei Hashimoto
- mögliche weitere Symptome bei Hashimoto
- Änderung der Dosis der SD-Hormone
- Werte für Schwangerschaft
- Jod und Hashimoto
- Jod in der SS bei Hashimoto
Darf ich als erstes mal ein paar
Abkürzungen vorstellen,
sonst tipp ich mir noch die Tasten krank
SD = Schilddrüse
UF = Unterfunktion
ÜF = Überfunktion
LT = L-Thyroxin
BE = Blutentnahme
T3 = SD-Hormon in gebundener Form (das ist im Körper nicht aktiv)
T4 = SD-Hormon in gebundener Form (das ist im Körper nicht aktiv)
ft3 = SD-Hormon in freier Form (das ist das im Körper aktive / wirksame)
ft4 = SD-Hormon in freier Form (das ist das im Körper aktive / wirksame)
So läuft das mit den SD-Hormonen (in einem gesunden Körper!) in etwa ab
Damit man sich bei den ganzen SD-Sachen auch mal was vorstellen kann,
gibt's erst mal einen kleinen Überblick:
In unserem Hirn gibt's eine Schaltzentrale (= Hypothalamus), die u.a. ein
Hormon namens TRH losschickt.
Dieses TRH regt die Hirnanhangdrüse (=Hypophyse) an das Hormon TSH
auszuschütten. (TSH wird fälschlicherweise oft bei den SD-Hormon mit
genannt, ist aber definitiv KEIN SD-Hormon! in Bezug auf die SD könnte
man es als Steuer-Hormon bezeichnen)
So, und dieses TSH nun ruft der SD zu, wieviel T3 bzw. T4 sie produzieren
soll.
Je höher dieser TSH-Wert ist, desto lauter schreit er der SD zu "bitte
T3/T4 produzieren!"
Je niedriger der TSH-Wert, desto weniger wird die SD zur Produktion von
T3/T4 aufgefordert.
Die SD produziert nun T3 und T4. Wobei sie viel mehr T4 als T3 produziert
(Verhältnis war glaub ich so 10:1)
Mit T3 und T4 kann der Körper allerding gar nix anfangen. Die sind
gebunden und stehen dem Stoffwechsel nicht zur Verfügung. Diese T3 und T4
müssen vom Körper erst noch in die freien aktiven ft3 und ft4 umgewandelt
werden.
Da ist es wiederum so, dass ft3 viel wirksamer ist als ft4. Das ft3 ist
sozusagen das eigentlich stoffwechselwirksame und aktive SD-Hormon.
Der Körper wandelt auch T4 / ft4 in T3 / ft3 um; ist auf diese Umwandlung
auch angewiesen.
Das T4 und ft4 haben vor allem Speicherfunktion.
Das ganze funktioniert als Kreislauf.
T3/T4 melden sozusagen der Schaltzentrale, wie hoch ihre Konzentration im
Körper ist, geben also Rückmeldung darüber, ob genügent T3/T4 vorhanden ist
oder mehr gebraucht wird.
Noch mal ganz kurz zusammengefasst:
TRH => TSH => Endergebnis T3/T4
aus T4 wird ft4 und auch T3
aus T3 wird ft3
ft4 wird umgewandelt in ft3 (Körper ver/braucht nur sehr wenig direkt tf4,
hab ich wohl mal so gelesen)
Im Normalfall regelt der Körper das alles wunderbar und leistet echt
Spitzenarbeit.
Manchmal klappt's aber nicht mehr so gut und der Körper braucht Hilfe
Unterfunktion
der Körper hat zu wenig aktive SD-Hormone
die Werte sind daher:
ft3 und ft4 niedrig
TSH hoch (schreit gaaanz laut!)
Über den hohen TSH wird die SD zur vermehrten T3/T4 Produktion angeregt,
aber sie schafft's halt nicht mehr richtig
Und dann noch das Gemeine:
Häufig besteht eine UF aber auch schon bei normalen Werten (= Werte, die
in der Norm sind).
Ruhig auch selbst ein Auge auf die Laborergebnisse werfen (lasst euch
Kopien geben). Leider bescheinigen immer noch viele Ärzte einzig und
allein aufgrund einem niedrigen TSH eine ÜF (vor ÜF haben Ärzte meist
"große Angst") und verlangen bei SD-Hormoneinnahme die LT Dosis zu
reduzieren.
Solange die ft3 und ft4 noch gut in der Norm sind ist eine ÜF auch bei
niedrigem (selbst unterhalb der Norm) TSH nicht gegeben!
Anmerkung:
Die meisten Menschen fühlen sich bei einer SD-Hormonversorgung (ft3/ft4)
im mittleren bis oberen Drittel der Normbereiche am wohlsten! Der TSH-Wert
bei Gesunden bewegt sich in einer Bandbreite von 0,5-2,5.
Bei UF-Beschwerden trotz Werten in der Norm also nicht locker lassen!
Bei den Ursachen einer bloßen Unterfunktion (nicht im Zusammenhang mit
Hashimoto!) kenn ich mich nicht wirklich aus. Ich weiß nur, es wird immer
noch sehr häufig Jodmangel aufgeführt. Ob das heute den vielen Jodzusätzen
überhaupt noch möglich ist, darüber streiten sich die Geister.
Bei manchen Menschen behilft sich der Körper dadurch, dass noch mehr
Schilddrüsengewebe "wächst". Das macht sich dann in einer vergrößerten
SD bemerkbar (= Kropf, Struma)
Das ist natürlich auch nicht (unendlich) gewollt.
Also gibt's SD-Hormone in Tablettenform, das ist dann das LT (ist ein
reines T4 Präparat)
Je nach Ursache der UF braucht man die Tabletten nur vorübergehend oder
eben lebenslang.
Neben den geläufigen Symptomen der UF (Müdigkeit, Schlapp, unerklärliche
Gewichtszunahme,...) können durchaus auch auftreten:
erhöhter Prolaktinwert
überhaupt besonders bei Frauen gestörte Sexualhormone
erhöhte Cholesterinwerte
erhöhte Leberwerte
auch erhöhter Blutdruck (u.U. ist sogar nur einer der Blutdruckwerte
erhöht!)
insgesamt niedrigere Körpertemperatur
=> diese Symptome bringen auch viele Ärzte nicht mit der SD in Zusammenhang
Überfunktion
der Körper hat zu viele SD-Hormone
die Werte sind daher:
ft3 und ft4 zu hoch
TSH niedrig (flüstert bis sagt gar nix mehr)
über den niedrigen TSH produziert die SD kein/wenig T3/T4
Zu den Ursachen einer bloßen Überfunktion (nicht im Zusammenhang mit
Hashimoto oder Morbus Basedow - ist auch eine Autoimmunerkrankung der SD)
kann ich auch nicht wirklich was beitragen.
Hier gibt's dann Medikamente, die die Produktion der SD-Hormone blockieren.
Auch hier: je nach Ursache braucht man die SD-Blocker nur vorübergehend oder
auch lebenslang.
Insgesamt bin ich mit ÜF noch nicht so bewandert.
Wertekontrolle
Solange man gesund ist und auch kein Verdacht auf eine SD-Erkrankung
vorliegt, wird häufig nur der TSH bestimmt. Das genügt dann auch, weil
man davon ausgehen kann, dass das Steuerungssystem funktioniert.
Für die BE für eine TSH-Bestimmung ist eigentlich nichts näher zu beachten;
für die BE braucht man nicht nüchtern sein. Man sollte lediglich aufpassen,
wenn man sonst noch irgendwelche Medikamente nimmt. Es gibt da ein paar,
die den TSH beeinflussen (Medis unbedingt dem Arzt sagen).
Der TSH schwankt im Tagesverlauf ein wenig. Diese Schwankung kann aber
eigentlich vernachlässigt werden.
Bei Verdacht auf eine SD-Erkrankung sowie bei Beschwerden / Symptomen, die
auf die SD zurückgeführt werden können, sollte mehr kontrolliert werden:
TSH
ft3 (ganz wichtig, dass hier ft3 und nicht T3! => s.o.)
ft4 (ganz wichtig, dass hier ft4 und nicht T4! => s.o.)
Für die Diagnostik einer Autoimmunerkrankung (die "gängigsten" sind
Hashimoto oder Morbus Basedow; beide treten inzwischen häufiger auf) ist
auch eine Bestimmung der Antikörper sinnvoll.
In Deutschland ist es so, dass die gesetzlichen Krankenkassen oft nur die
Kosten für 1 Antikörperbestimmung pro Quartal bezahlen.
Dann bitte bei Verdacht auf UF die TPO-Antikörper (heißen auch MAK)
bestimmen lassen. Die sind für Hashimoto sehr typisch und UF ist ein
klassisches Symptom bei Hashimoto.
Achtung: man kann auch Hashimoto haben, ohne dass man Antikörper im Blut
hat. Das ist zwar selten, aber keine Antikörper heißt eben noch nicht
zwingend keine Hashimoto! Da ist dann ein guter Fachmann am Ultraschall
gefragt.
So passierts immer wieder, dass Leute nur die Diagnose UF erhalten, haben
aber tatsächlich Hashimoto!
Bei Verdacht auf ÜF dann die TRAK-Antikörper (heißen auch TSH-AK oder
TSH-R-AK)bestimmen lassen; diese sind für Morbus Besedow typisch und da
ist ÜF ein klassisches Symptom.
Und dann gibt's noch die TG-AK (heißen auch TAK). Zu denen fällt mir grad
nix besonderes ein ;-)
Wertekontrolle bei Behandlung mit SD-Hormonen
Wenn man SD-Hormone einnimmt, dann unbedingt am Tag der BE die Tabletten
vor der BE NICHT einnehmen. Man erhält dadurch sonst einen verfälschten
erhöhten ft4-Wert.
Für eine Kontrolle, ob man mit den SD-Hormonen gut eingestellt ist,
sollte man die Dosis auf alle Fälle 4 Wochen lang konstant eingenommen
haben.
Also nicht: heute Dosis erhöht und in 2 Wochen BE zur Kontrolle.
Hintergrund: es dauert ziemlich, bis die SD-Hormone über die
Tabletteneinnahme überall im Körper angekommen sind; das ist unabhängig
davon, ob man selbst schon eine Veränderung spürt
SD-Werte bei Hashimoto
Ganz häufig ist bei Hashimoto der TSH recht niedrig, obwohl die ft3/ft4
auch recht niedrig (in der Norm) sind.
Hintergrund: bei vielen Hashis funktioniert auch mit der Hypophyse was
nicht mehr richtig; da die ja den TSH steuert, passt dann der TSH als
Kriterium für die Wertekontrolle nicht mehr ganz.
Und wer als Hashi die Trak-Antikörper hat, der hat fast zwangsläufig einen
verfälscht niedrigen TSH.
Auch bei Hashis gern genommen:
Eine sog. Umwandlungsstörung. Der Körper schafft's nicht mehr oder nicht
mehr ausreichend, das T3/ft3 in T4/ft4 umzuwandeln. Da ist dann zwar
der ft4-Wert in Ordnung, der ft3-Wert allerdings im Eimer. (Das Befinden
ist auch mit im Eimer!)
Da gibt's dann die Möglichkeit zusätzlich zum T4 ein T3-Präparat oder
auch ein Kombipräparat.
Von dieser Möglichkeit wissen leider auch einige Ärzte nicht.
Deshalb gaaanz gaaanz wichtig:
Besteht drauf, dass die ft3 und ft4 mit kontrolliert werden.
mögliche weitere Symptome bei Hashimoto
Aufgrund der Autoimmunkrankheit haben Hashis oftmals auch einen Mangel an
Magnesium, Folsäure, Vitamin D, Vitamin B12, Eisen
oftmals sind auch spührbar Muskelschmerzen (besonders im Nackenbereich),
Karpaltunnelsyndrom, schnelle Ermüdbarkeit, Augenbeschwerden, Schwellung
der Lymphknoten und diffuse Schwellungen an den Extremitäten
Änderung der Dosis der SD-Hormone
Wenn man die Dosis der Tabletten steigern soll, dann bitte langsam und
ggf. in mehreren Schritten steigern (sog. einschleichen). Umgekehrt,
wenn man reduzieren soll, auch nur langsam und ggf. in kleinen Schritten
(sog. ausschleichen)
Meist werden Änderungen von 12,5 alle zwei Wochen ganz gut vertragen. Wer
empfindlich ist, nur in 6,25er Schritte alle zwei Wochen ändern. Die
Tabletten kann man auch teilen.
Als Einstiegsdosis (wer also ganz neu mit SD-Hormonen anfangen muss)
werden 25 allgemein gut vertragen, meist auch noch 50. Mit mehr aber
bitte nicht auf einmal anfangen.
SD-Hormonbedarf in der Schwangerschaft
In der SS steigt der SD-Hormonbedarf gewaltig. Das hängt in erster Linie
damit zusammen, dass durch die Schwangerschaft von den bisher freien
Hormonen nochmal zusätzlich welche gebunden werden. Es sind also weniger
ft3 und ft4 da.
Eine gesunde SD kann da einfach mehr SD-Hormone produzieren.
Bei einer UF und auch Hashimoto funktioniert das aber nicht.
Also: Dosis steigern.
Eine Erhöhung der Dosis ist hier schon in der frühen SS nötig (oft
schon in der 6. Woche - 6. Woche nach der Berechnung: 1. Tag der Mens =
1. Tag der SS)
bei Hashimoto während der SS Werte häufiger kontrollieren lassen; so alle 1-2 Monate ist sinnvoll
Werte für Schwangerschaft
der TSH sollte idealerweise um die 1 sein
die Versorgung mit den freien Werten (ft3 und ft4) mindestens so, dass
man sich wohlfühlt; idealweise nicht weniger als Mittig, soweit vom
Wohlfühlen her o.k. ruhig auch im oberen Drittel
Hintergrund: Bedarf steigt ja bereits in der FrühSS => dann ist genügend
Puffer drin, so dass bei Gesunden die SD nicht mehr sooo viel zusätzliche
Arbeit plötzlich leisten muss bwz. bei SD-Hormon-Einnahme man in Ruhe +
in kleinen Schritten steigern kann
Jod und Hashimoto
Hashis sollten Jod meiden wo möglich. Das Jod heizt nämlich den
Entzündungsprozess an und ist deshalb für Hashis nicht gut.
Bitte dringend aufpassen, dass man bei Hashi ein reines LT Präparat
verschrieben bekommt. Leider wird manchmal immer noch ein LT mit extra
Jod verschrieben
Jod in der SS bei Hashi
nunja, da scheiden sich die Geister;
es gibt viele, die als Hashi auch in der SS kein Jod nehmen, egal was die
Ärzte meinen
andere nehmen weniger als den gesunden Schwangeren geraten wird
das ist ein Thema, da muss jeder für sich selbst entscheiden - aber man
sollte sich halt Gedanken drüber machen (mein ich zumindest)
Interessant in diesem Zusammenhang vielleicht noch folgende Überlegung:
die Mutter für sich selbst braucht eigentlich bei guter Einstellung mit den
SD-Medikamenten kein bis ggf. kaum zusätzliches Jod; Jodzugabe höchstens
für's Baby. Die Schilddrüse des Kleinen nimmt die Arbeit jedoch erst so
in der 10./12. SS-Woche auf. Wenn Jod, dann vielleicht erst ab der
10./12. SS-Woche.
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