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Spermiogramm

Ein Spermiogramm dient zur Einschätzung der Zeugungsfähigkeit des Mannes (Kinderwunsch). Untersucht werden die Konzentration der Samenzellen, ihre Beweglichkeit und ihre Morphologie (hier geht es um Form, Gestalt, Missbildungen).

Erstellt wird ein Spermiogramm meist nach einem Jahr unerfüllten Kinderwunsches; dann stehen sowohl beim Mann als auch bei der Frau Untersuchungen auf dem Programm. Beim Mann handelt es sich meist nur um eine Untersuchung, die auch recht einfach durchzuführen ist (ohne Narkose, ohne Blutabnahme, ohne Röntgen, ...) und vor der man(n) sich eigentlich nicht drücken sollte.

Unterschiede zwischen den Männern

Interessanterweise sind die Unterschiede enorm, und zwar sowohl beim selben Mann zu unterschiedlichen Zeiten, als auch zwischen zwei unterschiedlichen Männern. Im "WHO-Laborhandbuch zur Untersuchung und Aufarbeitung menschlichen Ejakulates" (Achtung, 7,7MB!) gibt es eine wunderschöne Abbildung, die ich hier herauskopiert habe.
Es handelt sich um fünf Männer, die innerhalb von 1,5 Jahren jeweils mehrere Spermiogramme erstellen haben lassen. Im Original sind die 5 Grafiken übereinander, siehe erste Abbildung. Da man aber manches nebeneinander besser erkennt, stelle ich zusätzlich auch die "Nebeneinander-Version" zur Verfügung. (Ein Klick aufs Bild liefert jeweils eine vergrößerte Darstellung der Abbildung.)

Herzlichen Dank an die Firma Bayer für die Erlaubnis, die Grafik zu veröffentlichen!

Zu den Abbildungen:
→ Mann1 startet am Beginn des Untersuchungszeitraums mit über 300 Mio Spermien, sinkt nach zwei Monaten auf ungefähr 50 Mio ab, steigt wieder auf wenig mehr als 200 Mio und sinkt wieder ab.
→ Mann2 startet bescheiden und steigert sich nach einem kurzen Einbruch.
→ Mann3 bewegt sich nur knapp über null und hat nur ein einziges Mal einen vertretbaren Wert.
→ Mann4 weist im Vergleich zu den anderen astronomische Werte auf, und
→ Mann5 ist ziemlich "wankelmütig".
Fünf Männer, komplett unterschiedlich.
Kein Muster erkennbar.
Kein "Zyklus" erkennbar.
Nichts ist konstant, es gibt eine enorme Variationsbreite!
Die Daten eines Spermiogramms (hier: Gesamtspermienanzahl) ist also sowohl (a) von Mann zu Mann verschieden (siehe Mann4 und Mann5), und es können auch beim selben Mann bereits nach wenigen Wochen riesige Unterschiede auftreten (siehe Mann4 vom dritten auf den vierten Messwert).
Das bedeutet: (1) Wenn jemand vom Labor einen "hoffnungslosen" Befund bekommt, dann ist das nicht unbedingt das "Aus" vom Kinderwunsch. In diesem Fall die Tipps für den Mann durcharbeiten und nach frühestens 3 Monaten ein neues Spermiogramm machen lassen. (2) Wenn jemand ein gutes Spermiogramm hat, bedeutet das nicht, dass er sich auf den Lorbeeren ausruhen kann. Es kann durchaus sein, dass man damit einen Spitzenwert gemessen hat, der vorher und nachher nie wieder erreicht wird. Falls der Kinderwunsch weiterhin unerfüllt bleibt und bei der Partnerin keine Ursachen gefunden werden, ist auf jeden Fall ein neuerliches Spermiogramm empfehlenswert.

Ursachen

Die Ursachen für ein schlechtes Spermiogramm sind ungeklärt. Ein Grund ist auf jeden Fall die Pille (siehe weiter unten). Ein schlechtes Spermiogramm überfällt einen leider aus heiterem Himmel und ist bei Kinderwunsch meist eine Belastung für die Beziehung, vor allem für das Selbstwertgefühl des Mannes. Für den Mann ist es enorm wichtig, sich klarzumachen, dass er das (im Regelfall) nicht selbst verschuldet hat, sondern damit "beglückt" worden ist so wie mit seiner Körpergröße und seiner Haarfarbe. Für die Partnerin ist es ganz wichtig, jede Art von Vorwürfen zu vermeiden und ihn stattdessen liebevoll aus seinen Grübeleien und seinem Selbstwertmangel herauszuführen und gemeinsam einen Aktionsplan auszuarbeiten - man kann einiges für die Verbesserung des Spermiogramms tun, siehe Mann und Kinderwunsch. Wenn man die sich vorgenommenen Punkte eisern über eine längere Zeit hindurch durchhält, kann man nach drei Monaten ein weiteres Spermiogramm machen lassen - so lange dauert die Entwicklung der Spermien, bis sie zum Einsatz kommen.

Voraussetzungen

Referenzwerte

Die WHO hat eine Liste von Wertebereichen zusammengestellt, innerhalb derer die Daten des Spermiogramms eines gesunden Mannes zu finden sind. Da viele Frauen die Pille nehmen und die damit aufgenommenen Östrogene klarerweise auch wieder ausgeschieden werden und somit im Grundwasser und in Folge in der Nahrungskette zu finden sind - klarerweise auch in der Nahrung des Mannes! (für den Östrogene ein Hindernis darstellen!) -, sind diese Referenzwerte im Vergleich zu den 80er-Jahren drastisch heruntergesetzt worden.
Ein Beispiel für dieses Heruntersetzen der Werte ist die Konzentration der Spermien: 1983 ist man von 40 Mio/ml als "normal" ausgegangen, später waren es 30 Mio/ml, und 1993 wird von der WHO 20 Mio/ml angegeben.
Nachstehend eine Auflistung einiger Referenzwerte der WHO aus dem Jahr 1993. Da es mittlerweile bereits wieder nach unten korrigierte Werte gibt, weil die Männer heute (wegen der Umweltbelastungen inklusive Pille) selbst mit der gesündesten Lebensweise nicht mehr die Werte von früher erreichen, schreibe ich die 1993er-Werte in grau:

    Ejakulatvolumen pro Samenerguss > 2.0 ml
  pH-Wert 7.2-8.0
  Spermienkonzentration > 20 Mio Spermatozoen pro ml
  Spermiengesamtanzahl > 40 Mio Spermatozoen
  Motilität (Beweglichkeit)
    a: linear-progressiv = schnelle Vorwärtsbewegung
    b: progressiv = langsame, ungeordnete Vorwärtsbewegung
    c: nicht progressiv = nur lokale Beweglichkeit, Kreisschwimmer
    d: immotil = keine Beweglichkeit
> 25 % schnell progressive Spermien der Kategorie a oder
> 50 % progressiv bewegliche Spermien der Kategorie a + b
  Morphologie (Aussehen) > 30 % normal geformte Spermien
  Vitalität (lebende Spermien) > 50 % vitale Spermatozoen
  MAR-Test (Spermatozoen-Antikörperbestimmung) < 10 % Spermatozoen mit Partikel
  Leukozyten < 1 Mio/ml
  Rundzellen < 1 Mio/ml
  a-Glukosidase > 11mU/Ejakulat
  Fruktose > 13 μmol/Ejakulat
  Zink > 2,4 μmol/Ejakulat

Im "WHO-Laborhandbuch zur Untersuchung und Aufarbeitung menschlichen Ejakulates" aus dem Jahr 2009 sind wieder neue Referenzwerte angegeben. Wie kommt es zu diesen Referenzwerten? Grob gesagt hat man dafür die Werte von nachweislich fruchtbaren Männern herangezogen. "Fruchtbar" war dabei dadurch definiert, dass das Paar innerhalb von 12 Monaten nach Beendigung der Kontrazeption (Verhütung) schwanger geworden ist.
Volumen der Samenflüssigkeit >1,5ml
Gesamtspermienzahl >39 Mio
Spermienkonzentration >15 Mio/ml
Gesamtmotilität (progressiv und nichtprogressiv) >40%
Progressive Motilität >32%
Vitalität (lebende Spermatozoen) >58%
Spermienmorphologie (normale Formen) >4%
pH ≥7,2
Peroxidase-positive Leukozyten <1 Mio/ml
MAR-Test (motile Spermatozoen mit gebundenen Partikeln) <50%
Immunobead-Test (motile Spermatozoen mit gebundenen Beads) <50%
Zink in der Seminalflüssigkeit ≥ 2,4μmol/Ejakulat
Fruktose in der Seminalflüssigkeit ≥ 13μmol/Ejakulat
Neutrale Glukosidase in der Seminalflüssigkeit ≥ 20mU/Ejakulat

Ein schlechtes Spermiogramm kann durch teilweise recht einfache Maßnahmen verbessert werden, siehe Mann und Kinderwunsch.


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