Re: Ihr seid sooo lieb!
Geschrieben von
Tamara am
6. Februar 2010, 10:33
Als Antwort auf: Ihr seid sooo lieb! geschrieben von Simone
Liebe Simone!
> Also mit meinem Mann ist dass so eine Sache. Er ist Untergewichtig und war
> das auch schon immer. Er hat KEINE Lust jeden 2 Tag Putenstreifensalat zu
> essen. Er meint dann oft, ich brauch ja nicht für ihn extra kochen - wie
> nett?!?! und macht sich eben selbst eine Tiefkühlpizza, die dann in der
> ganzen Wohnung verführerisch riecht und ich noch mehr hunger bekomme als
> ich eh schon den ganzen Tag hatte.
Und lass mich raten: Er isst die Pizza neben dir?
Hey, ich habe gerade eine Schwägerin entdeckt!!!! Unsere Männer müssen Brüder sein. :-)))
Und er fragt dich dann auch noch, ob du nicht auch ein Stück möchtest, es ist ja genug da, und er kann ja noch eine Portion in die Mikrowelle schieben ...
Jaaaaa, kenn ich alles.
Und solange mein Guter nicht kapiert hat, dass er mein Abnehmen damit boykottiert (und damit seinen eigenen Wunsch), hat das auch nicht funktioniert.
Was bitteschön soll das mich stören, wenn er neben mir Schokolade isst? Ich muss ja schließlich keine essen. Und der Gulaschgeruch, nein, den riecht man doch nicht bis zu mir - er kocht ja schließlich in der Küche. Und seit wann mag ich überhaupt Specklinsen - achso, die habe ich immer mögen? - naja, macht nichts, ich kann seine Portion haben, dann holt er sich aus der Küche noch einen Teller voll.
Das hat sehr lange nicht funktioniert. Immerhin habe ich eine Nase, und da drangepackt ist ein Hirn, das den Gulaschduft in ein sehnsüchtiges Verlangen umwandelt. Es klappt erst, seit er beim Kochen das Fenster offen lässt und auch in der Küche isst. Und seit er mich nicht fragt, ob ich mit ihm mitessen will, wenn er jetzt Huhn-süßsauer kocht. Und seit er - falls er neben mir essen will - nur mit ekligen Sachen wie Tintenfischringen ankommt. Die kann er meinetwegen neben mir essen, brrrr, die bleiben ihm ganz alleine. :-)
Die Knabbereien organisiere zum Teil ich für ihn. Ich mag keinen Kaffee, keine Snips (oder wie das Zeug heißt, weißnicht) und keinen Alkohol. Und auch keine Erdnüsse in Blätterteigmantel. Folglich kaufe ich Trüffelpralinen mit Alkoholfüllung, Rumkugeln, Snips und Erdnüsse in Blätterteigmantel. Kuchen mit Kaffeeglasur hat sich nicht bewährt, weil er den auch nicht mag. ;-))) Es war ein langer Prozess, aber er hat verstanden, wie die Sache läuft. Seither ist er diesbezüglich aufmerksamer und kauft selbst nur Sachen, von denen er glaubt, dass ich sie nicht mag.
Nach ein paar Ausrutschern a la In-der-Not-frisst-der-Teufel-Fliegen (und Tami futtert Snips) ist ihm klar, dass er auch diese Packungen nicht offen liegen lassen darf, sondern wegräumen muss. Er hat ein ganzes Arbeitszimmer für sich, irgendwo da drin ist das Lager, keine Ahnung, in das Chaos setze ich ohnedies keinen Fuß hinein.
Beim Einkaufen kann ich mich wunderbar beherrschen. (Da hat er keine Kontrolle - du liebe Zeit, was er teilweise einkauft, damit könntest du eine Armee abfüttern!) Die einzigen Dinge, an die er sich halten muss, sind also: sein(!) Knabberzeug wegräumen, und sein(!) Kochen so gestalten, dass ich nicht drüber herfalle (offenes Küchenfenster, woanders essen).
Voriges Jahr hat er das irgendwann verstanden und auch kapiert (sprich umgesetzt), und ich habe knapp 20kg abgenommen. Das hat ihm natürlich auch gefallen. :-)
Im Sommer habe ich nicht aufgepasst, es ist leider flott wieder raufgegangen. Aber wir haben beide gelernt: Ich weiß, dass ich die Waage nicht monatelang aus den Augen verlieren darf. Und er weiß, dass er sein Knabber-Lager vor mir verstecken muss und beim Kochen das Fenster aufmacht.
Von selbst geht das Abnehmen immer noch nicht - klar. Aber mit diesen Voraussetzungen habe ich eine Chance, den Kampf zu gewinnen. Und dazu bin ich bereits auf dem besten Weg - es geht wieder jede Woche ein halbes Kilo runter. :-)
Dass er neben dir Süßes isst und meint, dass er ja kein Problem hat, stimmt so nicht. Denn er hat ein Problem: Er will ja, dass du schlanker bist.
Oder nicht?
Auf die eigenen Kinder nicht aufpassen?! Wir leben im Jahr 2010, und ihr seid beide berufstätig. Da ist es höchst an der Zeit, dass er einmal mitbekommt, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Seine Verantwortung ist nicht mit der Produktion gestorben, sondern sie wird andauern, und das noch ein paar Jährchen hindurch. Da finde ich es nicht zuviel verlangt, wenn er zwei Mal in der Woche auf seine(!) Kinder aufpasst.
Oder zweifelt er daran, dass es seine Kinder sind? Nicht? Na eben.
Falls er zweifelt, würde ich seine Weigerung verstehen. Aber wenn ihm klar ist (und davon gehe ich aus), dass das seine Kinder sind, dann hat er Rechte und Pflichten, denen er nachkommen sollte.
Freunde und deren Kommentare ... ach, das ist ein Thema! Als Jugendliche hatte ich ziemlich konstant 67-69kg. Meine Großmutter hat mir abwechselnd erzählt, wie dick ich bin und dass ich zunehmen muss (weil ich zu mager bin). Anfangs habe ich mir das zu Herzen genommen. Seit mir bewusst geworden ist, dass sie mir beim selben Gewicht unterschiedliche Kommentare gegeben hat, habe ich "jaja" genickt und nicht weiter drüber nachgedacht.
Meine Schwiegermutter hat es voriges Jahr bemerkt, dass ich abgenommen habe. Das hat mich enorm gefreut.
Meine Mutter ätzt immer, dass ich ja so dick bin. Sie ist ja so viel schlanker als ich (das kommt immer aus ihren Kommentaren heraus). Mein Guter und ich machen uns immer drüber lustig: Ich habe Blusen-Größe 42, sie hat 46 oder mehr, und sie ist um 10cm kleiner als ich. Ihre Ätzerei ist unabhängig vom Gewicht: Ich habe das auch gehört, als voriges Jahr mein BMI auf 24 oder weniger war, also als ich eigentlich ein normales Gewicht hatte. Hauptsache, sie macht jemand anderen herunter und streicht hervor, wie schlank sie selbst ist. (Nicht vergessen: Sie hat die Ausmaße einer Tonne.) Für sie ist es nur wichtig, dass jemand anderer dicker ist als sie selbst, damit sie eine Rechtfertigung hat, warum sie nicht abnehmen muss. Und notfalls definiert sie einfach jemand anderen als dicker - so einfach ist das.
Eine vierköpfige bekannte Familie findet - so wie deine Freunde - an meinem Gewicht absolut nichts auszusetzen. Das wundert mich aber auch nicht weiters. Denn an sie komme ich auch mit noch weiteren 20kg mehr nicht heran. Die haben sich selbst als "normal" eingestuft, und der Rest der Welt wird an ihnen gemessen. Folglich muss in deren Augen niemand abnehmen. Einfache Rechnung. :-)
Mein Guter liebt mein Wesen. Er liebt mich. Aber es würde ihn nicht stören, wenn ich schlanker wäre. Und vorigen Juni habe ich gesehen, dass er absolut nichts dagegen hat und es auch gemerkt hat, dass ich wieder auf Normalfigur war. Und jetzt hilft er durch seine Rücksichtnahme wieder mit, dass ich wieder dorthin komme. :-)
Tja, in meiner Umgebung habe ich also ein buntes Spektrum. Und ich habe beschlossen, niemanden mehr Ernst zu nehmen. Ich fühle mich wohl mit meinem Gewicht. Oder ich fühle mich nicht wohl. Das kann nur ich selbst entscheiden. Und mit diesem ich-entscheide-wie-ich-mich-fühle geht es mir sehr gut.
Sicher, es gibt Frauen, die hysterisch bei 54kg sagen, dass sie zu dick sind. Die sind ein anderes Kapitel.
Ich denke, wenn man objektiv sagen kann, dass man nicht seinen Vorstellungen entspricht, eben weil die Hosen um 10kg zu eng sind, Fotos einen entsetzen oder der BMI raketenmäßig abgehoben hat, dann sollte man sein Leben und sein Gewicht in die Hand nehmen, unabhängig davon, was die anderen sagen. ICH will mich ja in meinem Körper wohlfühlen.
Und wenn das bei dir erreicht ist, nämlich dass dein BMI sich von den Normalwerten ziemlich weit entfernt hat und dir die Jeans von vor-drei-Jahren nicht mehr passen und du auf den Fotos jemand anderen siehst, dann hast du für dich das Recht zu sagen: Ich will abnehmen. Und da hat dir niemand dreinzureden.
Ich wünsch dir, dass es bei dir so gut weitergeht wie die letzten beiden Tage!
Apflische Grüße,
Tami
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Antworten:
- @ Tamara - Simone - 7. Februar 2010, 13:32
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