Re: Wenn irgendwo

Geschrieben von Henny am 11. Jänner 2014, 20:41
Als Antwort auf: Wenn irgendwo geschrieben von Momo

Liebe Momo,

wie schön, dass die Geburt so komplikationslos verlaufen ist. Herzlichen Glückwunsch zu eurem Kleinen.

Und wie traurig, dass deine Oma sich so kurz vorher von dieser Welt verabschiedet hat. Ich wünsche dir in deiner Trauer viel Kraft.

Glück und Schmerz liegen oft so nah beieinander, dass wir es kaum begreifen können. Vielleicht liegt der Trost nur im Vertrauen, dass doch alles irgendwie seinen Sinn hat und einer höheren Ordnung folgt.

Ich denke an euch.

Lieben Gruß,
Henny

> ...ein Leben endet, beginnt anderswo ein Neues!
>
> Ihr Lieben!
>
> Wie wahr diese Aussage ist, die ich schon immer wieder mal gehört habe,
> musste ich in diesen Tagen ganz persönlich erfahren.
> Am 8.1. ist in den frühen Morgenstunden meine geliebte Oma, die über Jahre
> auch Mama-Ersatz für mich war, vollkommen überraschend, dafür aber still,
> leise und friedlich eingeschlafen und nicht mehr erwacht.
> Und hätte sie gewusst, wie traurig mich und uns alle das machen würde, hat
> sie unserer Familie am 9.1. am späten Abend ein neues, kleines
> Familienmitglied geschickt.
>
> Ole ist da!
> ...und trotz aller Trauer freuen wir uns sehr, dass er da ist.
>
> Er wurde geboren am 9.1.14, spätabends um 23.45 Uhr, einige Tage vor
> TErmin, denn vollkommen bedeckt mit Käseschmiere, dafür aber mit stolzen
> 3910g auf 53 cm. Es geht ihm sehr gut!
>
> Am Abend des 9.1. - mein Mann hatte gerade begonnen einen Tatort zu gucken
> - ist meine Fruchtblase gesprungen. Wehen habe ich in den nächsten Minuten
> keine gespürt und so sind wir - nachdem meine Mutter als Babysitter für
> Marit da war - in unser Wunschkrankenhaus gefahren. Unterwegs hatte ich ein
> paar Kontraktionen, die ich aber nur gemerkt habe, weil meine Hände auf dem
> Bauch lagen und der Bauch hart wurde. So war die Fahrt zum Kreissaal
> vollkommen entspannt. Als wir dort ankamen, wurden wir gebeten einen
> Augenblick zu warten, dann wäre die Übergabe fertig und man würde sich um
> uns kümmern können. Gegen 22 Uhr wurde das CTG angeschlossen, um zu
> schauen, ob der Fruchtwasserverlust dem kleinen Menschen Probleme bereitet.
> Sein Puls war zu hoch, aber durch viel Wasser trinken von Mama, wurde das
> PRoblem in wenige Minuten unter Kontrolle gebracht. Etwa eine halbe Stunde
> später hatte ich die ersten Wehen, mit denen ich meinen Mann sicher auch
> gebeten hätte, mich zur Kontrolle mal ins Krankenhaus zu fahren. Die
> Hebamme untersuchte mich und meinte, die Eröffnungsphase sei begonnen, der
> Muttermund würde sich weiter öffnen und sie würde uns nun noch einen
> Augenblick Ruhe lassen, falls in der Zwischenzeit etwas sei, sollten wir
> uns melden. Eine halbe Stunde war ich etwa mit meinem Mann alleine, bis ich
> das Gefühl hatte, dass der Druck so extrem würde, dass ich gerne noch
> einmal die Meinung der Hebamme haben wollte. Sie kam, untersuchte und
> sagte, ich dürfe pressen, wenn mir danach wäre. Um das Gewebe etwas zu
> schonen, bat sie mich bei einigen Wehen nicht aktiv zu pressen, sondern zu
> hecheln, um Geburtsverletzungen bei mir zu reduzieren, in dem sich das
> Gewebe während der Hechel-WEhen noch etwas dehnen könne. Und so war unser
> kleiner Mann "erst" ;-) um 23.45 Uhr in unseren Armen, etwa 90 Minuten nach
> der ersten Geburtswehe.
>
> Wir durften noch eine ganze Zeit kuscheln, bevor die Hebamme ihn wusch und
> in ein sauberes Handtuch gewickelt zurück auf meine Brust legte.
>
> Gegen 2 Uhr in der früh wurden wir aus dem Kreissaal entlassen und auf
> Station verlegt. Die Nacht konnte ich kaum schlafen, denn mein Kopf musste
> die vergangenen Tage und Stunden nun erst einmal gedanklich verarbeiten.
> "warum hat sie nicht noch 2 Tage auf Urenkelchen Nr. 6 warten können?" war
> dabei irgendwie der Kern meiner Gedanken, auch wenn mir klar ist, dass ich
> auf diese Frage niemals eine Antwort bekommen werde. Ein einzelner heller,
> klarer Stern der in den frühen Morgenstunden durch unser Fenster auf mein
> Bett schien, gab mir ein bisschen Trost. Ich erzählte Ole noch ein wenig
> von seiner Ur-Oma und traf die Entscheidung, nach Hause zu gehen, sollte
> nicht irgendetwas medizinisches dagegen sprechen.
> So waren wir kaum 12 Stunden nachdem Ole zum erstne Mal laut geschrien hat,
> wieder zu Hause. Hier geht es mir in jedem Fall auch besser, als im
> Krankenhaus. Ich hab meine Familie um mich, kann mich in mein Bett kuscheln
> und das Kennenlernen mit dem kleinen Mann - trotz aller Traurigkeit um
> meine Oma - besser genießen.
>
> Ich freue mich, falls jemand von euch überhaupt diesen langen Text gelesen
> hat, wie immer über eure Antworten.
> CLaudia wird per Email gleich auch noch ein Foto von unserem kleinen Wunder
> bekommen und kann es sicher zu den anderen Babyfotos setzen.
>
> Liebe Grüße an euch alle und ein schönes Wochenende!
> Den anderen "Kugelbauch"-Mamis eine weitere, möglichst problemlose
> Schwangerschaft und bis bald,
>
> eure Momo

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