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Re: @gecki

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Geschrieben von Cora am 20. Juli 2006, 16:12
Als Antwort auf: Re: @gecki geschrieben von gecki

>Ich habe diese Nacht extrem schlecht geschlafen. Erstens hat meine Kleine anscheinend auch nicht so gut geschlafen und 2. hab ich an diesem Tag erfahren, daß meine Schwester Schwanger ist(3. Kind, Wunschkind). Das wurmt mich schon ganz schön, denn bei ihr geht es immer ganz einfach. Zumal wir die letzten Wochen viel miteinander telefoniert haben und sie zu mir gesagt hat erst mal einen Job (ist grad mit dem Studium fertig) und mit den anderen beiden läuft es jetzt schon so gut und dann müßte sie wieder von vorne anfangen... Ich fühl mich da von ihr einfach irgendwie betrogen, weil sie mir gegenüber nicht ehrlich war. Und das kann ich nicht ab und es belastet mich auch. Natürlich beneide ich sie auch darum.
>Aber versteh mich bitte jetzt nicht falsch. Ich freu mich auch für sie und ihre Familie nur fühl ich mich irgendwie verraten.


Liebe Gecki!

Ich glaube, ich verstehe Dich ganz gut.

Mir kommt das auch ziemlich bekannt vor :-(

Da werden alle möglichen Freundinnen, Bekannte und Familienangehörige so "mir nichts Dir nichts" schwanger - anscheinend spielend leicht.
Setzen mal eben kurz die Pille ab und fertig.
Ist ja auch die "natürlichste Sache der Welt". Logisch.


Und dann berichtet einem die eine Freundin mal wieder, wie schnell das ging und ist ganz begeistert, wie einfach das ist mit dem schwanger-werden....
Ein andere Bekannte erzählt, sie hätten es einfach mal probiert, und schon hätte es geklappt, obwohl sie schon älter ist und anderesehalb vielleicht einen Riesen-Aufwand betreiben...
Und die lieben Enkelkinder sind immer und überall das einzige Gesprächsthema in der eigenen Familie, wie wenn das Leben nicht auch noch aus anderen Dingen bestünde...
Toll :-(

Irgendwann hat man dann fast schon eine "Baby-Allergie".
Man möchte sich um Familienfeiern lieber drücken und fühlt sich gleichzeitig sogar fast ein bisschen schlecht, weil man nicht mal der eigenen Schwester oder besten Freundin den Nachwuchs so richtig gönnen kann.
Einerseits freuen wir uns mit ihnen, anderseits ist es immer diese seltsame Mischung aus Zuneigung und Distanz, mit der wir diesen Babies begegnen.

Wir verstehen und selbst nicht mehr und machen uns fast schon ein schlechtes Gewissen deshalb.

Und wir finden es einfach ungerecht, dass jemand so leicht, fast zufällig schwanger wird, während wir schon so viele Jahre hoffen und warten, enttäuscht wurden und so viel investiert haben...

Es sind unser Schmerz, unsere Traurigkeit, die hinter diesen verwirrenden Gefühlen stehen, hinter dem Babyneid.
Das wir "Neid" empfinden und all diese Dinge, bedeutet nicht, dass wir unseren Lieben ihr Glück nicht gönnen.
Sondern es ist ein Ausdruck unserer eigenen Trauer. Und es ist ok.
Es ist nichts, wegen dem wir ein schlechtes Gewissen haben müssen.
Denn hinter dieser Trauer steht die Liebe zu unseren Kindern, die grosse Sehnsucht nach ihnen. Unsere Mutterliebe.
Und das ist etwas durch und durch Gutes.
Darauf dürfen wir stolz sein.

Wenn wir unsere Liebe und Sehnsucht hinter dem Neid und der Traurigkeit erkennen können, wird es leichter, damit umzugehen
und wir können uns besser damit fühlen.
Das heisst nicht, dass es uns nie mehr zu schaffen machen wird, wenn wieder eine Freundin ganz plötzlich schwanger wird, aber es wird leichter.

Gib dieser Traurigkeit einen Platz - und Deiner Sehnsucht und Deiner Mutterliebe.
Sie gehören zu Dir und sind gut und wichtig.

Mir geht es mit diesem Thema besser, seit ich diese Dinge eher annehmen kann.
Seit ich weiss, woher sie kommen, und dass ich mich deshalb nicht schlecht fühlen muss.
Und dass auch die Sehnsucht ein Schritt auf dem Weg zum Wunschkind ist.


Ganz liebe herzliche Grüsse,

Cora


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