Hallo Astrid,
Damit sprichst Du wirklich ein Problem an.
Diese Fragerei fand ich persönlich auch immer sehr schlimm.
Ganz am Anfang - z.B. frisch verheiratet - hat man noch Ruhe. Bei uns ging die Fragerei dann nach ca. 1 Jahr los - bzw. am Anfang zunächst in Form von Witzen u.ä.
Das ist dann auch so die Zeit, wo man selber erstmal ganz furchtbar enttäuscht ist, weil die “einfachste Sache der Welt” so überhaupt nicht einfach zu sein scheint. Wir hätten niemals gedacht, dass da überhaupt ein Problem auftreten könnte - und nach diesem Jahr “Wartezeit” wird man dann selber unruhig.
Am Anfang konnten wir uns noch leicht herausreden (denn man will ja schliesslich nicht jedem von seiner Unruhe und Sorgen erzählen). Nach dem Motto “wir wollen erst noch im Sommer in Ruhe in Urlaub gehen”, “passt im Moment noch nicht so ganz...” usw. waren wir die Fragen zunächst mal los.
Uns ging’s dann aber so, wie Du es jetzt beschreibst. 3 Jahre sind ja schon eine lange Zeit. Das Warten wird von Monat zu Monat unerträglicher, Untersuchungen haben auch nicht wirklich weitergebracht und man wird langsam richtig verzweifelt. Und dann diese Fragen, oft von Leuten, die es eigentlich gar nichts angeht (manchmal dachte ich, es ist nur Neugierde).
Und immer wieder diese tollen Tipps wie “wenn ihr gar nicht dran denkt, klappt es schon”
“ Man soll sich nicht hineinsteigern, dann geht es von alleine..” “Habt ihr euch schon untersuchen lassen..?” usw... Als sowas dann von einer Mutter mit 6 Kindern permanent kam, wurde es mir zuviel. Ich bin dann sehr schnell dazu übergegangen, keine Auskunft mehr zu geben. An niemanden. Nur noch sehr allgemeine Antworten, wie dass wir ja sowieso so viel zu tun haben, beruflich so eingespannt sind, und eigentlich grad froh sind, dass nicht auch noch Kinder da sind... usw. - Du kennst das sicher.
Auf diese Weise kann man das dann irgendwann etwas abstellen. Mit dem Ergebnis, dass man für karrieresüchtig gehalten wird.
Klar, das steht ja auch so in den Zeitungen. Immer mehr Ehepaare wollen keine Kinder wegen Beruf, Karriere, Geld, Freiheit und dem Aufwand, den Kinder verursachen.
Was ich inzwischen eigentlich als noch belastender empfinde, ist, das irgendwann eine totale Stille einkehrt. Es spricht einen niemand mehr an. Das Thema ist irgendwie im Raum, ob unter Freunden oder in der Familie, aber niemand wagt, es anzusprechen und plötzlich ist man sehr allein. Es wird totgeschwiegen. Die einzigsten Menschen, mit denen man darüber reden kann - und die es auch wirklich verstehen - sind Paare, denen es gleich geht, und mit denen man ganz vorsichtig ins Gespräch kommt. Und ich kenne da nur zwei - wobei sicherlich viel mehr mit diesem Problem herumlaufen, bestimmt auch in unserem Bekanntenkreis, und ebenso allein sind.
Und wenn man neue Leute kennenlernt und dann die Frage kommt “habt ihr Kinder?” und man verneint, dann folgt oft betretenes Schweigen...
Ja, .... so ist das....
Und vielleicht darf man es den Mitmenschen gar nicht so verübeln. Wahrscheinlich versteht
man die Lage erst wirklich, wenn man selber drin ist. Ich hab’ früher auch immer gedacht, das sind Frauen, die sich total verrückt machen und hineinsteigern....
Nun gehöre ich selber dazu und alles sieht doch etwas anders aus.
Ich wünsch’ Dir jedenfalls viel Geduld. Wenn die Wartezeit länger wird, wird man ein kleines bisschen grosszügiger - es muss mehr im nächsten Zyklus sein, man wäre auch schon mit dem nächsten Jahr zufrieden. Aber viel leichter finde ich es trotzdem nicht. (Nach nun etwas mehr als 8 Jahren). Was mir eben seit Sommer geholfen hat, war wieder neue Tipps zu hören, noch Möglichkeiten zu haben. Das gibt eine Perspektive, wenigstens für eine gewisse Zeit, sonst muss ich dann wirklich mal ernsthaft übers “damit abfinden” nachdenken... aber wie oft hab’ ich das schon versucht....
Ein trotzdem schönes Wochenende noch
wünscht Dir eine im Moment sehr nachdenkliche
Cora