Sehr geehrte Frau .... Petra
Es gibt sicherlich wirkungsvolle Möglichkeiten, zu einer normalen Menstruation zu gelangen und dann auch das ersehnte Kind zu bekommen. Als Naturheilkundearzt würde ich aber gar nicht so ängstlich auf die Östrogenwerte blicken. Die sind vielleicht für schulmedizinische Gynäkologen wichtig, die eine Frau nach ihren Hormonwerten beurteilen. Der Eisenwert mag da schon wichtiger sein, aber es spielen durchaus noch andere Faktoren eine Rolle. Ihr Fall zeigt mir jedenfalls erneut, dass die langjährige Verhütung mit künstlichen Sexualhormonen für den einzelnen Menschen zu sehr unangenehmen Folgen führen kann. – Aber: bitte nicht aufgeben.
Durch die jahrelange Hormonmanipulation mit Ausschaltung der zentralen Steuerungssysteme im Gehirn (Hypothalamus und Hypophyse) mit ihren die Eierstöcke stimulierenden Vorläuferhormonen FSH und LH können die Eierstöcke so „faul“ geworden sein, dass sie eine Zeit lang nach Absetzen der Pille noch nicht richtig arbeiten, also noch zuwenig Östrogene produzieren (Das könnten Sie auch ohne Hormonbestimmung feststellen, wenn Sie versuchen würden, im Sinne der NER den Fruchtbarkeitsschleim zu finden, denn das Östrogen ist für die Bildung des für eine Befruchtung erforderlichen Fruchtbarkeitsschleimes aus den Schleimdrüsen des Gebärmutterhalskanals der physiologische Anreiz – ein Östrogenmangel würde sich dann in fehlendem oder „qualitativ“ schlechterem Fruchtbarkeitsschleim äußern). Gleichzeitig bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Eisprung erst mal aus, wodurch keine Gelbkörperphase auftritt (eine NER-Anwenderin würde dies an der ausbleibenden Temperaturhochlage erkennen) und somit auch keine Gelbkörperhormonentzugsblutung am Ende der Gelbkörperphase (Die Menstruationsblutung kommt ja dadurch zustande, dass beim Ende der Gelbkörperphase derjenige physiologische Reiz auf die Gebärmutter fortfällt, der ihr die ganze Zeit signalisiert hat: „bitte Gebärmutterschleimhaut festhalten, es könnte sich ja noch ein Kind einnisten“. Hat keine Befruchtung stattgefunden, dann kann auch kein embryonales Hormon dem Gelbkörper signalisieren: „bitte weiter arbeiten“). Dieses wunderbare System wurde nun bei Ihnen 6 Jahre lang durch die Mikropille aufgehoben, und es braucht jetzt anscheinend eine Zeit, bis es wieder „anspringt“.
Die Symptome, die Sie schildern, erinnern mich an typische Wechseljahresbeschwerden, die bei ca. 50jährigen Frauen auch auftreten, wenn ihre Blutungen ausbleiben. Dies hängt mit der in der alten Medizin noch bekannten und akzeptierten reinigenden Wirkung der Mensesblutung zusammen. Ist diese abgeschwächt, dann bleiben zu viele Stoffwechselprodukte im Organismus zurück und können solche Befindensstörungen, aber auch Schweißausbrüche bis hin zu depressiven Phasen hervorrufen. Die Ärzte der Antike sprachen davon, dass besonders der Melanche-Stoff über die Monatsblutung ausgeschieden werde, wodurch bei mangelhafter Blutung die Melancholie entstehen könnte. Deswegen wandten sie sog. „emmenagoge Verfahren“ an, also menstruationsfördernde Maßnahmen.
Therapiemöglichkeiten (ohne Garantie auf Erfolg):
Es muss zunächst die Menstruation wiederhergestellt werden.
1. Einüben der Methode der Selbstbeobachtung, wie sie im Sinne der NER notwendig ist. Durch das feine Hinhören auf die Sprache des Körpers werden erste Anzeichen des wiedererwachenden Zyklus wahrgenommen und können mental positiv verstärkt werden, z.B. kleinste Fruchtbarkeitsschleimmengen oder Spotting-Blutungen oder andeutungsweise ansteigende Temperaturwerte nach mittelschmerzartigem Bauchkneifen bzw. Brustspannen.
2. Neben der Eisensubstitution eine Zinksubstitution (z.B. Unizink 50 Tbl 2x 1 über 100 Tage). Der jahrelange Gebrauch künstlicher Sexualhormone hat zu massivem Zinkverlust geführt (Ellen Grant: Sexual Chemistry – Understanding Our Hormones, The Pill and HRT, CEDAR, London). Zink ist nötig für einen regelrechten Zyklus, es ist ein sog. Coenzym, ohne das viele Stoffwechselenzyme ihre Arbeit gar nicht wirkungsvoll durchführen können. Die von der Pille erzwungene monatliche Pillenblutung hat aber das Symptom „Amenorrhö durch Zinkmangel“ verhindert. Etwas ähnliches gilt auch für Magnesium, hier wäre ein mögliches Präparat: Magnesiocard Tbl abend 2 Stück ebenfalls zunächst über 100 Tage.
3. Ob Eisen wirklich als Injektionen gegeben werden muss, erscheint mir fraglich, dann müsste der Eisenspiegel schon sehr niedrig sein mit Auswirkungen auf den Hämoglobinwerte (falls dieser unter 10,5 ist). Gegebenenfalls sollte das Eisenspeicherprotein Ferritin noch bestimmt werden, dann kann man erkennen, ob nicht nur das Bluteisen gering ist, sondern ob auch noch die Eisenspeicher leer sind. Da Eisenkapseln oder Eisendragees bei vielen Magengrimmen verursachen, wäre vielleicht „Kräuterblut mit Eisen“ aus dem Reformhaus zu empfehlen. Brennesseltee fördert die Eisenresorption aus der Nahrung.
4. Die stärkste emmenagoge Pflanze trägt den bezeichnenden Namen „Gottesgnadenkraut“ lat. Herba Gratiolae (Bernhard Aschner: Technik der Konstitutionstherapie, Haug-Verlag). Man sollte sie aber niemals pur in einem Teeaufguss verwenden. Gottesgnadenkraut macht eine starke Hyperämie (Mehrdurchblutung) der Organe im kleinen Becken, so dass die Gebärmutter stärker ernährt und stärker mit Sauerstoff versorgt wird, damit sie ihre Schleimhaut wieder besser aufbaut. Herba Gratiolae sollte vielleicht zu 15 bis 20 % Anteil in einem „Frauentee“ enthalten sein, der auch noch Melisse, Frauenmantel, Fenchel und für die Leber vielleicht noch Mariendistel enthält. Man sollte ihn erst mal nicht länger als 1 Woche anwenden mit 1-2 Tassen pro Tag, wobei die verträgliche Dosis individuell ermittelt werden muss, dann erst mal 2 Wochen Pause mit diesem Tee, dann noch mal versuchen. Gratiolae-Tee kann starke Unterleibskrämpfe hervorrufen – dann ist er eindeutig zu hoch dosiert, beim nächsten Mal schwächer dosieren. Als Gegenmittel Spascupreel-Zäpfchen oder Butylscopolamin-Zäpfchen.
5. Die Menstruation kann auch dadurch gefördert werden, wenn man dem Körper, also der Natur zeigt, wo es langgehen soll. Man führt vorsichtige Blutentziehungen in Form von Aderlässen, Blutegelanwendungen oder blutigen Schröpfbehandlung durch. Der Aderlass sollte nach den Regeln der Heiligen Hildegard von Bingen durchgeführt werden, also morgens nüchtern und in der Woche nach dem Vollmond. Das ist nichts irgendwie Okkultes, sondern die Ärzte der Hildegardmedizin glauben ihr einfach, wenn sie sagt, dass die Natur in der ersten Phase des abnehmenden Mondes am leichtesten „abgibt“ und vor allem: „das Schlechte abgibt“. 3-4 Blutegel sollten über der Rückenreflexzone der Gebärmutter, also im Bereich des lumbosakralen Überganges aufgesetzt werden (zur Blutegelbehandlung siehe: Peter Pukownik, Blutegel-Therapie – Den Körper entgiften, Südwest-Verlag). Neben der blutentziehenden, entgiftenden Wirkung spritzen die nützlichen Tiere kleinste Mengen von gerinnungshemmenden Stoffen (Hirudin) in den Körper, wodurch die Durchblutung des Gesamtorganismus, besonders aber der Organe gefördert wird, die mit der Hautreflexzone, in welcher sie aufgesetzt werden, assoziiert sind. Die blutige Schröpfbehandlung im Bereich des lumbosakralen Überganges hat ebenso entschlackende und durchblutungsfördernde Wirkung, vielleicht nicht so stark wie die Blutegel, ist aber für Menschen mit Ekel vor den Blutegelchen besser geeignet.
6. Neben den oben bereits erwähnten inneren Maßnahmen (Mineralstoffe, Tees) muss noch das Agnus castus erwähnt werden, welches sich mir bei meinen Patientinnen zur Wiederherstellung einer regelmäßigen Menstruation bereits häufig bewährt hat (Präparat z.B. Agnucaston 2 Tbl morgens über 3-6 Monate).
7. Die oben beschriebenen Maßnahmen sollten – vielleicht mit Ausnahme der Mineralstoffsubstitution und dem Agnus castus – in Absprache mit einem in diesen Methoden erfahrenen Heilpraktiker oder Naturheilkundearzt erfolgen.
Gestatten Sie mir noch eine abschließende Bemerkung: ich sehe jeden Tag in meiner Praxis gleich mehrere Frauen, die nach Pillengebrauch teilweise schwer geschädigt sind. Dagegen ist die Postpillenamenorrhö oder das verzögerte Eintreten der gewünschten Schwangerschaft noch erträglich. (Ohne vorausgegangene Pilleneinnahme dauert es durchschnittlich 3 Monate, bis ein Paar schwanger wird, nach der Pille durchschnittlich 6-8 Monate – ist also meistens verkraftbar). Aber insgesamt gesehen findet hier nicht nur bildlich gesehen ein Schwindel, ein Betrug am gesunden Zyklus der einzelnen Frau statt, sondern die Frauen werden von dieser Männerdomäne Gynäkologie und der dahinterstehenden milliardenschweren Pharmaindustrie einem Riesenbetrug ausgesetzt. Sie werden um ihre Natürlichkeit, um ihre Gesundheit und manchmal – leider – sogar um ihr Leben betrogen. Ich habe einige Fünkchen Hoffnung, wenn solche Fälle wie der Ihrige bekannt gemacht würden, dass dies vielen Frauen die verklebten Augen darüber öffnen könnte, in welche Abhängigkeiten und Gefahren sie sich begeben, wenn sie den Gynäkologen auf den Leim gehen. Und wie segensreich war es doch, dass uns das vorige Jahrhundert einen Menschen wie Professor Rötzer geschenkt hat, der mit der Aufstellung seiner Regeln die Natürliche Empfängnisregelung auf sichere Füße gestellt hat.
Viel Glück und guten Erfolg wünscht
Manfred van Treek