Re: Nochmal: Auf-/Abrunden der Werte / @ Claudia

Geschrieben von Claudia am 6. August 2008, 21:40
Als Antwort auf: Nochmal: Auf-/Abrunden der Werte / @ Claudia geschrieben von Milli

Liebe Milli!

Zuerst wollte ich eine surjektive Funktion in einen anderen Werteraum definieren. Aber das war mir dann doch zu aufwändig für ein Kinderwunschforum. ;-) Also weg damit.

Dann wollte ich über die Länge von Maßstäben reden, aber das hätte ebenso den Rahmen gesprengt. :-) Ebenfalls weg damit.

Dann hatte ich die geniale Idee, übers Quecksilberthermometer zu schreiben - was ja das Naheliegendste ist - , und meine Tastatur spielt verrückt und lässt mich nicht mehr tippen, argks! Also Fenster schließen (seufz!) und jetzt nochmal neu ...

> Hallo ihr Lieben,
>
> mir geht das mit den gerundeten bzw. den original Temperaturwerten
> noch nicht so ganz aus dem Kopf...
>
> Claudia, du hattet an Emy folgendes geschrieben: "Nein, die gemessenen
> Werte ändern nichts dran. Wenn du dich für eine Rundungsart entschieden
> hast, musst du sie - zumindest den gesamten Zyklus hindurch - konsequent
> durchziehen. Aber die Originalwerte bringen nichts."

>
> Was wäre aber, wenn man, wie in meinen Beispielen (siehe letzter Beitrag
> dazu: klick!) - laut Originalwerte - doch eigentlich eine 4. höhere Messung
> benötigen würde...?
> Sollte man dann nicht doch sicherheitshalber lieber die original Werte bei
> der Auswertung vor Augen haben?
> Bei Kinderwunsch kann man bestimmt darauf verzichten, aber bei
> Kontrazeption?

Eigentlich sind es zwei Themen, die du anschneidest, nämlich (a) die Mariesche Gaußklammervariation und (b) ob-man-die-Originalwerte-sich-merken-soll.

Ich schreibe jetzt mal zu (b), denn ich glaube, davon sind wir ausgegangen.
Ich versuche, eine Situation zu konstruieren, die ebenso kritisch ist, die aber hieb- und stichfest ist.
Stell dir vor, du hast ein Quecksilberthermometer. Von Queckis wissen wir, dass sie (a) die Differenz zwischen gestern und heute vollkommen exakt anzeigen, aber (b) möglicherweise ein bisschen in der Höhe verschoben sind. Wenn du mit zwei verschiedenen Quecksilberthermometern (zeitgleich) misst, wirst du zwei vollkommen gleiche Kurven bekommen, allerdings "parallelverschoben". Auf meinem Quecksilberthermometer steht eine maximale Abweichung von 0.1 Celsius drauf. Wenn ich also eins habe, das um 0.1 nach oben verschoben ist und ein zweites, das um 0.1 nach unten verschoben ist (also wenn beide die größtmögliche Abweichung ausschöpfen, nur jeweils einmal nach oben und einmal nach unten), dann werde ich bei zeitgleichem Messen zwei identische Kurven bekommen, die um 0.2 verschoben sind. Wenn ich das Papier gegen das Licht halte und verschiebe, kann ich die Kurven genau übereinanderlegen.

Nehmen wir jetzt folgenden Fall:
Gehen wir davon aus, dass wir - wie auch immer wir das tun mögen - den absolut richtigen Temperaturwert kennen.
Für das Beispiel benötigen wir nur (1) den Wert, der die Basislinie bestimmt und (2) den Wert der dritten Ringelmessung. (Du hast es ja auch bereits auf diese Werte zusammengekürzt.)
Sei nun der Basislinienwert bei 36.51, und die dritte Ringelmessung bei 36,69.
Dein Thermometer zeigt dir also einen Wert "knapp über 36.5" an, und du trägst 36.5 ein. Das ist korrekt.
Die dritte Ringelmessung liest du als "knapp unter 36.7", und du trägst korrekterweise 36.7 ein.
Du hast also die Differenz von 0.2 erreicht. Du hast nirgends geschummelt. Diese Art der Auswertung ist so, wie man sie machen soll und vollkommen richtig.

Nimm nun das andere Quecksilberthermometer, und mögen diese Werte nun um zwei Hundertstel verschoben sein. Du siehst also den Basislinienwert bei 36.53, somit Eintrag im Zykusblatt von 36,55. Die Hochlage wird angezeigt als 36.71, und du schreibst ganz korrekt 36,70.
Du hast in diesem Fall die Differenz von 0.2 nicht erreicht! Und wieder hast du vollkommen richtig ausgewertet!

Wenn du dir nun zum Vergleich die echten Werte ansiehst, hast du hier ebenfalls keine Differenz von 0,2.

Je nach Quecksilberthermometer sind aber beide Zyklusblätter richtig geführt!

Die NER ist zu einer Zeit entwickelt worden, zu der es vorwiegend Quecksilberthermometer gegeben hat. Und es werden auch Quecksilberthermometer explizit empfohlen. Sie sind nun mal das Beste, das am Markt ist (beziehungsweise leider nicht mehr am Markt ist). Und ich denke, dass diese Problematik Dr. Rötzer auch klar ist. Und trotzdem haben wir nie irgendwann die Anweisung bekommen, die Originalwerte aufzuschreiben ("bissi über 36,54" oder so ähnlich).

Du wirst jetzt noch ein größere AUTSCH von dir geben, wenn du das nachverfolgt hast. :-) Aber es ist korrekt ausgewertet!


Ich denke, diese Gläubigkeit an die vierte Nachkommastelle ist erst recht spät gekommen. Früher war man glücklich, wenn man auf der Waage gesehen hat: Jö, ich habe ein halbes Kilo abgenommen. Heute muss man wissen, dass es exakt 437 Gramm sind. Dabei übersieht man, dass (1) die Waage nicht so exakt anzeigen kann, sondern prächtige Fantasie entwickelt (was irgendwo kleingedruckt auch draufsteht), und (2) erhöhen sich die 437 Gramm auf 439 Gramm, wenn man sich noch schnäuzt. Achja, und die Zehennägel könnte man auch noch schneiden, juchuu, 442 Gramm!!! Es sind dann einfach Parameter da, wo sich die Messgenauigkeit ad absurdum führt.
Und genauso ist es - denke ich - auch mit den Thermometern. Bei der NER war immer nur die Rede von Quecksilberthermometern, die man auf "halbe Stricherln" rundet: Ist das Quecksilber auf dem Stricherl, oder steht es dazwischen? Mehr hat man von dem Ding nicht verlangt, denn jedes "Genauer" oder jedes "Mehr" würde vermutlich auch schon den letzten Traum widerspiegeln, oder ob ich mir die Daunentuchent fest über die Nase gezogen und geschwitzt habe, oder ob der Schlaf vielleicht wegen der frühen Amsel draußen in der Früh nicht mehr gar so tief war, ...


Für die Mariesche Gaußklammervariation kann ich übrigens - wenn ich mir das grad überlege - genauso argumentieren wie oben: Es ist eine Verschiebung um 0,025. Wenn Marie gaußklammerrundet, ist es das Gleiche, wie wenn sie ein Quecksilberthermometer nimmt, das um 0.025 verschoben ist und "richtig" rundet. (Wenn ich mich da jetzt nicht vertan habe mit den 0.025 - es ist schon recht spät, bitte nachrechnen! :-) )

Liebe Grüße,
Claudia (die jetzt gerne zuschauen würde, wie du nachrechnest und grübelst :-) )
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