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Stillen
Zwei Punkte sind beim Stillen ganz wesentlich: (a)
Das Stillen trägt - vermutlich durch den intensiven Körperkontakt -
dazu bei, dass das Kind im späteren Leben gesellschaftlich
besser eingegliedert ist und eine höhere soziale Stellung erlangt.
[Richard Martin, University of Bristol]
(b) In der Muttermilch ist alles Notwendige für das Baby enthalten,
es muss nichts zugefüttert werden. Durch das Stillen wird Allergien
vorgebeugt, es soll die Psyche stabilisieren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
mindern.
David Prentis hat im April 2007 einen Vortrag über Ökologisches Stillen
und Sheila Kippley gehalten, die die sieben Normen des ökologischen
Stillens erarbeitet hat. Im Folgenden die Unterlagen zu diesem Vortrag:
Ökologisches Stillen
Vortrag beim INER-Kongreß, Quarten, 21. April 2007
1. Ökologisches Stillen
2. Was ist das ökologische Stillen?
Es ist die allerälteste Art der Kinderpflege, die Art, wie Mütter ihre
Kinder gepflegt und ernährt haben - seit der Zeit von Adam und Eva. Diese
Art von Stillen ist die normale Praxis bei Naturvölkern und bei vielen
Menschen in den Entwicklungsländern. Weltweit ist das Stillen der
wichtigste Faktor, der die Abstände zwischen den Geburten beeinflußt.
Wir fördern das ökologische Stillen, weil es das Beste für das Kind ist.
3. Sheila Kippley
Sheila Kippley, Mitbegründerin der Organisation CCL (die Ehepaarliga),
ist Instruktorin der La Leche Liga.
Ziemlich früh (etwa 1970) hat sie sich für den Einfluß des Stillens auf
die Rückkehr der Fruchtbarkeit nach der Geburt interessiert und hat sieben
Normen des ökologischen Stillens ausgearbeitet.
Der Lebensstil unserer zivilisierten Gesellschaft hat einen Einfluß auf
die Kinderpflege gehabt, vor allem, daß die Mütter von ihren Kindern früh
getrennt werden. Also mußte Sheila Kippley das Natürliche und
Selbstverständliche wieder entdecken und propagieren.
4. DIE ÖKOLOGIE DER NATÜRLICHEN KINDERPFLEGE
Was bedeutet "Ökologie der natürlichen Kinderpflege"? Ökologie hat mit
dem Gleichgewicht in der Natur zu tun. Wir wissen, daß, wenn wir ein Element
in einem natürlichen Verhältnis stören, gleichzeitig Nebenwirkungen zu
erwarten sind. Das gilt auch für das Mutter-Kind-Verhältnis.
Die Ökologie der natürlichen Kinderpflege bezieht sich auf eine
wechselseitige Beziehung. Die Mutter befriedigt die Bedürfnisse des Kindes
an der Brust, während das Saugen des Kindes ihr normalerweise eine lange
Zeit der natürlichen Unfruchtbarkeit verleiht.
Das Grundprinzip bei dieser Ökologie ist das häufige Saugen. Das kann man
nicht überbetonen. Die Sache ist durchforscht worden und die Ergebnisse
sind klar: der wichtigste Faktor für die verlängerte Unfruchtbarkeit
ist das häufige Saugen. Wenn die Mutter das Stillen des Kindes beschränkt,
wird die natürliche Unfruchtbarkeit dadurch wahrscheinlich auch beschränkt.
Die natürliche Kinderpflege vermeidet Verfahrungsweisen, die das Stillen
und die Kinderpflege an der Brust beschränken.
Sheila Kippley hat das Grundprinzip in sieben Normen der natürlichen
Kinderpflege augearbeitet.
5. Die Rückkehr der Fruchtbarkeit nach der Geburt
Die ist sehr unterschiedlich.
- hängt von der Empfindlichkeit des weiblichen Organismus ab
- hängt von der Art ab, wie das Kind saugt
- hängt von der Art der Babypflege ab:
- |
Babyflasche: eine baldige Rückkehr der Fruchtbarkeit ist zu erwarten
- für den Organismus der Mutter ist es als ob sie kein Kind hätte.
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- |
"kulturelles" Stillen (regelmäßige Abstände, zufüttern von Breien,
Flüssigkeiten, Benützen von Schnullern, usw.: meistens kehrt die
Fruchtbarkeit bald wieder.
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- |
ökologisches Stillen: eine verlängerte Zeit der Unfruchtbarkeit ist
meistens zu erwarten.
|
6. Die sieben Normen des ökologischen Stillens
1. In den ersten sechs Monaten nur Muttermilch geben!
Die natürliche Kinderpflege bedeutet, daß die Mutter ihr Kind mit dem
füttert, was sie hat und nicht mit dem, was sie kauft.
-
Nach der Natur sollte ein Säugling in den ersten Monaten eine
ausschließliche Milchdiät erhalten. Auch die WGO und UNICEF
empfehlen ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten.
-
Das Kind soll in der Normalsituation nur Muttermilch bekommen, bis es
sechs Monate alt ist - keine Säfte, Breie, feste Nahrung, Wasser
oder andere Flüssigkeiten. Kommerzielle Babynahrung verdient Geld
für die Hersteller, aber sie ist nicht das Beste für das Baby.
Ärzte sehen auch einen Zusammenhang zwischen der frühen Einführung von
fester Nahrung, Flüssigkeiten und Ersatzmilch und Allergien, chronischen
Ohrentzündungen und Darmkrankheiten. Die natürliche Babynahrung ist
überlegen. Früh verabreichte feste Nahrung ist unnötig und kann auch
schädlich sein.
7. Die sieben Normen des ökologischen Stillens
2. Das Kind an der Brust beruhigen
Die Brust ist das beste Beruhigungsmittel für das Baby.
Das Bedürfnis des Kindes zu saugen wird befriedigt und es erfährt die Nähe
zu seiner Mutter, die für sein emotionales Wohlergehen äußerst wichtig ist.
8. Die sieben Normen des ökologischen Stillens
3. Keine Flaschen oder Schnuller!
Erstens, braucht das Kind keine Flaschen, wenn die Brust der Mutter immer
zur Verfügung steht.
Zweitens, die Saugtechnik ist bei der Flasche anders als an der Brust, so
daß der Säugling in Verwirrung kommt.
Medikamente können mit einem Löffel oder einer Spritze verabreicht werden.
Drittens, der Schnuller stört die natürliche Unfruchtbarkeit, da das Saugen,
das am Schnuller geschieht, eigentlich für die Brust bestimmt wäre.
9. Die sieben Normen des ökologischen Stillens
4. Beim nächtlichen Stillen schläft das Kind im Bett seiner Mutter.
Es soll NICHT behauptet werden, daß eine Frau mit ihrem Kind
zusammen schlafen muß um eine gute Mutter zu sein. Wenn sie aber
die normale Nebenwirkung der verlängerten Unfruchtbarkeit durch das
Stillen haben möchte, dann ist das wichtig.
Warum? Das Baby, das neben seiner Mutter schläft, saugt dreimal so viel
in der Nacht als das Baby, das alleine schläft - selbst dann, wann das
Kinderbettchen neben dem Bett der Mutter steht. Es ist das häufige,
unbegrenzte Saugen, das den Eisprung hinausschiebt.
Wenn Mutter und Kind zusammen schlafen, werden die Gefühlsbedürfnisse
des Kindes, sowie der Mutter, befriedigt. Einige Fachleute empfehlen, daß
Eltern mit ihren Babies schlafen, nicht wegen des Hinausschiebens der
Fruchtbarkeit, sondern wegen der psychischen Gesundheit des Kindes.
Schlafen mit dem Baby ist günstig, weil die Mutter zum Stillen nicht
aufstehen muß und ihr Schlaf weniger gestört wird. Es ist auch gefahrlos,
wenn gesichert wird, daß das Kind nicht zwischen Matratze und Bettrahmen
rutscht oder sich in Bettlaken verwickelt. Die Eltern dürfen jedoch
keinen Alkohol, Schlafmittel oder Drogen einnehmen.
10. Die sieben Normen des ökologischen Stillens
5. Mutter und Kind machen beim Stillen ein Mittagsschläfchen.
Erstens braucht die Mutter selber eine Ruhepause. Einige Berichte lassen
vermuten, daß Müdigkeit ein wichtiger Faktor bei der frühen Rückkehr der
Fruchtbarkeit ist.
Zweitens, eine ausgedehnte Stillzeit am Nachmittag hilft dabei, die Hormone
zu regulieren um die normale Unfruchtbarkeit des Stillens zu fördern.
Es wird beobachtet, daß das Stillen beim Mittagsschläfchen die erste Norm
ist, der nicht gefolgt wird. Das reicht für manche Frauen die
Regelblutung und Fruchtbarkeit einzuleiten.
11. Die sieben Normen des ökologischen Stillens
6. Stillen Tag und Nacht; feste Stillpläne vermeiden.
Anders ausgedruckt: das Baby wird angelegt, wenn auch immer es verlangt.
Der von Frauen am häufigsten angegebene Grund für das Versagen des
Stillens, ist "zu wenig Milch".
-
Der wichtigste Grund, weswegen Frauen meinen, daß sie zu wenig Milch
haben, ist, daß gestillte Babies häufig trinken wollen. Sie wollen
keine 3 bis 4 Stunden zwischen Ihren Mahlzeiten warten. Wenn man
begriffen hat, daß der Säugling häufig trinkt, verschwinden meistens
die Sorgen um die Milchversorgung. Wenn die Mutter das Kind nach seinem
Verlangen stillt, wird sie ausreichend Milch haben. Die Milchproduktion
richtet sich nach dem Verlangen.
Da die Muttermilch so viel verdaulicher für das Baby ist, als
Flaschenmilch, ist es ganz normal, daß es öfter an die Brust will. Es
soll uns nicht überraschen, wenn es eine Stunde oder weniger, nach dem
Stillen, wieder an die Brust will. Wer von uns möchte
vier Stunden warten, ohne etwas essen oder trinken zu wollen. Und wir
wachsen nicht mehr!
-
Feste Stillpläne sind zu vermeiden, ob tagsüber oder in der
Nacht. Sie beschränken das Saugen an der Brust und können
dadurch die Nebenwirkung der natürlichen Unfruchtbarkeit stören.
Feste Zeitpläne haben keinen Platz beim ökologischen Stillen. Bei der
natürlichen Kinderpflege lernt die Mutter die Uhr zu vergessen und sich
nach ihrem Kind zu richten.
12. Die sieben Normen des ökologischen Stillens
7. Jegliche Einschränkung des Stillens oder Trennung von Mutter und Kind
sind zu vermeiden.
Die siebte Norm faßt die anderen sechs zusammen. Positiv ausgedrückt heißt das, daß die Mutter ihrem Baby nah sein sollte, am Tag und in der Nacht.
-
Das bedeutet nicht, daß sich die Mutter aus der Gesellschaft zurückziehen
sollte. Es bedeutet, daß sie ihr Baby mit sich mitnimmt. Es ist
möglich sittsam zu stillen, so daß keine Haut entblößt wird.
Es ist an diesem Punkt, daß die natürliche Kinderpflege am Heftigsten
gegen die gängige Kultur stößt. Sie setzt voraus, daß die Kinderpflege
Aufgabe der Babysitter ist und sagt: "Wenn Sie ein Baby haben,
versichern Sie, daß Sie viel Zeit vom Baby getrennt verbringen."
Nach der natürlichen Kinderpflege aber sagen wir: "Nehmen Sie das Kind
mit."
Eine Mutter soll lieber die tatsächlichen Bedürfnisse ihres Kindes
erfüllen - mit ihm zu sein. Säuglinge haben tatsächliche Bedürfnisse,
die befriedigt werden sollten. Es besteht keine Gefahr, daß sie dadurch
verwöhnt werden.
Babies werden zu selbständigen und sicheren Kindern anwachsen, wenn sie
im frühen Alter sicher und abhängig sein dürfen. Babies brauchen viel
Liebe und engen Kontakt zu ihren Eltern.
13. Die Rolle der körperlichen Nähe bei der Verlängerung der Unfruchtbarkeit
Die Rolle, die die Nähe von Mutter und Kind auf die Abstände zwischen den
Geburten der Kinder spielt, wird in einer Studie aus dem Jahre 1974
illustriert. Die untersuchte Kultur (in einer Region von Rwanda -
einem kleinen Land in Mittelafrika) praktizierte keine Verhütung, und es
gab kein Tabu auf Koitus in der Stillzeit. Die Empfängnisziffern für zwei
Gruppen - ländlich und städtisch - wurden analysiert. Unter den Müttern,
die die Flasche gaben, gab es keinen Unterschied zwischen den
Müttern aus städtischen und ländlichen Gegenden. Unter den stillenden
Müttern gab es jedoch bedeutsame Unterschiede.
-
Die Mütter aus den Städten zeigten die Tendenz nach Zeitplänen
zu stillen und verließen zeitweise ihre Babies, so daß der Kontakt mit
ihnen begrenzt war. 75% der städtischen Frauen empfingen zwischen 6 und
15 Monaten nach der Geburt.
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Die Mütter aus ländlichen Gegenden waren dagegen im engen Kontakt
mit ihren Babies und 75% dieser Gruppe empfingen zwischen 24 und 29
Monaten nach der Geburt. Die Autoren schlossen daraus, daß der Kontakt
zwischen Mutter und Kind die Empfängnisziffer beeinflußte.
14. Die natürliche Kinderpflege: eine amerikanische Studie
Dieses Dia zeigt die Ergebnisse einer kleinen Studie, die Kippleys im Jahre
1972 veröffentlichten. Neunundzwanzig amerikanische Frauen befolgten die Regeln der natürlichen Kinderpflege.
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Die Mehrheit - 72% - bekam ihre erste Periode nach der Geburt,
als ihre Babies 9 bis 20 Monate alt waren. Etwa 14% menstruierten
früher und 14% später. In der letzterwähnten Gruppe war eine Frau 29
Monate nach der Geburt, als sie das Formular zurückschickte. Später
schrieb sie, daß sie ihre Zyklen mit 38 Monaten bekam.
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Der durchschnittliche Zeitpunkt für die erste Blutung war 14,6
Monate nach der Geburt. Dieses Ergebnis wurde durch eine größere
Studie aus dem Jahr 1986 bestätigt, die einen Durchschnitt von 14,5
Monaten herausfand.
Das ökologische Stillen kann also für die ersten Jahre der Ehe bei
der Gründung einer Familie als alleinige Methode der Empfängnisregelung
dienen.
Weitere Informationen kann man von der Webseite von Kippleys (Natural
Family Planning International, Inc.) bekommen: www.nfpandmore.org. Die
Bücher sind an der Startseite unten zu sehen. Da werden Bestellmöglichkeiten
(durch Amazon usw) vermittelt.
Das Buch "Natural Family Planning - The Complete Approach", samt einem
Kapitel über das Stillen, kann man herunterladen.
Beim Blog gibt es mehrere Artikel zum Thema Stillen.
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