Sternenkinder


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Unser Johannes (Madeleine)

Diese Zeilen schrieb ich einige Wochen nach der stillen Geburt unseres Sohnes. Mir war es wichtig, diese Gedanken und Gefühle festzuhalten.

Mein lieber Johannes,

eigentlich wollte ich schon während der gesamten Zeit, die wir miteinander hatten, schreiben.
Für Dich für später. Niemals hätte ich gedacht, dass wir nur eine so kurze Zeit miteinander haben werden. Du sollst wissen, wie sehr wir Dich von Anfang an geliebt haben, wie unbeschreiblich dieses Gefühl war, Dich in meinem Bauch zu spüren. Wie sehr warst Du gewünscht und ersehnt von uns und wie glücklich waren wir, als wir die Gewissheit hatten, dass Du es Dir in meinem Bauch gemütlich gemacht hast. Wir wussten doch, dass es nicht selbstverständlich war, so schnell schwanger zu werden. Natürlich hatten wir auch Zweifel und Ängste. Wir sind ja keine sehr jungen Eltern mehr. Würden wir das alles noch schaffen? Würden wir uns als Paar verändern? Aber diese Sorgen wichen sehr schnell der unglaublichen Freude auf das Leben mit Dir. Welch ein Wunder Dich, mein Kind, in mir zu spüren. Deine ersten zarten Bewegungen: ein winziges Klopfen. Wie stolz war ich auf meinen wachsenden Bauch. Jeden Tag streichelte Dein Papa ganz zärtlich über die kleine Wölbung und erzählte Dir etwas von uns. Ich kann mich noch genau an einen wunderschönen Maitag erinnern, es war ein Pfingstwochenende. Ich war mit Deinem Papa am Meer. Wir lagen eng aneinander gekuschelt im warmen Sand und malten uns unser Leben mit Dir aus. Es war so ein unglaubliches Gefühl der Ruhe und Gelassenheit in uns. Wir waren so glücklich, so zuversichtlich.

Und ein paar Tage später dann die unfassbare Diagnose. Tage zwischen Hoffnung und Entsetzen. Aufnahme in der Klinik. Die Geburt sollte eingeleitet werden. Die Geburtsschmerzen waren kaum zu ertragen. Es zog sich über Stunden; denn ich konnte und wollte Dich nicht loslassen. Du wurdest in den frühen Morgenstunden geboren. Es war so eine Stille im Kreissaal, als die Hebamme Dich in meinen Arm legte. Für einen kleinen Moment war ich glücklich. Du warst so wunderschön und es sah aus, als würdest Du schlafen. Wie viel Ähnlichkeit Du doch mit Deinem Papa hattest sogar das kleine Grübchen am Kinn, das ich an ihm so liebe. Du warst so zart und zerbrechlich. Irgendwann mussten wir uns verabschieden. Die restlichen Stunden in dieser Nacht haben Dein Papa und ich schweigend verbracht. Wir lagen in meinem Bett nebeneinander und haben uns ganz festgehalten. Wir waren uns in jener Nacht und in unserem gemeinsamen Schmerz so nah wie nie zuvor.

Wir mussten Dich wieder hergeben und doch wirst Du immer bei uns sein. Wir vermissen Dich so sehr. Du hast uns 24 Wochen sehr glücklich gemacht.

Deine Eltern



Die Zeit danach

Die ersten Tage sind kaum zu beschreiben: Wir weinten um unser Kind, und es gibt keine Worte für den Schmerz, für diesen Verlust. Die Pastorin unserer Gemeinde unterstütze uns in ganz einfühlsamer Weise und ermöglichte uns einen ganz würdigen Abschied von unserem Sohn. In den ersten Tagen waren wir wie gelähmt. Irgendwann begannen wir wieder etwas zu funktionieren. Aber wir zogen uns über Monate zurück. Wir gingen vielen Menschen aus dem Weg aus Angst vor Fragen. Wir spürten auch die Hilflosigkeit angesichts unseres Verlustes. Ich konnte weder schwangere Frauen, noch Paare mit Kind ertragen. Ich erlebte das erste Mal in meinem Leben so ein Gefühl, das ich zuvor nicht kannte: Neid! Ich fühlte mich so leer und betrogen. Ich hatte ein Kind zur Welt gebracht und durfte es nicht im Arm halten, stillen und liebkosen. Mein Körper war noch von der Schwangerschaft gezeichnet und die Hormone spielten verrückt. Eine sehr verständnisvolle Hebamme begleitete mich ein Stück durch diese schwere Zeit. Da unser Kind über 500 g wog, durfte ich meine volle Mutterschutzzeit in Anspruch nehmen. Dies war eine für mich so wichtige Entscheidung. Ich konnte mir die Zeit zum trauern nehmen, die ich so dringend benötigte. Es war unendlich schwer, wieder in die Normalität des Alltags zurückzufinden.

Ohne die grenzenlose Liebe zwischen meinem Mann und mir wäre es nicht gelungen. Wie groß waren doch die Erwartungen der Anderen, dass es doch nun endlich wieder alles gut sein müsse. Wie oft habe ich gehört, dass ich doch schon gesunde Kinder hätte ich solle doch zufrieden sein.
Ich weiß, wie schwer es für andere Menschen ist, unseren Schmerz nachzuempfinden oder auch die richtigen Worte zu finden.

Inzwischen sind neun Monate seit dem Tod unseres Kindes vergangen. Die Erinnerungen schmerzen immer noch und es wird sicher auch so bleiben. Und dennoch denken wir in großer Liebe und Dankbarkeit an die kurze Zeit zurück, die wir mit unserem ungeborenen Sohn erleben durften. Der Wunsch nach einem Kind ist immer noch sehr groß. Im Januar mussten wir unser zweites Sternchen in der 7. Schwangerschaftswoche gehen lassen. Wir geben nicht auf und sind ganz zuversichtlich, dass wir irgendwann ein gesundes Kind im Arm halten dürfen.


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